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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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beschützen. Ich habe mich sogar unter meinem zweiten Vornamen vorgestellt, nur für den Fall, dass deine Anwälte oder dein Vater ihnen eingeschärft hatten, sich vor jemandem namens Edwin in Acht zu nehmen.«
    Die Anwälte oder der Vater. Aber nicht ich. Er war wirklich komplett verblendet. »Weißt du, du übertreibst es mit deiner Fürsorge. Ist dir das denn nicht klar?«
    »Ich schätze, ich lasse mich manchmal ein wenig hinreißen.«
    War sein Lächeln aufrichtig oder anzüglich? Sie konnte es nicht sagen. Trotz der trockenen Hitze fröstelte Kayleigh Towne.
    »Sobald du mich erst mal besser kennst, wirst du dich wohler fühlen«, fügte er hinzu. Ein weiterer Blick auf ihr Haar. »Ich mag es, wenn wir allein sind.«
    »Wie bitte?«
    »Ich meine, im Gegensatz zu vorgestern im Cowboy Saloon. Mit all den anderen Leuten. Das war nicht natürlich, du weißt schon.«
    Nein, wusste sie nicht.
    »Nun ja«, sagte sie unschlüssig.
    »Das mit Bobby tut mir wirklich leid«, sagte er mitfühlend. »Ich weiß, dass ihr beide euch nahegestanden habt. Ihr seid sogar eine Weile miteinander gegangen, nicht wahr?«
    Was für ein Heuchler! Es tut dir leid? Du hast ihn ermordet!
    Und dann dachte sie: Moment, wie kann er wissen, dass Bobby und ich uns nahegestanden haben?
    »Ja, danke. Er war ein guter Freund.«
    »Freund. Ja.«
    »Es ist ziemlich hart.«
    »Oh, das glaube ich sofort.« Seine Miene wurde zu der falschen Maske eines Bestattungsunternehmers. »Ich fühle von ganzem Herzen mit dir.«
    »Und mit all seinen anderen Freunden und Angehörigen«, erinnerte Kayleigh ihn und bemühte sich, möglichst neutral zu klingen.
    »Sicher. Hat die Polizei schon irgendwelche Anhaltspunkte?«
    Du Schwein.
    Zieh die Knarre und puste das Arschloch weg. Das Messer kannst du ihm auch noch danach in die Hand drücken.
    Nein, nicht. Sei schlau.
    »Ich glaube, nicht.«
    »Möchtest du einen Eistee?«, fragte er. »Dein Lieblingsgetränk, oder?«
    »Das geht nicht«, sagte sie. »Ich muss jetzt los.«
    »Ich liebe dich, Kayleigh.« Es klang so selbstverständlich, als würde er sagen, die Erde ist rund, oder unsere Währung heißt Dollar.
    »Äh …«
    »Schon okay. Deine Lage ist mir bewusst. Es erstaunt mich, dass die dich überhaupt allein in die Stadt gelassen haben.«
    »Die?«
    »Du weißt, wen ich meine. Alle … wie in dem Lied. Jeder will ein Stück von deiner Seele.« Er atmete vernehmlich aus und schüttelte den Kopf. »Ich mache mir ja solche Sorgen um dich.«
    Verrückt. Pathetisch und völlig verrückt.
    Jetzt! Wenn du noch länger wartest, wirst du es nicht mehr schaffen.
    »He, lass mich dir etwas geben.«
    »Du hast mir etwas mitgebracht?«, fragte er überrascht.
    Sie trat lächelnd vor und rechnete fest damit, von seinem abstoßenden Gestank überwältigt zu werden, aber sie roch lediglich einen Hauch von Deo oder Rasierwasser. War das die gleiche Sorte, die ihr Vater benutzte? Okay, das ist unheimlich.
    Kayleigh fasste in ihre Jacke, nahm das Messer bei der eingewickelten Klinge und schob ihm den Griff flink in die Hand. Er fasste instinktiv zu. Sie wich schnell zurück.
    »Was ist das, ein Stift?«, fragte er. Vielleicht dachte er, er solle ihr damit Briefe schreiben.
    Dann erkannte er, was es war.
    Edwins Lächeln verschwand. Er blickte auf und sah das Mädchen seiner Träume, wie es einen großen Revolver auf seine Brust richtete. Kayleigh spannte den Hahn. Er rastete mit lautem Klicken ein.

40
    Die Hand mit dem Messer sank herab, seine Lider und Schultern ebenfalls. »Kayleigh … nein.«
    »Keine Bewegung.«
    »Oh, Kayleigh.« Er lächelte wieder, aber bekümmert. »Weißt du, welchen Ärger du dir einhandelst, falls du das tust?«
    Sie ließ sich nicht beirren.
    »Es wäre schrecklich. So schrecklich. Tu dir das nicht an. Bitte! Denk an deine Fans, denk an deine Familie.« Als würde er sich wirklich um sie sorgen, nicht um sich selbst. »Das wird die Polizei nämlich als Erstes untersuchen, ob du mir eine Falle gestellt hast. Sie werden es nicht glauben wollen, sie werden hoffen, dass es nicht wahr ist, aber die Deputys erleben so etwas nicht zum ersten Mal. Es passiert ständig. Häusliche Gewalt, Stalking … Es passiert ständig.«
    »Du hast Bobby ermordet!«
    Die dichten Brauen rückten noch enger zusammen und ließen ihn noch bedrohlicher wirken. »Das habe ich nicht, auf gar keinen Fall. Und ich habe von dem Anschlag auf Sheri gehört. Ich bin sicher, die haben dir erzählt, auch das sei ich gewesen. Aber

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