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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Bereiche, die durch eine Kombination dieser Farben gekennzeichnet waren. Ein Großteil der Heringsinsel trug eine gelb-blaue Schraffur, während sich hinter Jo Lilleengens Haus ein paar rote Flecken und ein violetter Streifen befanden, der die Werft kennzeichnete.
    Sie musste sich eingehender mit den Erklärungen der Legende beschäftigen, um herauszufinden, was diese Aufteilung für die Heringsinsel und Teile der Innenstadt zu bedeuten hatte. Die Farbkombinationen sagten ihr, dass verschiedene Bautätigkeiten möglich waren. In weiten Teilen der Stadt durfte also privat und gewerblich gebaut werden. Der Bebauungsplan ging nicht darauf ein, welche Art
der Bautätigkeit bevorzugt wurde. Auch den Bauvorschriften für die einzelnen Gebiete konnte sie nicht entnehmen, was mit der Heringsinsel geschehen sollte. Doch zwei Dinge schienen eindeutig zu sein: Zum einen war das kommunale Eigentum auf der Insel sehr begrenzt, zum anderen konnte jeder Bauherr frei entscheiden, was mit seinem Grund und Boden geschehen sollte. Was das Heringsviertel für ein Konsortium wie den Skarv-Konzern, der erst vor wenigen Jahren ein großes Einkaufszentrum gebaut hatte, zweifellos attraktiv machte. Die Ferienhäuser, die sie für illegal gehalten hatte, waren womöglich nur die Spitze des Eisbergs.
    Â 
    Als Maja das Ärztehaus betrat, fiel ihr sofort auf, dass der Bebauungsplan und der Dienstplan in denselben Farben gehalten waren. Alle Mitarbeiter waren in die Mittagspause verschwunden, abgesehen von Linda, die Maja im Kopierraum stehen sah. Vorsichtig ging sie zur Tafel.
    Die Tafel war Edel Raaholdts ganzer Stolz und wurde von ihr mit derselben Strenge überwacht wie der Schrank mit den Medikamentenvorräten. Jede noch so kleine Änderung musste von ihr abgesegnet werden, und niemand durfte es sich herausnehmen, einen der farbigen Magneten ohne ihre Zustimmung zu verschieben.
    Die meisten kannten ihre Dienstzeiten auswendig, und da Maja nicht mehr im Krankenhaus arbeitete, war es auch für sie ein Leichtes, ihre Zeiten im Auge zu behalten. Die grünen Streifen, die ihre Anwesenheitspflicht in der Praxis kennzeichneten, wurden nur manchmal von roten unterbrochen, die markierten, an welchen Tagen sie Hausbesuche machte. In der Regel wechselte sie sich mit Milten ab, der zwei Dienste pro Woche hatte.
    An der Tafel war alles in bester Ordnung, doch im Grunde bedurfte es nur eines kleinen Handgriffs, um eine Änderung vorzunehmen. Wenn sie ihren grünen mit Miltens rotem
Block vertauschte, wäre der Dienstplan schon radikal geändert. Dann müsste sie morgen bereits eine Reihe von Hausbesuchen erledigen, und zwar nicht bei ihren eigenen Patienten, sondern denen von Milten, die einen Tag früher Besuch bekämen als sonst. Es gab eigentlich keinen Grund, diese Art von Anarchie auszulösen, die selbst Edel Raaholdt vermutlich erst bemerken würde, wenn es zu spät war. Der einzige Grund bestand darin, dass genau in dieser Woche ein Hausbesuch bei Tjodolv Skarv anstand. Ein Besuch, den sie zu gern übernehmen würde.
    Majas Finger huschten rasch über die Tafel, und sie hätte fast ein rotes Klötzchen zu Boden fallen lassen, als Linda plötzlich zur Tür hereinkam und heftig zusammenzuckte.
    Â»Mein Gott, hast du mich erschreckt!«
    Â»Das wollte ich nicht«, entgegnete Maja und drehte sich um.
    Â»Kann ich dir bei irgendwas helfen?«
    Â»Nein, danke«, antwortete Maja und nahm sich schnell eine Patientenakte.
    Â 
    Maja erzählte Stig nicht, was sie getan hatte. In Anbetracht seiner Reaktion auf ihr Treiben in Munkejords Wohnung war sie davon überzeugt, dass er auch diese Aktion nicht gutheißen würde.
    Am nächsten Morgen war sie vor allen anderen im Ärztehaus, um sich mit den Unterlagen für die Hausbesuche des Tages, besser gesagt, des Vormittags zu versorgen. Es war nicht vorauszusehen, wie Edel Raaholdt, geschweige denn Milten, auf ihr eigenmächtiges Verhalten reagieren würden. Vielleicht würden sie Tjodolv Skarvs Angehörigen sogar eine Warnung zukommen lassen, um zu verhindern, dass sie ihn untersuchte. Daher war sie fest entschlossen, ihren Zeitvorsprung zu nutzen.

    Sie fuhr am Jættewasserfall vorbei und folgte der Küstenstraße. Linkerhand, nur durch eine schmale Leitplanke von der Fahrbahn getrennt, lag das dunkle Meer unter ihr. Rechterhand ragte der karge Jætteberg vor ihr auf. Angesichts der engen

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