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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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die Schnauze voll davon.« Sie schaute zu den beiden Krankenwagen. »Ich habe ihm gesagt, er soll nicht herkommen. Ich wusste, man würde ihn beschuldigen, falls etwas passiert. Aber er ist trotzdem gekommen.«
    Während zwei der Rettungssanitäter die Trage mit Edwin in eines der Fahrzeuge schoben, kam ein anderer zu den beiden Frauen. »Agent Dance, Miss Towne … Mr. Sharp hat viel Blut verloren. Wir haben ihn so weit es geht stabilisiert, aber es sieht leider nicht gut aus. Wir müssen ihn so schnell wie möglich ins Krankenhaus bringen. Er muss operiert werden.«
    »Wird er es überleben?«, fragte Kayleigh.
    »Das können wir zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Ist er ein Freund?«
    »In gewisser Weise«, sagte Kayleigh sanft. »Er ist einer meiner Fans.«

66
    Zwei Stunden später ging ein müde aussehender Chirurg, ein Mann südostasiatischer Abstammung in grüner OP -Kleidung, langsam einen neonbeleuchteten Flur des Fresno Community Hospital in Richtung Wartebereich.
    Dance sah Kayleigh an, und sie standen beide auf.
    Der Mann schien nicht zu wissen, wem er die Nachricht überbringen sollte: der berühmten Sängerin aus Fresno oder der hochgewachsenen Frau mit der Waffe am Gürtel. Also blickte er zwischen ihnen hindurch, als er sagte, dass Edwin Sharp überleben würde.
    Der Blutverlust sei zwar beträchtlich gewesen, aber er werde sich im Laufe der Zeit völlig davon erholen. »Die Kugel hat Halsschlagader und Wirbelsäule verfehlt.« Edwin werde in diesen Minuten aus der Narkose erwachen. Falls sie wollten, könnten sie ihn kurz sehen.
    Sie gingen zum Aufwachraum und traten ein. Edwin starrte benommen an die Decke.
    »He«, murmelte er. »He.« Er blinzelte. »Fühlt sich an wie damals, als meine Mandeln entfernt wurden.« Seine Stimme schien nicht beeinträchtigt zu sein; er sprach jedoch leise und ein wenig undeutlich. Und er wirkte total kraftlos.
    »In Anbetracht der Dinge siehst du eigentlich ganz gut aus«, sagte Kayleigh.
    Obwohl das Einschussloch nicht besonders groß sein konnte – nämlich ungefähr neun Millimeter –, erstreckte der grünblaue Bluterguss sich noch weit über den dicken Verband hinaus.
    »Es, äh, du weißt schon, tut noch nicht so weh.« Er musterte den Tropf, an dem er hing, vermutlich mit einer Morphiumlösung. »Und der, äh, Arzt hat gesagt, wenn ich entlassen werde, bekomme ich ein paar tolle Pillen. Der Arzt, du weißt schon.« Auf seinem Gesicht lag ein wirres Grinsen, aber dieses eine Mal wirkte es kein bisschen unheimlich.
    »Sie lassen mich morgen früh raus. Ich dachte, ich würde, du weißt schon, eine Woche hier sein. Vielleicht sogar länger.« Seine Lider senkten sich, und Dance fragte sich, ob er einschlafen würde. Dann öffneten sie sich wieder. »Eine Woche«, wiederholte er benebelt.
    »Es freut mich, dass es dir besser geht«, sagte Kayleigh. »Ich war ganz schön besorgt.«
    Er runzelte die Stirn. »Aber wie ich sehe, hast du mir keine Blumen mitgebracht«, sagte er langsam. »Keine Blumen. Hattest du Angst, ich könnte das falsch verstehen?« Dann lachte er. »Bloß ein Scherz.«
    Kayleigh stutzte im ersten Moment, lächelte dann aber auch.
    Edwins Gesicht wurde ernst. »Alicia … Was hatte das alles zu bedeuten? Ist sie verrückt geworden? Alicia, meine ich. Was war denn los?«
    »Sie wollte Kayleigh umbringen und am Tatort einige Dinge aus Ihrem Haus deponieren, damit man Sie für den Täter halten würde«, sagte Dance. »Sie hatte außerdem einen Brief gefälscht, in dem stand, Kayleigh wolle Alicia als neue Sängerin der Band.«
    » Das hat sie gemacht? Hat sie auch Bobby Prescott ermordet? Und deine Stiefmutter überfallen?«, fragte Edwin.
    Kayleigh nickte.
    Dann fügte er hinzu, was auch die Sängerin vor wenigen Stunden gesagt hatte: »Sie wollte …« Er musste sich konzentrieren. »Sie wollte berühmt sein. Das will wohl jeder, schätze ich. Es ist wie eine Droge. Alle wollen Harry Potter schreiben oder Daniel Craig sein. Sie wollen berühmt sein.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Edwin«, flüsterte Kayleigh mit feuchten Augen. »Was für ein furchtbares Durcheinander das doch alles gewesen ist.«
    Er wollte die Achseln zucken, was ihm aber nicht gelang, und verzog vor Schmerz das Gesicht.
    »Du hättest nicht zum Haus zu kommen brauchen, Edwin. Ich hatte dich doch gewarnt, dass es gefährlich war.«
    »Ja«, sagte er, vielleicht um sarkastisch zu sein, vielleicht weil er nicht ganz begriff, was sie gemeint hatte. Er war wirklich

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