Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken
zu werden.
Schritte auf der anderen Seite der Tür, dann wurde der Sicherheitsriegel zurückgeschoben. Die Tür schwang auf, und es schien Quentin, als wäre der Mann vor ihm gerade unter der Dusche hervorgesprungen. Er hatte ein Handtuch um den Hals geschlungen, und sein Haar war noch nass. Aus dem Haus kam klassische Musik.
„Benjamin Walker?“ Quentin hielt seine Marke hoch. „Detective Malone, Polizei New Orleans.“
Der Mann wirkte sehr erschrocken. „Sie suchen wirklich Dr. Benjamin Walker?“
„Ja, allerdings.“ Er steckte seine Marke ein. „Sieht so aus, als hätte ich Sie bei der Morgentoilette gestört. Ich entschuldige mich.“
„Kein Problem.“ Er trocknete sich die Hände am Handtuch. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Es gab gestern Nacht einen Zwischenfall bei Anna North, und soweit ich hörte …“
„Anna? Ist alles in Ordnung mit ihr?“
„Darf ich hereinkommen?“
„Natürlich.“
Der Doktor trat beiseite, und Quentin folgte ihm ins Haus, durch das Foyer in den vorderen Wohnraum. Die spartanische Einrichtung verriet ihm sofort, dass Ben Walker Single war, keine Kinder und nur wenig Verwandtschaft hatte. Er besaß nur wenige Möbel, allerdings von guter Qualität. Kaum Kunst oder Familienfotos an den Wänden. Dafür hingen etliche Spiegel im Haus, was einem fast den Eindruck vermittelte, in einem Spiegelkabinett zu sein.
Ben deutete ihm an, sich zu setzen, und nahm selbst Platz. „Erzählen Sie mir von Anna. Was ist ihr zugestoßen?“
„Außer, dass sie etwas durcheinander ist, geht es ihr gut.“ Quentin sah ihm durchdringend in die Augen und hoffte, ihn zu verunsichern. „Jemand hat ihr einen hässlichen Streich gespielt. Er drang in ihre Wohnung ein und legte ihr einen kleinen Finger in den Kühlschrank. Sie fand ihn bei ihrer Rückkehr.“
Ben wirkte erschrocken. „Arme Anna. Das muss ein Schock für sie gewesen sein. Wer … ich meine, wissen Sie, wer …“
„Es war eine Attrappe.“
„Gott sei Dank.“ Ben Walker wandte den Blick ab, dachte einen Moment nach und sah Quentin wieder an. „Ich muss Ihnen etwas zeigen, ich bin gleich zurück.“
Augenblicke später kehrte er mit einem großen Umschlag zurück und überreichte ihn. „Sehen Sie sich das an.“
Quentin öffnete ihn und nahm eine Notiz und ein Foto heraus. Es zeigte den Doktor und Anna im Café du Monde. Er las die Notiz und hob den Blick zu Ben. „Wann haben Sie das erhalten?“
„Vorgestern Abend. Als ich heimkam, war jemand in mein Haus eingedrungen und hatte das auf meinem Bett hinterlassen.“
Quentin verengte die Augen, leicht beunruhigt durch diese neue Wendung. „Was bedeutet das Ihrer Meinung nach, Doktor?“
„Ich weiß nicht. Wer dieses Foto gemacht hat, ist mir oder Anna offenbar gefolgt. Da treibt jemand ein irres Spiel mit mir … mit uns.“
„Genau aus dem Grund bin ich hier.“
Ben merkte auf. „Wirklich?“
„Anna sagte mir, dass Sie glauben, einer Ihrer Patienten sei verantwortlich für die Bücher und Videobänder, die man ihr und ihren Freunden geschickt hat.“
„Es ist nur eine Vermutung“, schwächte er vorsichtig ab. „Aber immerhin habe ich so ein Päckchen erhalten, obwohl ich zuvor keinerlei Verbindung zu Anna hatte.“
„Außer durch Ihre Arbeit.“
„Wie bitte?“
„Ich meine Ihr Fachgebiet.“
„Ja, natürlich. Allerdings gibt es eine Reihe Psychologen in der Gegend, die auf diesem Gebiet arbeiten.“
„Also, warum Sie, Doktor?“
„Ich wünschte, ich wüsste es, Detective. Dann hätte ich vielleicht auch eine Ahnung, wer für all das verantwortlich ist.“
„Vielleicht?“
„Ich bin Psychologe, kein Hellseher.“
„Ich brauche eine Liste Ihrer Patienten.“
„Sie wissen so gut wie ich, dass ich Ihnen die nicht geben kann.“
„Einer von denen will Anna North schaden.“
„Das können wir nicht mit Sicherheit sagen.“
„Können wir nicht? Er brach letzte Nacht in ihre Wohnung ein und hinterließ ihr ein grausames Geschenk. Jemand versucht sie zu terrorisieren.“
„Ich kann Ihnen die Liste nicht geben.“ Er stand auf und gab damit zu verstehen, dass die Besprechung beendet war. „Es tut mir Leid.“
Quentin erhob sich ebenfalls. „Tut es das wirklich?“
„Es gibt einen Verhaltenskodex in meinem Beruf, an den ich mich halten muss. Genau wie Sie in Ihrem Beruf. Wenn Sie von jemandes Schuld überzeugt sind, es aber nicht beweisen können, was tun Sie dann? Prügeln Sie ein Geständnis aus ihm heraus? Fälschen Sie
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