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Die andere Seite des Glücks

Die andere Seite des Glücks

Titel: Die andere Seite des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seré Prince Halverson
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Sie, was mein Vater gemacht hat? Er hat bei der ersten Feier des 4 . Juli nach seiner Entlassung das größte Fest geschmissen, das diese Stadt jemals gesehen hatte. Und mit diesem Fest hat er die Elbower Tradition begründet. ›Sollen sie mich doch einen Feind nennen‹, hat er gesagt, ›ich werde der gottverdammt beste Patriot sein, den dieses Land je gesehen hat.‹«
    »Das muss dir wirklich imponiert haben«, sagte David. »Ich fand ja immer, dass du und Großvater es mit eurer Deko zum 4 . Juli viel doller getrieben habt, als ein Schwuler es je fertigbringen würde.«
    Marcella lehnte sich an Joe senior und ließ ihren Tränen jetzt freien Lauf. »Wir sind verflucht.«
    Er streichelte ihre Schulter. »Joe junior und jetzt Annie und Zach …« Seine Stimme verlor sich, seine Augen wurden feucht.
    »Annie und Zach sind nicht tot«, sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß. Aber sie sind weg. Sie sind uns weggenommen worden. Wie damals unsere Väter. Und wieder hat unser Staat entschieden.«
    Schweigen trat ein. Blaire Markham erhob sich. »Wir sind ganz offensichtlich zu einem schlechten Zeitpunkt gekommen. Ich verspreche Ihnen, was Sie hier erzählt haben, bleibt unter uns. Es sei denn« – sie sah Marcella und Joe senior an – »… Sie ändern Ihre Meinung. Und falls ja, hier ist meine Visitenkarte. Es ist eine wichtige Geschichte, und ich hoffe, Sie entscheiden sich dazu, sie zu erzählen.«

    Nachdem Blaire Markham und ihre Crew gegangen waren, saßen wir zu viert um den Tisch herum und knabberten an den Keksen. Wir alle waren erschöpft, aber auch wieder freundlicher und verständnisvoller miteinander. Es gab Umarmungen, Entschuldigungen, und ich wusste, dass ich ihnen von meinem Vorhaben erzählen musste.
    Als ich durch mein verrücktes Labyrinth gewandert war, hatte mich eine Frage besonders beschäftigt: Brauchten die Kinder Paige? Und am Ende war meine Antwort ja gewesen. Aber ich hatte noch eine weitere Frage gehabt: Brauchten die Kinder noch mich, wo sie jetzt Paige hatten? Und die Antwort darauf war dieselbe. Und so sagte ich zu David: »Ich lasse dich wirklich ungern im Stich, aber könntest du den Laden ein paar Wochen lang allein schmeißen? Ich will das wieder in Ordnung bringen. Ich will nach Las Vegas fahren.«
    »Natürlich möchte ich, dass du dann Annie und Zach mit nach Hause bringst. Aber Ella, gibt es überhaupt auch nur die geringste Chance dazu?«
    Ich wandte mich an Marcella und Joe senior. »Ihr habt die Briefe nicht gelesen. Paige hatte wirklich geglaubt, keine andere Wahl zu haben und weggehen zu müssen. Sie wollte Annie und Zach nicht verlassen … und Joe auch nicht. Sie war sehr krank. Sie konnte nicht mehr klar denken. Aber sie hat das getan, was sie für das Beste hielt. Und dann wurde sie ausgeschlossen, von ihrem Zuhause verstoßen. Sie konnte ihre Kinder nicht mehr sehen.« Ich holte tief Luft. »Ein bisschen wie eure Väter.«
    Joe senior richtete sich in seinem Stuhl auf. »Wage es niemals –«
    »Joseph. Halt. Sie hat recht. Das geht alles schon viel zu lange.« Marcella berührte seine raue Wange. »Ich will einfach nur meine Enkelkinder zurück.«

    Ich nahm nur ein paar große Koffer, zwei Kisten mit Kleidung und Spielsachen von den Kindern und die ungeöffneten Briefe an Annie und Zach mit. Die Briefe legte ich ins Handschuhfach des Jeep. Ich wusste nicht, wie lange ich weg sein würde, aber ich rechnete mit höchstens zwei Wochen. Mein einziger Plan war, nach Las Vegas zu fahren und Paige vor Ort anzurufen. Wenn ich erst einmal da war, konnte sie mich nicht abweisen.
    Lizzie hatte sich bereit erklärt, die Hühner in ihrem Hühnerstall unterzubringen, und David und Gil würden sich um Ding Eins und Ding Zwei kümmern. Ich schob gerade die Kisten auf den Rücksitz, als David mit einem Strauß Kornblumen – er stammte noch von dem ins Wasser gefallenen Fotoshooting – und meinem Lieblingspicknickkorb die Einfahrt heraufkam und mir beides überreichte. »Guck mal rein«, sagte er. Der Korb war voll mit Dingen, die ich liebte: einem Glas mit Marcellas Minestrone, ihrer Marmelade aus Brombeeren, die die Kinder und Joe und ich letzten Sommer gepflückt hatten, einem ihrer Sandwiches mit Pesto und Hühnchen und sogar einem Lammschenkel für Callie.
    »Weiß sie, dass du mir das alles gibst?«
    »Sie hat es selbst mit eingepackt. Die Sache mit dem Interview tut mir furchtbar leid, ich hätte das nie von dir verlangen sollen. Und auch, dass ich dir nicht

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