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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sind.«
    »Nur fürs Protokoll: Ich wurde nicht verhaftet. Sie haben um mein Erscheinen gebeten, und ich bin freiwillig hergekommen. Ich kann jederzeit wieder gehen. Ist das korrekt?«
    »Ganz recht. Möchten Sie ein Eis?«
    »Ob ich … was?«
    »Ein Eis möchten.«
    »Nein danke. Ich verzichte. Was soll das alles?«
    »Nennt man Sie Ed, Eddie?«
    Das Lächeln. Es war wirklich verflucht unheimlich. »Nein. Ich bevorzuge Edwin, Pike.«
    Madigan hielt inne. Scheiße, wieso spricht der mich mit meinem Vornamen an? Und woher, zur Hölle, kennt er ihn überhaupt? Die meisten Deputys hier kennen ihn nicht.
    »Gut, dann eben Edwin. Bin gleich wieder da.« Er bedeutete Fuentes, ihm ein Stück den Gang hinauf zu folgen.
    »Gab’s Probleme?«, flüsterte Madigan.
    »Nein. Ich habe ihn hergebeten, und er war sofort einverstanden. Und wie ich gehört habe, haben Miguel und die Spurensicherung bei ihm ein paar gute Beweise sichern können, nachdem er von dort aufgebrochen war.«
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Gut«, sagte Fuentes. »Wie hält Kayleigh sich?«
    »Sie gibt sich alle Mühe, würde ich sagen. Aber ihr geht’s nicht gut.«
    »Dieser Scheißkerl«, murmelte Fuentes. Sie schauten zu Edwin und sahen, dass er sie beobachtete. Er konnte nicht hören, was sie sagten; sie standen zu weit weg. Doch der belustigte Blick ließ Madigan erschaudern. Es war, als könnte der Kerl jedes einzelne Wort erahnen.
    Er schickte Fuentes zurück an seinen Platz, ging in den Pausenraum, öffnete den Kühlschrank und löffelte sich etwas Eis in einen Pappbecher. Er liebte Eiscreme. Alkohol war ihm nicht wichtig, abgesehen von einem Bier beim Grillabend; weder rauchte er noch kaute er Tabak, aber er liebte Eiscreme. Keinen Joghurt, kein Sorbet, keinen kalorienreduzierten Mist. Echte, richtige Eiscreme. Ihr allein hatte er mindestens fünf Kilo seines Übergewichts zu verdanken, aber das war ihm die Sache wert.
    Die Leute glaubten, er esse Eiscreme, um Verdächtige zu verunsichern oder für sich zu gewinnen, indem er ihnen ein oder zwei Löffel davon anbot. Doch die Wahrheit lautete, dass er Eiscreme einfach gern mochte.
    Heute gönnte er sich Pfefferminz mit Schokostückchen.
    Er kehrte in die Detective Division zurück. »Okay, Edwin. Ich würde mich einfach gern mal mit Ihnen unterhalten, wenn Sie so freundlich wären.«
    Zwei große Löffelvoll aus dem Becher. Er nahm immer einen Metalllöffel. Er hasste Plastik. Papp- und Styroporbecher waren okay, aber man musste Eiscreme mit einem vernünftigen Löffel essen.
    Sie waren auf dem Weg zum Verhörzimmer erst wenige Schritte weit gekommen, als jemand anders durch die Schwingtür in den Eingangsbereich der Abteilung trat.
    Ach, du meine Güte.
    Es war Kathryn Dance.

14
    Sie hatte ein Taxi genommen.
    Hatten die etwa geglaubt, sie würde einfach warten?
    Zehn Minuten nachdem der Chief Detective und Crystal Stanning von Bobbys Wohnwagen aufgebrochen waren, hatte Dance es aufgegeben, den breiten Nissan unter ständigem Vor- und Zurückfahren Zentimeter um Zentimeter aus der Lücke zu bugsieren.
    Stattdessen hatte sie ihr Mobiltelefon gezückt, sich mittels einer App die nächstbeste Taxizentrale anzeigen lassen und einen Wagen gerufen, der sie geradewegs zum Sheriff’s Office gebracht hatte.
    Der Stalker wirkte deutlich amüsierter als der andere der beiden Männer, zu denen sie sich nun gesellte. »Agent Dance, ich hoffe, es geht Ihnen gut«, sagte Edwin mit sowohl der korrekten Anrede als auch dem richtigen Namen und erwies ihr dadurch ein wenig Respekt.
    Madigans Miene besagte: So viel zum Thema provisorisches Gefängnis beim Wohnwagen.
    »Ich würde gern mit Ihnen sprechen, Deputy«, sagte Dance nun in scharfem Tonfall und benutzte dabei den weniger beeindruckenden seiner beiden Dienstränge, weil sie wirklich stinksauer war.
    »Ich habe gerade ziemlich viel zu tun, Kathryn«, erwiderte Madigan. »Kommen Sie, Edwin. Da entlang. Möchten Sie vielleicht eine Flasche schönes kaltes Wasser?« Und an einen Kollegen gewandt: »Wir sind in Nummer drei.«
    Damit gingen sie den Flur hinunter.
    Nach frustrierenden fünf Minuten sah Dance auf dem Korridor Detective Dennis Harutyun mit seinen breiten Schultern, dem dunklen Teint und dem üppigen Schnurrbart in ihre Richtung kommen. Er hatte sich noch vor Madigans kleinem Autotrick auf den Weg gemacht und wusste womöglich nicht, dass sie eine Persona non grata war. Sie traf eine Entscheidung, holte ihren Dienstausweis aus der Handtasche und klemmte

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