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Die Anfänge meiner Welt

Die Anfänge meiner Welt

Titel: Die Anfänge meiner Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Sage
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Bauernhof ein Stück den Weg hinunter, wo eine graue Eberraute neben der
Gartentür einen stechenden Geruch verbreitete und ein rot-blauer Ziegelweg zum
Haus führte. Gartentüren und Gärten spielten in unserer Freundschaft eine große
Rolle, denn wenn wir zusammen waren, lehnten wir stundenlang an einer unserer
Gartentüren oder schwangen daran hin und her. Mit Valerie und Janet streifte
man nicht umher, nicht etwa, weil sie nicht gedurft hätten, sondern weil sie zu
erwachsen dafür und nicht daran interessiert waren.
    Sie hatten alle Hände voll
damit zu tun, große Mädchen zu sein, für das richtige Leben zu üben. Das
bedeutete weniger, daß man Vater-Mutter-Kind oder mit Puppen spielte oder sich
herausputzte (obwohl wir auch das getan haben müssen), als vielmehr, daß man
die Köpfe zusammensteckte und tuschelte, hinter vorgehaltener Hand kicherte und
einander den Arm um die Taille schlang. Es war wie ein Tanz, ein Tanz des
Dazugehörens ohne Privatsphäre, ganz nach außen gewandte Intimität, und ich
fand es berauschend. Aber wir stritten uns auch, denn die magische Zahl drei
ist eine Formel für Zwist: zwei gegen eine. Zwei tuscheln miteinander, wenden
sich ab und kichern, die dritte ist in Ungnade gefallen und ausgestoßen. Heute
ist mir klar, daß dies der eigentliche Zweck des kunstreichen Tanzes war, seine
krönende Figur, aber damals war natürlich jeder Streit eine Katastrophe, und
ich rannte tränenüberströmt nach Hause und saß heulend an der Hintertür auf den
Stufen. Meine Mutter, ohnehin schon entsetzt, weil ich so versessen auf den
Umgang mit solch gewöhnlichen (wenn nicht gar ordinären) Kindern war, und noch
aufgebrachter über die Heftigkeit meines Kummers, wenn sie mir die kalte
Schulter zeigten, sagte dann: »Davon geht doch die Welt nicht unter.« Damit lieferte
sie mir ungewollt genau das richtige Wort. Denn das war es, der Weltuntergang,
jedesmal wieder.
    Ich stelle mich hier als
diejenige dar, die nicht dazugehörte, aber in Wirklichkeit war es keineswegs
immer so. Das eigentlich Beschämende an dieser Erinnerung ist das Vergnügen,
das ich empfand, wenn Valerie und ich Janet ausschlossen. Unser Gefühlsdreieck
war eine sehr gute Übung für später, die perfekte Vorwegnahme der
Gruppenpsychologie, bis hin zu der Tatsache, daß Valerie nie ausgeschlossen
wurde. Sie war selbstbewußter, sie blieb von der quälenden Eifersucht
verschont, unter der Janet und ich litten, und so wurde sie unbewußt und
unbekümmert immer grausamer, sie, die uns bewegte, selbst aber unbewegt blieb.
Valerie ihrerseits vergötterte ihre Mutter.
    Mrs. Edge stammte aus einer
großen Familie, hatte aber wie viele Frauen ihrer Generation in Hanmer mit der
Tradition gebrochen — daher das Gemeindewohnhaus, in dem sie stilvoll lebte:
Ihre Tüllgardinen waren weißer als weiß, und alles im Haus war, ebenso wie ihr
ganzer Tagesablauf, wohldurchdacht und mustergültig. Ob sie ihre Gummistiefel
an der Hintertür gegen Hausschuhe mit Kunstpelzbesatz tauschte, ihre
Lockenwickler unter einem Turban versteckte, sich frisierte oder Lippenstift
auftrug — alles folgte einem festen, beruhigenden Rhythmus. Außerdem besserte
sie durch den Verkauf von Kränzen (Stechpalmen zu Weihnachten, Chrysanthemen
und Nelken für Beerdigungen) und Blumenschmuck für Hochzeiten — sie arbeitete
daran in einem Schuppen im Garten — die Haushaltskasse auf. Einmal ging ich mit
ihr und Valerie Moos sammeln, das sie benötigte, um es auf einem Kranzring zu
befestigen und dann mit Draht die Blumen hineinzustecken. Wir wanderten über
kleine Wege und schließlich querfeldein, bis wir zu einem seltsamen Gehölz
kamen, wo die Bäume abgestorben und kahl in federndem Moos standen, und — das
war das Wunderbare, Unvergeßliche — wenn man auf und ab hüpfte, fingen die
toten Stämme an zu wackeln und der ganze Wald schwankte.
    Valeries Mutter inspirierte uns
durch ihre Arbeit zu einem Spiel, das ausnahmsweise nichts mit unserer
Dreiecksgeschichte zu tun hatte. Nur Valerie und ich waren daran beteiligt,
denn Janet war über die Sommerferien bei einer Tante oder Kusine, so daß sie
nicht als schemenhafte Rivalin in den Kulissen stand. Dieses Spiel — Blumenschmuck
für die Puppenhochzeit — gewann nach und nach eine Wirklichkeitsnähe und
Tiefe, die unseren sonstigen Spielen fehlte. Es kam uns gar nicht so vor, als
würden wir spielen, das war das reizvolle daran. Wir machten wochenlang Pläne,
besprachen in allen Einzelheiten, was die

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