Die Angebetete
Hundeshow hervor. Ein Autoaufkleber besagte, der Fahrer sei der stolze Besitzer eines Deutschen Schäferhundes, schlauer als jeder Einser-Schüler.
Dance konzentrierte sich wieder auf den winzigen orangefarbenen Fleck zwischen zwei dichten Baumgruppen.
War die Zigarette bloß ein Zufall? Könnte sein, aber Sheri Townes Angreifer hatte offenbar geraucht. Und auch Edwin war eventuell immer noch Raucher.
Sie wollte jedenfalls unbedingt einen Blick auf die Person werfen. Falls es ein Teenager war, der sich mit seinen Freunden eine Zigarette oder einen Joint teilte, würde sie es dabei belassen. Falls es aber Edwin Sharp war – oder jemand anders, den sie in den letzten Tagen kennengelernt hatte –, musste es Konsequenzen geben.
Ein Wagen bog auf den Parkplatz ein, fuhr an ihr vorbei und hielt am Eingang. Dance trat aus den Schatten, huschte zum Straßenrand und überquerte eilig die vierspurige Fahrbahn.
Die leere Stelle an ihrem Gürtel, an der normalerweise ihre Pistole hing, war ihr schmerzlich bewusst. Kathryn beschrieb einen weiten Bogen und betrat den Park durch eine der zahlreichen Lücken in dem verrosteten Maschendrahtzaun, der das trapezförmige und etwa vier Hektar große Gelände umgab.
Sie hielt sich dicht bei den Bäumen – der Weg quer über den Spielplatz wäre im kühlen Mondschein zu ungeschützt gewesen. Lethargische, aber lästige Spätsommerinsekten schwirrten umher, und Fledermäuse stießen von oben herab und fraßen sich daran satt. Dance achtete auf den Boden zu ihren Füßen, um nicht geräuschvoll auf Zweige oder weggeworfene Verpackungen zu treten. Sie bewegte sich entschlossen voran, wurde aber langsamer, je näher sie der Sackgasse kam, in der der Spion – oder ein unschuldiger Bürger – sich die Gesundheit ruinierte.
Nach weiteren sechs Metern roch sie Zigarettenrauch.
Und verlangsamte ihren Schritt noch weiter, ging in die Hocke.
Sie konnte ihn noch nicht sehen, aber die Stelle, an der er saß, schien ein Picknickbereich zu sein; es gab hier mehrere Tische, und alle waren an dicke Betonpfeiler im Boden gekettet. War der Tischdiebstahl aus öffentlichen Anlagen ein großes Problem in Fresno?
Dance schlich weiter, einen behutsamen Schritt nach dem anderen.
Das orangefarbene Glühen war eindeutig, aber dicke Kiefernäste versperrten ihr vollständig die Sicht auf den Raucher, obwohl es nur noch sechs Meter waren.
Sie streckte die Hand aus und bog einen der Äste zur Seite.
Kniff die Augen zusammen …
O nein. Dance keuchte auf.
Die brennende Zigarette steckte in der Astgabel eines Schösslings neben einem der Tische.
Das konnte nur eines bedeuten: Edwin oder wer auch immer hatte sie das Motel verlassen sehen und sie in eine Falle gelockt.
Sie wirbelte herum, konnte niemanden entdecken und kniete sich sofort hin, weil sie wusste, dass er bevorzugt eine Pistole benutzte, wahrscheinlich Gabe Fuentes’ gestohlene Glock. Im Mondlicht würde sie zwar kein gutes Ziel abgeben, aber mit einer solchen Waffe konnte man problemlos einen Fächer aus zehn oder zwölf schnellen Schüssen abfeuern; man brauchte die Pistole bloß in die ungefähre Richtung des Opfers zu halten.
Immer noch keine Spur von ihm.
Wo steckte er bloß?
Oder hatte er sie hergelockt, um unterdessen in ihr Zimmer einzubrechen und ihren Computer sowie ihre Notizen zu stehlen?
Nein, viel wahrscheinlicher war es, dass er es auf sie selbst abgesehen hatte.
Wie zur Bestätigung knackte irgendwo in der Nähe ein Zweig. Dance sprang auf und drehte sich um. Ihr Rücken kribbelte vor lauter Panik, als würde der Täter ihr mit der Mündung der Waffe über die Wirbelsäule streichen.
Anstatt denselben Weg zu nehmen, auf dem sie hergekommen war, entschied sie sich dafür, in gerader Linie das Motel anzusteuern. Diese Strecke war kürzer, auch wenn das bedeutete, dass Dance den einen Meter achtzig hohen Zaun überklettern musste. Trotzdem glaubte sie, keine Alternative zu haben. Sie wandte sich von der einsamen Zigarette ab und lief geduckt in Richtung Straße los.
Wenn sie die vier Fahrspuren überquerte, würde sie völlig schutzlos …
In dem Moment ließ er die Falle zuschnappen.
Genau genommen löste sie die Falle selbst aus, denn sie stolperte über die Angelschnur – oder vielleicht auch Gitarrensaite –, die er quer über den von ihm vorausgesehenen Rückweg gespannt hatte.
Dance stürzte hart auf den festen Erdboden, denn natürlich lag ausgerechnet hier kein Bett aus Kiefernnadeln, das den Aufprall
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