Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die andere Seite des Glücks

Die andere Seite des Glücks

Titel: Die andere Seite des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seré Prince Halverson
Vom Netzwerk:
des Mobiltelefons von Paige Capozzi. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht, und vergessen Sie nicht: Paige setzt Ihr Haus ins richtige Licht …«, und ein Beep.
    Ich wollte gerade auflegen, als mir einfiel, dass meine Nummer wahrscheinlich auf ihrem Display gespeichert wurde, und fing an zu reden. »Oh, hi, hier ist Ella. Ella Beene? Und Sie wissen … Ich hatte gerade gedacht … also an Annie und Zach. Und ich wollte ihnen gute Nacht sagen. Meine Güte, wie lange es schon her ist, dass ich sie mal nicht ins Bett gebracht habe. Ich … ich glaube, es war an Joes und meinem dritten Hochzeitstag? Als wir nach Mendocino gefahren …«
Beep
.
    Moment mal. Hatte ihr Telefon eine Raute-drücken-und-Nachricht-löschen-Funktion? Ich drückte Tasten, schüttelte das Telefon, sagte: »Hallo? Hallo?« Nichts. Ich legte auf.

    Als das Telefon klingelte, schreckte ich hoch, denn es lag noch immer in meinem Schoß.
    »Hallo, Mommy.« Es war Zach. Wie eine süße Erleichterung durchströmte seine Stimme meinen Kopf und Körper. Erst jetzt wurde mir meine Anspannung bewusst, wie groß meine Angst gewesen war, dass etwas passiert sein könnte. Mein neuer Horror vor schlechten Nachrichten.
    »Hi, mein Süßer, hast du Spaß?«
    »Nein. Ich will nach Hause. SOFORT .«
    »Oh Zach, was ist denn passiert?«
    »Ich will DICH .« Ich hatte ihn so deutlich vor Augen, als stünde er wirklich vor mir, das Telefon in beiden Händen, Bubby unter den Arm geklemmt, Bauch rausgestreckt, Knie wahrscheinlich gebeugt, Fersen zusammen und die Füße gespreizt, wie eine wenig graziöse, hinreißende Ballerina.
    »Mein Liebling, hör mir zu … Morgen bist du wieder zu Hause. Du hast doch Annie. Und Bubby. Und du bist sicher in einem echt coolen Hotel, stimmt’s? Und weißt du was? In deinem Koffer ist eine Überraschung. In der Innentasche. Guck doch mal nach.«
    »Okay!« Er legte das Telefon ab. Ich hatte ihm einen neuen Stegosaurus eingepackt und für Annie hübsche Socken zu ihren Lackschuhen.
    Im Hintergrund sagte Paige: »Wie nett von Ella. Bedank dich bei ihr, Zach.«
    Ella? Schon wieder? Und fordert Zach auf, mir zu danken? Halt den Mund. Halt einfach den Mund
.
    Zach nahm wieder das Telefon. »Das ist cool, Mommy!«
    »Geht’s dir jetzt besser?«
    »Mhm-hm. Mhm-hm, mhm-hm, mhm-hm. Ich geh jetzt. Annie will mit dir sprechen.«
    Zach stieß ein wildes Knurren aus, dann war Annie am anderen Ende.
    Ich fragte, ob sie Spaß habe.
    »Eine ganze Menge.«
    »Ja, wirklich?«
    »Ja … du solltest mein Zimmer sehen!«
    O Gott. Wo waren sie? »Du meinst dein Hotelzimmer?«
    »Nein. Mein Zimmer. Mama hat Fotos mitgebracht, und es sieht größer aus als unsere Nicht-so-Gute-Stube.« Sie giggelte.
    »Wow.«
    »Ja, wow.«
    »Ist es das Gästezimmer?«
    »Nein. An der Wand steht in großen glänzenden Buchstaben Annie. Und es hat ganz viel Grün.« Woher wusste Paige, dass Grün Annies Lieblingsfarbe war? Und wie hatte sie es geschafft, das Zimmer so schnell zu streichen und einzurichten? »Aber andere Farben auch noch, wie Lila und Rosa und Beige. Und ein großes, cooles Bett. Wirklich ein richtiges Schloss!«
    Ich schwitzte wieder, rang nach Luft.
    »Mommy?«
    »Ja, mein Schatz?«
    »Du … fehlst … mir«, flüsterte sie, machte zwischen jedem Wort eine Pause. Zutiefst beschämt wurde mir klar, wie dringend ich diese Worte hören musste, dass zum allerersten Mal der Schmerz meiner Kinder meinen eigenen linderte.

17. Kapitel
    Immer wieder drängten sich Fetzen von Schlaf in meinen fieberhaft arbeitenden Kopf. Als der Hahn der Claytons krähte, schoss ich ruckartig hoch. Es gab tatsächlich einen Brief, ich hatte ihn nur vergessen. Joe hatte mir davon erzählt. Den
Lieber Joe
-Brief, in dem Paige ihm die Kinder überlassen und
Arrivederci
gesagt hatte. Wenn ich den finden würde …
    Ich stand in der rosa-getönten Dämmerung auf und zog mich an, Jeans und über Joes T-Shirt ein Sweatshirt. Ich las die verknäuelten Kleenextücher auf, die wie Quallen übers Bett verteilt waren, knipste die Lampe an, nahm den Notizblock und schrieb alles auf, was ich erledigen musste. Das Leben jenseits von Hühnerfutter und Rhabarbersaat.
    Nachdem ich den Hühnerstall gereinigt hatte, eilte ich zum Laden und schloss ihn auf. Ich machte die Lichter an, und einen Moment lang fühlte ich mich getröstet. Obwohl mein ganzes Geld darin steckte, obwohl wir ein Risiko eingegangen waren und jeden Tag erschöpfter und ein bisschen ärmer wurden, hatte ich noch immer das

Weitere Kostenlose Bücher