Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
Vom Netzwerk:
Hirtshals. Neben den übrigen Fahrzeugen sah er äußerst bescheiden aus, war dafür jedoch in weit besserem Zustand als seine Nachbarin, die mit Rostflecken übersäte schottische Daisy.
    Â»Kein einziges Schiff aus Russland«, stellte Maja schließlich fest.
    Â»Heute nicht«, entgegnete Stig, »aber hin und wieder legen welche an. Vor allem bei stürmischem Wetter, wenn die Schiffe im nächsten Hafen Schutz suchen.«
    Maja war von der Größe der Schiffe beeindruckt. »Wie die Fischkutter von früher sehen die ja wirklich nicht aus.«
    Â»Nein, diese Zeiten sind längst vorbei. Heute überleben nur noch die größten und reichsten Unternehmen.« Er warf die leere Pommestüte in einen Mülleimer. »Die mit den richtigen Bankverbindungen.«
    Sie setzten ihren Weg schweigend fort und betrachteten einen Schwarm Tauben, der sich über eine Packung mit schimmeligem Toast hermachte.
    Zu ihrer Linken hörten sie ein dumpfes Hämmern, das von einem quietschenden Geräusch begleitet wurde. Maja schaute zu den Gebäuden auf der anderen Straßenseite hinüber und entdeckte in der schmalen Lücke zwischen zwei Häusern eine Gestalt, die einen blauen Overall trug. Sie stand mit dem Rücken zu ihnen neben einem Müllcontainer und schien in gebückter Haltung auf etwas einzuschlagen.
    Ohne weiter nachzudenken setzte sich Maja in Bewegung und lief auf die schmale Gasse zu, in der sich die Gestalt befand. Vergeblich rief Stig so laut hinter ihr her, dass die Tauben aufflatterten. Erst im letzten Moment nahm sie den Lieferwagen wahr, der sie mit lautem Hupen fast gestreift hätte. Sie hatte nur noch Augen für die Person in der Gasse und ihre kraftvollen Bewegungen. In der schmalen Passage roch es nach frischem Blut.

    Sie konnte das Gesicht des Mannes nicht erkennen, nur seinen ausrasierten Stiernacken, auf dem der Schweiß glänzte. In seinem grauen Handschuh blitzte ein Messer. Als er erneut den Arm hob, um den nächsten Hieb auszuführen, hielt sie resolut sein Handgelenk fest. Ihre Fingernägel bohrten sich in seine Haut, worauf er einen erschreckten Schrei von sich gab und das Messer fallen ließ.
    Er fuhr herum. Vor Maja stand ein halbwüchsiger Junge mit rot angelaufenem Gesicht. Sie ließ sein Handgelenk los. Der Junge trat unwillkürlich einen Schritt zurück. In diesem Moment kam Stig angelaufen.
    Â»Was ist hier los?«, fragte er außer Atem.
    Maja antwortete nicht, sondern hob schweigend das Messer auf. Der Junge machte einen weiteren Schritt nach hinten und wäre fast über die Styroporkisten gestolpert, die er auseinandergeschnitten hatte. Dem überfüllten Container nach zu urteilen, hatte er das getan, um sie dort noch unterbringen zu können.
    Sie wiegte das kurze Messer mit dem blauen Plastikgriff in der Hand.
    Â»Mit so einem Messer könnte Kvam getötet worden sein. Kurzes Messer, scharfe Klinge und ein Griff, der einem nicht aus der Hand rutscht, selbst wenn er mit Blut verschmiert ist.«
    Â»Kann schon sein«, entgegnete Stig, der ihr vorsichtig das Messer aus der Hand nahm und es dem Jungen zurückgab.
    Der Junge griff nervös danach, während er Maja nicht aus den Augen ließ. Stig holte ein paar Geldscheine aus der Hosentasche und steckte sie dem Jungen zu. »Da…danke«, stotterte er sichtlich erstaunt über die üppige Entschädigung.
    Â»Komm!« Stig legte Maja den Arm um die Schultern und führte sie weg.
    Â»Ist dir eigentlich klar, dass man dich fast überfahren hätte?«, fragte er aufgebracht.
    Maja brummte etwas vor sich hin. In Gedanken war sie
immer noch bei dem Messer. Als sie den Mercedes fast erreicht hatten, blieb sie stehen und schaute ihn an. »Wo kann man so ein Messer kaufen?«
    Â»Ist das dein Ernst?«
    Â»Ich bin mir ziemlich sicher, dass es genau so ein Messer ist, wie es im Obduktionsbericht beschrieben wird.«
    Â»Na toll, dann haben wir den Mörder ja schon gefunden«, entgegnete Stig.
    Â»Jedenfalls sind wir auf der richtigen Fährte.«
    Â»Würdest du bitte zur Kenntnis nehmen, dass man so ein Messer in jedem Baumarkt und jedem Angelgeschäft kaufen kann?«
    Sie setzten sich ins Auto. Maja drehte sich zu ihm um.
    Â»Hat der Baumarkt nicht bis zwanzig Uhr geöffnet?«
    Stig atmete tief durch und nickte stumm.
    Â 
    Maja war inzwischen schon fast Stammkundin bei Jørgens Trelast &

Weitere Kostenlose Bücher