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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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nun dank seines unfähigen Kollegen mit den viel zu dünnen Lippen in der ganzen Stadt in Umlauf waren. Informationen, die nicht nur sie selbst, sondern insbesondere Petra Jakola, die ihretwegen gegen Regeln und Gesetze verstoßen hatte, in Teufelsküche bringen konnten. Sie hörte, wie jemand zur Haustür schlurfte. Trotzdem hämmerte Maja weiter gegen die Tür, die in diesem Moment aufgeschlossen wurde.
    Â»Was ist denn los?«, fragte Stig mit verschnupfter Stimme.
    Â»Du … du … du …« Mehr brachte sie in ihrer unbändigen Wut nicht über die Lippen.
    Stig betrachtete verwundert ihren gestreckten Zeigefinger, der vor seinem Gesicht hin und her tanzte.
    Â»Willst du … nicht reinkommen?«, fragte er zögerlich.
    Â»Und dir hab ich vertraut!«
    Â»Was … was hab ich denn getan?«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften.
    Â»Das fragst du noch?«
    Stig konnte sein Husten nicht unterdrücken. Unter seinem verschlissenen Bademantel trug er ein verwaschenes T-Shirt und eine Jogginghose. Seine sonst so strubbeligen Haare schienen an der linken Seite des Kopfes regelrecht festzukleben, aber sein jammervoller Anblick konnte Maja keineswegs besänftigen.

    Â»Du weißt ganz genau, was passiert ist.«
    Â»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich habe die letzten drei Tage im Bett gelegen und fast nur geschlafen. Jetzt komm schon rein.«
    Â»Nein, danke. Mit dir bin ich fertig!«
    Majas Augen blitzten, als sie auf dem Absatz kehrtmachte.
    Stig ging ihr hinterher. »Jetzt beruhige dich und sag mir wenigstens, was ich getan habe.«
    Maja riss die Autotür auf.
    Â»Du hast gar nichts getan, das hast du ja alles deinem Kollegen überlassen.«
    Stig breitete hilflos die Arme aus. »Wovon redest du, verdammt noch mal?«
    Â»Kannst du dir nicht vorstellen, was alles passieren kann, wenn du vertrauliche Informationen weitergibst?«
    Â»Sag mir konkret, was du mir vorwirfst!«
    Sie spürte, dass ihr Tränen in die Augen schossen und ihre Nebenhöhlen zu platzen drohten. Sie wollte nicht weinen, sie durfte jetzt nicht weinen! Sie setzte sich ins Auto. Stig hielt die Tür fest, ehe Maja sie zuknallen konnte.
    Â»Was für Informationen?«
    Â»Ich habe dir vertraut, Stig. Ich dachte, dass ich …« Die Tränen liefen ihr über die Wangen. » … dass ich auf dich zählen könnte.«
    Sie zog die Tür mit solcher Kraft zu, dass Stig loslassen musste, um nicht zu riskieren, dass seine Finger abgetrennt wurden. Sie drückte das Gaspedal durch und wirbelte Laub und Erde auf, als sie davonbrauste. Maja warf einen Blick in den Rückspiegel, in dem Stig zusehends kleiner wurde. Er sah bemitleidenswert aus, wie er dort am Straßenrand stand, aber davon ließ sie sich nicht täuschen. Nicht ein weiteres Mal.

    Â 
    Das Handy in ihrer Tasche hatte nahezu ununterbrochen geklingelt, bis der Akku endlich leer war und sich eine himmlische Ruhe im Badezimmer ausbreitete. Nun war nur noch das leise Tröpfeln des undichten Wasserhahns zu hören, während Majas Kopf aus dem Schaumbad ragte, das sie sich eingelassen hatte. Der Qualm der filterlosen Zigarette, die in ihrem Mundwinkel steckte, brannte in den Augen. Um ihr Gesicht herum schwamm die Asche auf der Oberfläche und sammelte sich an ihrem Kinn. Eigentlich kein guter Zeitpunkt, um wieder mit dem Rauchen anzufangen, aber sie genoss das Gefühl, wieder eine Zigarette zwischen den Lippen zu haben und den Rauch von geröstetem Burley und Virginia Blend zu inhalieren, der die Kehle betäubte und in den Lungen brannte. Die Rohypnol, die sie eingenommen hatte, entspannten ihren Körper und gaben ihr das Gefühl, ganz bei sich zu sein. Eine zutiefst wohltuende Empfindung, die Gedanken an Stigs Betrug keinen Raum ließ. Trotz allem, was sie miteinander verband, hatte er sie betrogen. Wie viel war sie ihm wert gewesen? Für welche Summe hatte er sie verkauft? Für einen kurzen Fernsehbeitrag, den er aus Angst einem Kollegen überlassen hatte?
    Sie war sich nicht sicher, wie Blindheim darauf reagieren würde. Hoffentlich blieb dem Skansen eine offizielle Anzeige erspart. Natürlich war es auch möglich, dass Joseph Linz oder schlimmstenfalls der Klinikdirektor den Fernsehbeitrag gesehen hatten. Und keiner der beiden würde es sich leisten können, darüber hinwegzusehen. Aus bloßer Angst, selbst in die

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