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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Fähigkeit, die Ideen anderer zu übernehmen und selbst zu expandieren«, fuhr Stig fort.
    Â»Und was bedeutet das für ihre Pläne mit dem Heringsviertel?«
    Â»Du hast doch selbst meinen Vater erwähnt.«
    Maja lächelte leicht verlegen, doch Stig fuhr unbeirrt fort:
    Â»Die Idee mit den industriellen Fangschiffen stammte von ihm, nicht von Tjodolv Skarv. Dennoch war es Skarv, der schließlich den Sieg davontrug und nicht nur eins, sondern gleich drei davon kaufte. Auch die Idee mit dem Einkaufszentrum stammte nicht von ihnen. Dennoch bekamen sie den Zuschlag und bauten schließlich ein Megacenter mit vier Stockwerken. Und Solstrøm ist deiner Theorie zufolge der Erste, der auf den Gedanken gekommen ist, eine heruntergekommene Wohngegend in eine attraktive Feriensiedlung zu verwandeln. Und jetzt frage ich dich, wie Skarv wohl darauf reagieren wird.«
    Maja schaute sich um. Die Aussicht und damit auch die Lage waren hervorragend. Und das Grundstück war sicherlich groß genug, um das zu errichten, was sie vermutete. Wenn Stig recht hatte, wollte Skarv Solstrøms Idee aufgreifen und hier eine riesige Ferienanlage entstehen lassen. Eine Anlage mit Konferenzraum, Wellnessbereich und Restaurant, deren zweihundert Balkone sämtlich aufs Meer hinausgingen und deren größter Konkurrent sich abgeschlagen nahe der lauten Umgehungsstraße befand.
    Â»Er will ein Hotel bauen«, antwortete sie.
    Stig warf seine Zigarette weg und nickte.

    Â»Gut möglich.«
    Â»Sehr gut möglich«, entgegnete sie, ehe sie ihn auf den Mund küsste.
    Maja betrachtete die Brücke, die sich über dem Hafen spannte. Wenn sie hier ein Hotel bauen wollten, mussten sie das lärmende Schild beseitigen.
    Als sie zum Auto zurückgingen, sagte Stig: »Wenn unsere Vermutung stimmt, werden der Konzern und diejenigen, die in das Vorhaben involviert sind, ihre Pläne nicht lange geheim halten können. Auch wenn hinter den Kulissen noch so viel gekungelt wird, muss das Bauprojekt das offizielle Genehmigungsverfahren durchlaufen. Das würde uns ausreichend Gelegenheit geben, die zweifelhaften Umstände zu beleuchten, unter denen der Baugrund aufgekauft wurde.«
    Â»Ja, vielleicht«, entgegnete Maja.
    Sie war weniger aufgeräumt als Stig. Es konnte schon sein, dass die Wahrheit unter diesen Umständen ans Tageslicht kam, aufgedeckt von LokalNyts fleißigen Mitarbeitern. Aber wäre das nicht wieder eine Enthüllung nach den Prämissen des Konzerns? Ein Spiel, in dem es um Geld und Einfluss ging? Ein Spiel, das er schon so oft gewonnen hatte? Es musste einen Weg geben, das Vorhaben aufzudecken, bevor es so weit kam. Bevor die Spuren von Kvams und Munkejords Tod, so wie bei Lilleengen, für alle Zeit verwischt waren.

34
    Â»Sie haben ihn gefunden!«, rief Stig aufgeregt am anderen Ende der Leitung.
    Â»Was? Wen?«, fragte Maja, während sie versuchte, sich im labyrinthischen Wohnkomplex von Haralds Have zurechtzufinden.
    Â»Rolf Vikse.«
    Â»Na großartig!«, sagte sie ironisch. »Ist er noch am Leben?«
    Â»Ja, ja, irgendwo an der Umgehungstraße haben sie ihn aufgegriffen.«
    Â»Muss ja ein großer Tag für Blindheim sein.«
    Sie stellte ihren Wagen auf dem Parkplatz direkt vor dem Eingang ab. Stigs Stimme ging im allgemeinen Trubel fast unter, als er Maja mitteilte, er sei auf dem Weg zur Pressekonferenz. In der Redaktion war anscheinend schon große Hektik ausgebrochen, aber Stig wollte sie im Lauf des Tages über die aktuellen Entwicklungen informieren.
    Â 
    Aber sie hörte seine Stimme erst am Abend wieder, als sie ihn in den Fernsehnachrichten sah. Sie fand es immer noch merkwürdig, zu Hause auf seinem Sofa zu sitzen, mit der Wolldecke, die nach seinem Aftershave duftete, und ihn gleichzeitig auf dem Bildschirm zu sehen.
    Als sie den Bericht sah, wurde ihr klar, warum er keine Zeit für weitere Telefonanrufe gefunden hatte. Die Pressekonferenz war offenbar nur ein Termin unter vielen gewesen. Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als Blindheim die versammelte Presse darüber informierte, dass Vikse
sich gestellt habe. Darin bestand also der »Fahndungserfolg«. Dem Kommissar zufolge hatte sich Vikse in einem Sommerhaus in den Bergen versteckt gehalten, schließlich aber aufgegeben, als ihm Hunger und Kälte immer mehr zusetzten. Im Fernsehen wurde ein Bild vom Sommerhaus eingeblendet, das keine

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