Die Angst des wei�en Mannes
pro testantischen Landsleute gerichtet, die er der rassischen und kultu rellen Erosion ausgesetzt sieht. Er ruft sie dazu auf, dem Substanz verlust mit verzweifelter Energie entgegenzutreten. Es war wohl ein schicksalhafter Zufall, daß Huntington fast genau an dem Tag verstarb, an dem der Afroamerikaner Barack Hussein Obama erko ren wurde, das Schicksal von »God’s Own Country« in seine Hände zu nehmen.
»Aman from nowhere «
Welches ist die wahre Heimat Barack Hussein Obamas, dieses »man from nowhere«? Es ist bestimmt nicht Kansas, wo ihm die liebevolle weiße Großmutter gestand, daß sie sich selbst als kleines Kind noch vor dem »schwarzen Mann« gefürchtet habe. Es kann auch nicht Kenia sein, dessen afrikanische Stammesfehden wie auch das vom britischen Empire hinterlassene Flair ihm fremd blieben. In das Occidental College von Los Angeles, in die Elite-Akademien der Ostküste, hat er sich am Ende wohl so erfolgreich eingefügt, weil er nicht nur ein brillanter Intellektueller war, sondern auch ein exzellenter Sportler, ein hervorragender Basketballspieler.
Den Ruf des »wonder negro« ist er in Harvard nie losgeworden. In Chicago, wo er seinen politischen Aufstieg erzwang, war es ge wiß nicht leicht, festen Boden unter den Füßen zu gewinnen, in die ser Stadt, von der Saul Bellow schreibt: »Chicago ist nirgendwo. Es hat keine Grundlage. Es ist ein Etwas, das im amerikanischen Raum schwebt.« – »Chicago zu lieben«, hat ein anderer Autor, Nelson Al gren geschrieben, »kommt der Liebe zu einer Frau gleich, die eine gebrochene Nase hat – like loving a woman with a broken nose.«
Bleibt also nur Hawaii, wo Obama das Licht der Welt erblickte. Hier kehren wir zu dem Grundthema zurück, dem dieses Kapitel über die unterschiedlichsten Facetten Ozeaniens gewidmet ist. Hier schließt sich ein Kreis. Der Pazifische Ozean tritt wieder in den Vordergrund mit seiner heroischen Saga unermüdlicher Entdecker und Seefahrer. Der bedeutendste von ihnen, James Cook, ist bei seiner vergeblichen Suche nach einer Nordwestpassage eher zufällig auf diese Inselgruppe gestoßen, die man zunächst als Sandwich-Archipel bezeichnete. Bis Mitte des neunzehnten Jahrhunderts hatte sich hier ein polynesisches Königreich behauptet, und im Jahr 1894 hatten die ersten amerikanischen Kolonisten vorübergehend mit dem Gedanken gespielt, ähnlich wie bei der kurzlebigen Staatenbildung von Texas im Zentrum des Stillen Ozeans eine eigene Republik zu gründen. Erst im Jahr 1959, also kurz vor der Geburt Obamas,war Hawaii zur Würde eines fünfzigsten Bundesstaats der USA erhoben worden.
Diesem Umstand verdankt der heutige Präsident, daß er über haupt als Kandidat in Frage kam, denn der Anspruch auf das höchste Amt setzt voraus, daß der Anwärter auf amerikanischem Boden geboren wurde. Wie alle, die ihm nahestehen, bestätigen, ist Obama durch seine Bindung an diese Inselgruppe mitten im Stillen Ozean entscheidend geprägt worden, und dort hat er wohl auch – als Sohn einer alleinstehenden Mutter – die glücklichsten Jahre sei nes Lebens unter der Betreuung seiner weißen Großeltern ver bracht.
»This man is an island«, hat eine seiner Mitschülerinnen, die den japanischen Namen Yamanaka trägt, die Sonderstellung des jungen Obama an der exklusiven Privatschule Punahou beschrieben, wo ein ganzes Sammelsurium von Rassen sich zum Unterricht traf. Da waren – wie es im Pidgin der dortigen Einheimischen hieß – neben den »Haole«, den Nachkommen von Missionaren, die Landbesitz erworben hatten, vor allem die Chinesen stark vertreten, die sich meist vom Kuli zum reichen Businessman hochgearbeitet und häu fig polynesische Frauen geheiratet hatten. Da waren aber auch die gemischtrassigen Nachkommen amerikanischer Soldaten, die auf diesem strategischen Außenposten stationiert wurden.
Für jede ethnische Kategorie gibt es im dortigen Slang einen be sonderen Spitznamen, der recht seltsam klingt, aber nicht böse ge meint ist. So heißen die Filipinos »Buk Buk«, die Koreaner »Yabo«, die Portugiesen »Portagee«. Diskriminierung gab es offenbar nicht, obwohl die reinen Schwarzen, »Kuro Chan« genannt, laut Aussage der jungen Yamanaka, »auf der anderen Straßenseite wohnten«. Laut Statistik setzen sich die Einwohner von Hawaii wie folgt zu sammen: zwei Prozent reine Polynesier, fünfzehn Prozent Misch linge, vierzig Prozent Ostasiaten (Chinesen und Japaner), zwölf Prozent Filipinos und 23 Prozent Weiße.
Wenn jemand
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