Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken
jemand seine Gedärme entleert.
Grundgütiger, das wird ja immer besser!
Nach einem raschen Blick durch den Raum steckte er die Waffe ein und ging zum Aktenschrank. Die Schübe waren unverschlossen. Er zog sie nacheinander auf und suchte den Namen Adam Furst. Er fand die Akte Rick Richardson – Terrys Akte – und steckte sie ein.
Zeit, diesen Albtraum zu beenden. Ich muss Anna anrufen und sie warnen.
Ehe er dazu kam, meldete sich sein Pieper.
„Wir haben möglicherweise einen Mord“, informierte ihn der Diensthabende, als er sich meldete. „Crestwood Pflegeheim. Eine unserer Zeugen, Louise Walker.“
Quentin stockte schier das Blut in den Adern. „Ich bin unterwegs.“
61. KAPITEL
Mittwoch, 7. Februar,
12 Uhr 30.
Am anderen Ende der Stadt kehrte Anna, beladen mit Obst und Gemüse vom Bauernmarkt und drei Tage alten Blumen aus der „Perfekten Rose“, heim. Sie rief Alphonse und Mr. Bingle, die auf der anderen Straßenseite vor dem Haus saßen, einen Gruß zu und ging durch das Hoftor. Stirnrunzelnd bemerkte sie, dass die Haustür wieder mit einem Stein offen gehalten worden war.
Vermutlich von den Kindern aus der vierten Etage. Es waren Kinder, und sie erkannten die Gefahr nicht, aber man musste sie darauf aufmerksam machen. Entweder sie redete mit den Eltern, oder sie ließ Dalton das erledigen.
Besorgt dachte sie daran, wie gereizt und durcheinander Dalton heute gewesen war, als sie in der „Perfekten Rose“ vorbeigeschaut hatte. Immer wieder hatte er auf die Uhr gesehen und ihr dieselbe Frage dreimal gestellt. Dann hatte er darauf bestanden, dass sie ein paar von den Sterling Rosen mitnahm. Von denen trennte er sich sonst nie.
Etwas war los mit ihm. Vielleicht hatte er mit Bill gestritten. Das war schon früher vorgekommen. Sie betrat das Gebäude. Flur und Treppenhaus waren eiskalt. Logisch bei der offenen Tür. Fröstelnd stieg sie die Treppe hinauf. Ihr blieb gerade genügend Zeit, ihre Einkäufe zu verstauen, die Blumen ins Wasser zu stellen und etwas zu essen, ehe sie Dalton in der „Perfekten Rose“ helfen musste.
Sie schloss die Wohnungstür auf, trat ein und verlor keine Zeit. Die Blumen kamen ins Wasser, Obst in eine Schale auf der Kommode und das Gemüse in den Kühlschrank.
Den Arm voll, öffnete sie die Kühlschranktür – und ihr Herz setzte aus, das Gemüse fiel zu Boden.
Auf einem Dessertteller, unterlegt mit einem herzförmigen Papier, lag ein blutiger abgetrennter kleiner Finger.
Anna unterdrückte einen Aufschrei, legte eine Hand an die Brust und zwang sich zur Ruhe. Ein zweites Mal wollte sie nicht auf diesen ekelhaften Scherz hereinfallen.
Die Lippen zusammengepresst, beugte sie sich vor. Ein süßsäuerlicher Geruch entströmte dem Finger, natürlich und chemisch zugleich. Sie legte eine Hand über die Nase und sah, dass das Nagelbett bläulich angelaufen war. Das Blut um die verfärbte Schnittstelle war verkrustet.
Der Finger ist echt! Der Albtraum geht weiter!
Sie sprang zurück, und ihr Magen rebellierte. In dem Moment läutete das Telefon, und sie wandte sich ihm mit Herzklopfen zu. Das Licht, das eine Mitteilung anzeigte, blinkte auf. Es läutete wieder. Sie starrte mit einer dunklen Vorahnung darauf.
Nimm nicht ab! Ruf Malone an!
Es läutete ein drittes und ein viertes Mal.
Schließlich riss sie den Hörer hoch. „Ja?“
„Hallo, Harlow.“
Ihre Knie gaben nach. Sie griff nach dem Tresen, um sich abzustützen.
Kurt!
Er lachte. „Kein freundliches Hallo für einen alten Freund?“
Sie schloss die Augen. „Was willst du?“
„Ein wenig Anerkennung vielleicht. Ich habe mir viel Mühe gegeben mit dem kleinen Geschenk.“
Sie legte entsetzt eine Hand vor den Mund. Lieber Gott, die arme Frau …
„Ich habe es für dich getan. Ich habe all das nur für dich getan.“
Sie rang mühsam um Fassung. Er legte es darauf an, dass sie hysterisch zusammenbrach, doch den Triumph gönnte sie ihm nicht. „Warum hast du dich an den anderen vergriffen? Du wolltest mich. Warum hast du mich nicht einfach geholt?“
„Sicher, das hätte ich tun können. Aber jedem wundervollen Mahl geht ein Appetithappen voraus. Der erste Gang ist nur ein Gaumenkitzler vor dem Hauptgericht.“
„Du bist krank.“
Er schnalzte tadelnd mit der Zunge. „Das ist nicht nett von dir, liebe Harlow. Ich dachte, du hieltest mich für clever. Schließlich habe ich euch alle nach meiner Pfeife tanzen lassen: dich, die Polizei, Ben, sogar meine kleine Minnie.“
„Was hast du mit
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