Die Anderen III_ Das Siegel des Gaap: Gay Mystic Fantasyroman (German Edition)
den Körper. Er nickte nur und nahm sein Handy aus der Tasche. Er hoffte inständig, dass Dave auch wirklich ans Telefon gehen würde. Er wusste nicht, wo Dave derzeit war, ob in seiner Wohnung oder bei dem Mirjahn, oder vielleicht gerade von der Jagd zurückkehrte. Er musste es herausfinden.
Für Thubal war es kein Problem gewesen, einen beliebigen Menschen unter seine Kontrolle zu bringen, der ihnen die Information gebracht hatte, dass der Mirjahn seit gestern in seiner eigenen Wohnung war. Seit heute Morgen hatte er sie auch noch nicht wieder verlassen. Ihr menschlicher Informant hatte danach eine andere Verwendung gefunden, Russell hatte hingegen keinen Hunger gehabt und sich nicht daran beteiligt. Das Knacken der Knochen und das zufriedene Mahlen hatten ihm eigenartigerweise eher kalte Schauer über den Rücken gesandt. Verfluchter Menschenanteil!
Seine Finger zitterten kaum merklich, während er das Handy fest an sein Ohr presste. Das Telefon klingelte mehrere Male und er befürchtete schon, Dave würde gar nicht ran gehen. Insgeheim wünschte er sich fast, dass es der Fall sein würde. Er fürchtete sich ziemlich vor dem Moment, wenn er mit Dave sprechen musste. Ob diese ganze Aktion wirklich so eine gute Idee gewesen war? Nun gab es ohnehin kein Zurück mehr. Würde Dave es erkennen, wenn er ihn zum ersten Mal belog?
Dave ging tatsächlich ran.
„Hallo, Russell“ Seine tiefe Stimme klang recht leise und Russell vernahm im Hintergrund ruhige, gleichmäßige, menschliche Atemgeräusche. Ein weiterer kalter Schauer überlief Russell. Das konnte nur eines bedeuten: Dave war bei dem Mirjahn!
Er war in dessen Wohnung. Sie würden sich ihm definitiv nicht nähern können, solange er da war, um über ihn zu wachen. Russell hatte es befürchtet. Er räusperte sich und bemühte sich, seiner Stimme einen furchtsamen und gehetzten Klang zu geben.
„Der Jäger!“, brachte er hervor und seine Angst, dass Dave das Ganze durchschauen würde, verlieh seiner Stimme durchaus genügend Authentizität.
„Er hat meine Spur! Er verfolgt mich! Dave, ich brauche dringend deine Hilfe“, bettelte Russell glaubhaft und kam sich unendlich klein und schmutzig dabei vor. Er ekelte sich vor sich selbst, fühlte sich wahrhaftig wie ein niederes, unwürdiges Insekt.
„Hatte ich dir nicht gesagt, dass du hier verschwinden sollst?“ Daves Stimme klang sehr ärgerlich.
„Wo bist du?“, fragte er gleich danach besorgt und Russell schämte sich immer mehr, seinen Freund, denn das war Dave ganz offensichtlich geworden, zu hintergehen. Allerdings war es schließlich nur zu dessen Besten.
„Im Wasserviertel. Am Stintmarkt. Ich bin in einem Café am Hafen“, gab ihm Russell die Information. „Es heißt „Zur Rosenblüte“.“
„Bleib da! Rühre dich nicht raus. Der Jäger wird es hoffentlich nicht wagen, dich anzugreifen, wenn zu viele Menschen ringsum sind! Er wird sie nicht gefährden wollen“, machte Dave ihm Hoffnung. „Am Stint sind immer viele Touristen. Er wird vermutlich warten, bis du wieder raus kommst.“ Russell hörte Geräusche, die klangen, als ob Dave beruhigende Worte murmelte und er verdrängte die Bilder, die ihm dazu in den Kopf kamen.
„Warte dort! Ich komme sofort zu dir!“, wies ihn Dave an und seine Stimme klang dermaßen besorgt, dass es Russell kalt den Rücken hinunter lief und seine Eingeweide sich zusammenzogen. Was tat er hier nur? Er betrog seinen einzigen Freund! Dave hatte ihm sogar das Leben gerettet und war wieder bereit, ihm zur Hilfe zu eilen. Er kam sich so erbärmlich vor.
„Ich warte“, erklärte er leise und meinte absolut ernst: „Danke und bitte beeile dich!“ Er legte auf und starrte beschämt auf das Handy. Seine Kehle tat ihm weh, sein Magen war Eis. Er kam sich erbärmlich vor. Dave würde ihm gewiss nie verzeihen, was er getan hatte.
Thubal hingegen grinste zufrieden: „Er kommt tatsächlich?“ Der kräftige Dämon lachte ein eigentümlich knirschendes Lachen. „Ich hätte nicht gedacht, dass der Mirjahn ihn wirklich so verändert hat.“ Missmutig schüttelte er den Kopf und fügte hinzu: „Dass er so dumm geworden ist!“ Thubal schaute abfällig auf Russell hinab, der gerne eine Ritze zum Hineinschlüpfen gefunden hätte.
„Er ist wirklich sehr seltsam geworden, der alte David. Welcher echte Dämon würde sich sonst mit solchem Abschaum wie einen menschlichen Halbdämon abgeben?“, knirschte Thubal hämisch und verzog seinen breiten Mund in der Andeutung
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