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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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würde die Stimmung und das Tagesgericht, Chili con Carne, zu schätzen wissen.
    Nachdem sie gegessen und ihren Valpolicella geleert hatten, schlenderten Maja und Stig dem Marktplatz entgegen, an dem das Konzerthaus lag. Die Dunkelheit war hereingebrochen und kündigte bereits den Sturm an, was die meisten
Bewohner, die unverdrossen über die Straßen flanierten, nicht zu kümmern schien.
    Vor dem Konzerthaus erstreckte sich ein roter Teppich auf die Straße hinaus. Zwei Männer kämpften vergeblich gegen den Wind an, der sowohl den Teppich als auch die brennenden Fackeln jeden Moment gegen das vis-à-vis liegende Rathaus schleudern wollte. Maja lächelte in sich hinein. Diese Kombination würde einen explosiven Molotowcocktail ergeben. Mitten im Zentrum der Macht.
    Nachdem Stig ihre Eintrittskarten vorgezeigt hatte, betraten sie das zum Bersten gefüllte Foyer, in dem bereits Galastimmung herrschte. Maja fühlte sich ein wenig underdressed und war froh, dass es Stig nicht gelungen war, seine Krawatte zu binden. Stattdessen war er gezwungen gewesen, sein Hemd offen stehen zu lassen. Im Gegensatz zu den vielen Frauen, die sich um die Garderobe ihrer Männer kümmerten, weigerte sie sich trotz des festlichen Anlasses, dieser schlipsbindenden Kaste anzugehören.
    In diesem Moment bot ihnen ein Kellner zwei Champagnergläser an. Es wäre allerdings stilvoller gewesen, wenn er sein Silbertablett zwischendurch mal abgetrocknet hätte, statt die Gläser in ihrem Fußbad stehen zu lassen. Maja und Stig fühlten sich ein wenig unbehaglich mit ihren tropfenden Gläsern und schauten sich betreten um. Maja erblickte Erik Skarv im Kreis seiner Logenbrüder, die offenbar in Begleitung ihrer Frauen waren. Sie war neugierig, wie wohl Skarvs Frau aussehen möchte, doch im dichten Gedränge erkannte sie nur flüchtig ihr aufgestecktes, stahlgraues Haar sowie die weiße Nerzstola, die sich majestätisch um ihre Schultern wölbte. Auch Frau Skarv sah nicht unbedingt wie eine Schlipsbinderin aus.
    Â»Prost!«, sagte Stig.
    Maja drehte sich zu ihm um und hob ihr Glas. Sie nippte an dessen Inhalt, der aus billigem Schaumwein mit einem
Schuss Cointreau bestand. Das Ergebnis drehte ihr den Magen um. Doch wie bei jedem x-beliebigen Empfang, bei dem man sich die Beine in den Bauch stand, wurden auch hier die Gläser geleert. Aus reiner Langeweile mussten sogar noch einige weitere Gläser »Champagner« dran glauben.
    Kurz darauf klingelte es zum Konzert, worauf sich eine gewisse Unruhe ausbreitete. Maja und Stig ließen fast allen Besuchern den Vortritt und hatten kaum ihre Plätze gefunden, als auch schon das Licht gelöscht wurde. Ein einzelner Scheinwerfer beleuchtete den Flügel auf der Bühne. Als Majas Augen sich an das Dunkel im Zuschauerraum gewöhnt hatten, sah sie vor sich einen Wald von ausrasierten Nacken, der sich bis zur ersten Reihe erstreckte, wo die Nerzstola von Frau Skarv gespenstisch aufleuchtete. Ihr Gemahl, der alle anderen überragte, saß neben ihr. Eine Landmarke unter all den Nacken.
    Das Publikum applaudierte höflich, als der Kulturbeauftragte, ein Neffe des Bürgermeisters, die Bühne betrat und alle willkommen hieß. Nachdem er das Programm des Abends verlesen hatte, bat er um einen freundlichen Applaus für Sidsel Enghart. Eine unnötige Bitte, denn als die Künstlerin die Bühne betrat, brandete tosender Beifall auf und wollte kein Ende nehmen. Sie war in ein kobaltblaues Seidenkleid gehüllt, und obwohl Sidsel lächelte und sich dankbar verbeugte – zumindest soweit ihr Abendkleid dies zuließ –, wirkte ihr Auftreten doch ein wenig einschüchternd. Was vor allem an dem grellen Make-up liegen mochte, das sich in der Metropolitan Opera vermutlich besser gemacht hätte als auf dieser Provinzbühne. Als das rhythmische Klatschen schließlich verebbte, schlug Sidsel den ersten Ton an. Und von diesem Moment an wusste jeder, worin ihre Schönheit bestand. Allmählich verführte sie alle mit ihrem Klang, schuf Illusionen von etwas, das weitaus größer war, als dieser enge Saal zugelassen hätte.

    Maja lehnte sich zurück, schloss die Augen und blendete die kurzen Hustenanfälle aus, die hier und da zu hören waren. Sie vernahm nur noch die Töne, die Sidsel so weit von ihrer Heimat entfernt hatten und ihr jetzt eine so triumphale Rückkehr ermöglichten. Auch

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