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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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mir doch damals erzählt, dass Jo wegen seiner Drogensucht ständig in Geldnot war.«
    Â»Das stimmt …«, sagte die alte Dame zögerlich.
    Â»Woher hatte er plötzlich das Geld, um ein Haus zu kaufen?«
    Eva Lilleengen sog die letzte Glut aus dem Zigarillostumpen, bevor sie ihn endgültig in den Aschenbecher legte. »Es war ja auch völlig heruntergekommen«, gab sie zu bedenken. Sie schüttelte vielsagend den Kopf.
    Â»Trotzdem muss es doch ein bisschen was gekostet haben. Haben Sie dafür gebürgt?«, fragte Maja vorsichtig.

    Â»Für diese Bruchbude? Nein, nein, das war allein Jos Idee. Ich habe ihm sogar von dem Kauf abgeraten.«
    Â»Warum?«
    Â»Weil ich fand, dass er sich lieber eine Wohnung hier in der Anlage hätte mieten sollen, als da unten hinzuziehen.«
    Maja konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie verstand sehr gut, warum Jo lieber in einer Baracke als Tür an Tür mit seiner Mutter wohnen wollte. Aber sie fragte sich weiterhin, woher er das Geld dafür genommen hatte.
    Â»Das haben die bei Hjemstavn alles organisiert«, bekräftigte Eva Lilleengen. »Wahrscheinlich waren sie froh, endlich jemanden gefunden zu haben, der dumm genug war, die alte Bruchbude zu kaufen. Er ruhe in Frieden, aber mit Geld umgehen konnte er wirklich nicht.«
    Maja schaute sie verwundert an. »War es etwa derselbe Makler, der sich damals und heute um den Verkauf gekümmert hat?«
    Eva Lilleengen nickte. »Ja, aber wie das mit dem Geld lief, kann ich nicht sagen.«
    Â»Jo kam über die Runden?«
    Â»Mit der Arbeit bei der Gemeinde ging’s irgendwie.«
    Â»Was war das für eine Arbeit?«
    Eva senkte den Blick. »Nichts Besonderes. Ein Reinigungsjob. Der brachte zumindest mehr ein, als das bisschen Sozialhilfe, das er vorher bekam. Außerdem war er so zumindest von der Straße weg.«
    Â»Das ist auch wichtig.«
    Â»Und er hat auch wirklich keine Drogen mehr angerührt, ganz gleich, was sie sagen.«
    Eva Lilleengen verschränkte die Arme. Maja fiel auf, dass sie offenbar nichts von den Plänen ihres Sohnes wusste, eine Ausbildung zu beginnen. Maja erwähnte nichts in der Richtung und fragte stattdessen: »Wann hat er das Haus eigentlich gekauft?«

    Â»Vor ein paar Jahren. Das war direkt nachdem er von den Drogen losgekommen war. Er war so begeistert damals. ›Wart’s nur ab, Mama‹, hat er gesagt, ›ich mache ein Schloss daraus.‹ Er hatte so große Pläne, was die Renovierung anging«, sagte sie bedrückt. »Aber es ist nie etwas daraus geworden.«
    Â»Ein bisschen ist bestimmt daraus geworden«, entgegnete Maja aufmunternd, »sonst hätte es jetzt nicht so schnell verkauft werden können.«
    Â»Ja, ja …« Die alte Frau Lilleengen suchte in der Schachtel nach einem weiteren Zigarillo.
    Â»Es hätte Jo bestimmt gefreut, Ihnen etwas hinterlassen zu können.«
    Â»Ja, vielleicht.« Sie nickte bedächtig, als brauche sie ein bisschen, um an Majas Worte zu glauben.
    Â»Mir fehlt es ja eigentlich an nichts«, fügte sie hinzu.
    Â»Nein, bestimmt nicht«, entgegnete Maja rasch. »Aber es ist doch immer schön, etwas auf der hohen Kante zu haben … für unvorhergesehene Ausgaben.«
    Â»Ja, im Grunde …«, sagte Eva Lilleengen, ehe sie mit einem Streichholz den Zigarillo anzündete. »Trotzdem habe ich alles weggegeben.«
    Â»Ach so?«
    Die alte Dame blies das Streichholz aus und warf es in den Aschenbecher. »Es war ja kein Vermögen«, erklärte sie. »Ganz und gar nicht. Die sechzigtausend Kronen hat Pastor Melver bekommen.«
    Â»Sie haben das Erbe Ihres Sohnes der Kirche vermacht?«
    Majas Verblüffung war mehr als deutlich, und Eva Lilleengens Kommentar kam wie aus der Pistole geschossen. »Was ich mit dem Geld mache, ist allein meine Sache, und obwohl Jo mit der Kirche nichts am Hut hatte, hielt ich das für die beste Lösung.«
    Â»Natürlich … das wissen Sie selbst am allerbesten.«

    Trotzdem ging Maja durch den Kopf, dass Gott jetzt nicht nur Evas Sohn, sondern auch noch sein Geld bekommen hatte.
    Â 
    Auf dem Heimweg dachte sie darüber nach, wie wenig Eva Lilleengen eigentlich von ihrem Sohn wusste. Theoretisch war es durchaus möglich, dass Jo weiter mit Drogen gedealt und sich so das Geld für sein Haus verdient hatte. Andererseits widersprach das

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