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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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weiß nicht, wie lange die brauchen. Du musst hier raus!«
    Seine Bemühungen dämmten das Feuer kaum ein, aber es war ihm gelungen, einen schmalen Pfad bis zum Erdgeschoss freizuschlagen.
    Kayleigh wagte sich hinunter. Edwin zeigte auf das Arbeitszimmer. »Wir können da raus, durch das Fenster!«
    »Geh du«, sagte sie. »Ich versuche zu löschen.«
    »Nein, das ist unmöglich!«
    »Geh!«, rief sie und richtete den kleinen Feuerlöscher auf die Flammen.
    Edwin zögerte und musste stark husten. Dann schwang er wieder seine Jacke. »Ich helfe dir.«
    Sie lächelte. »In der Küche gibt es noch einen Feuerlöscher. Neben dem Herd!«
    Würgend stolperte Edwin durch den gewölbten Durchgang und kehrte gleich darauf mit dem anderen Feuerlöscher zurück, einem wesentlich größeren Modell. Gemeinsam entleerten sie die Geräte in die Flammen.
    Mit einem entsetzten Blick auf Alicias brennenden Leichnam rannte Kayleigh zur Hintertür hinaus und holte den Gartenschlauch. Sie löschte nun mit Wasser weiter, während Edwin neben ihr die letzten Schaumstöße aus dem großen Löscher ins Feuer jagte. Sie mussten beide würgen und husten und versuchten, die Tränen wegzublinzeln, die der Rauch ihnen in die Augen trieb.
    Die Sängerin und ihr Stalker konnten sich eine kurze Weile behaupten. Dann war Edwins Feuerlöscher leer, und eine Flammenzunge ließ den Gartenschlauch schmelzen.
    Zu spät … nein! Mein Haus.
    Doch dann waren plötzlich Sirenen zu hören, und draußen in der Dunkelheit zuckten Blinklichter auf, weil die ersten Löschfahrzeuge eintrafen. Männer und Frauen in dicker gelber Schutzkleidung eilten mit Schläuchen ins Haus und nahmen den Kampf gegen die Flammen auf. Einer der Feuerwehrleute beugte sich über Alicias Körper, der zwar nicht mehr brannte, aber stark schwelte, und fühlte ihren Puls. Dann blickte er auf und schüttelte den Kopf.
    Einer seiner Kollegen schob Kayleigh und Edwin zur Vordertür und nach draußen. Kayleigh torkelte hustend die Stufen hinunter in den Vorgarten und spuckte die ekligen Ruß- und Aschepartikel aus. Dann musste sie sich schmerzhaft auf den Rasen übergeben. Als sie sich umwandte, wurde ihr klar, dass Edwin nicht mitgekommen war.
    Er kniete leicht schwankend auf der Veranda und hielt sich die Kehle. Schließlich nahm er die Hand weg und sah sie an. Kayleigh erkannte, dass die Finger zwar dunkel waren, aber nicht vom Ruß, wie sie geglaubt hatte. Edwin blutete aus einer Wunde am Hals.
    Alicia hatte ihn angeschossen, bevor er ihr die Waffe entreißen konnte.
    Sein ungläubiger Blick richtete sich auf Kayleigh. »Ich glaube … ich glaube, sie …« Seine Augen schlossen sich, und er kippte nach hinten auf die Planken.

65
    Kathryn Dance saß neben Kayleigh Towne auf den Stufen des Hauses. Sie wurden in ein Meer aus bunten Lichtern getaucht, Blau, Rot und blitzendes Weiß. Schön und erschreckend.
    Die junge Frau war erschüttert, saß zusammengesunken da, mit eingezogenem Kinn und hängenden Schultern. Und sie war mit Edwin Sharps Blut beschmiert, weil sie versucht hatte, die Blutung zu stillen. In der kinesischen Analyse konnte man Kayleighs Körperhaltung als Stadium der Niederlage und Akzeptanz lesen, das Ziel eines jeden Vernehmungsbeamten. Doch die Haltung konnte auch Erschöpfung oder Ungläubigkeit bedeuten.
    P. K. Madigan leitete die Spurensicherung des FMCSO bei der Untersuchung des Hauses an, und die Feuerwehr sorgte dafür, dass die Flammen nicht wieder auflodern konnten.
    »Ich begreife nicht, was hier geschehen ist«, flüsterte Kayleigh.
    Dance schilderte ihr, was sie über Alicia erfahren und in ihrer Wohnung gefunden hatten. »Und hier in ihrem Pick-up lag eine Tüte mit Sachen, die sie aus Edwins Haus gestohlen hatte. Sie wollte sie hier deponieren.« Dann kam Dance auf den Anlass dafür zu sprechen. »In ihrem Apartment gab es außerdem einen Brief. Sie hatte deine Handschrift gefälscht, und zwar ziemlich gut. Falls dir etwas zustoßen sollte, wolltest du angeblich, dass sie die Band übernimmt.«
    »Also hat sie Edwin heute Abend hergelockt, damit es so aussehen würde, als hätte er mich umgebracht. Dann wäre er verhaftet worden, und niemand hätte seine Unschuldsbeteuerungen geglaubt.«
    »Genau.«
    Kayleigh rieb sich das Gesicht und biss die Zähne zusammen. »Alicia wollte meine Stelle einnehmen. Sie wollte Ruhm und Geld und Einfluss. Das macht diese beschissene Branche aus den Menschen. Sie verbiegt sie, verführt sie. Ich habe es so satt! Ich habe so

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