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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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»In der Provinz. Konservative Demokraten. Er redet dort über die Rechte der Waffenbesitzer und die Verschärfung des Strafrechts. Themen, die man normalerweise bei einem Republikaner erwartet.«
    Da er offensichtlich mit einer Rückfrage rechnete, tat ich ihm den Gefallen. »Warum tut er das?«
    Hector zuckte mit den Schultern. »Er hofft wohl, dass er damit gewinnt. Offensichtlich findet er es leichter, Carl rechts zu überholen als links. Er tritt gegen den Amtsinhaber an. Er ist der Herausforderer.«
    »Snow ist nicht der Amtsinhaber«, widersprach ich.
    »Spielt keine Rolle. Alle nennen ihn ›Herr Gouverneur‹. Nur das zählt.«
    Diesen Satz hatte ich so fast wörtlich von Madison gehört.
    »Wo ist Charlie heute Abend?«, fragte ich.
    Hector schüttelte den Kopf. Er wusste es nicht. »Arbeiten Sie gern für ihn?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Ich schätze schon.«

    »Aber vergessen Sie nicht, wer Sie hier eingeführt hat, okay?« Er ließ es wie einen Scherz klingen und stieß mich dabei leicht mit dem Ellbogen in die Rippen, aber es war ihm ganz offensichtlich ernst damit. Er wollte den Finderlohn kassieren, falls ich mich für den Gouverneur als Aktivposten erweisen sollte. Aber das würde ich natürlich nicht. Und wenn die ganze Sache aufflog, würde sich wohl niemand mehr rühmen, mich in diese Clique eingeführt zu haben.
    Doch von alldem ahnte Hector selbstverständlich noch nichts. Gleichzeitig war ich nach Möglichkeit bemüht, ihn aus alldem herauszuhalten – auch wenn ich nicht verhindern konnte, dass er beständig zugegen war und der Gouverneur ihn aus irgendeinem Grund in seiner unmittelbaren Umgebung haben wollte. Zum Glück schien er mir nicht in die illegalen Machenschaften verwickelt zu sein. Weder war er bei den Gesprächen mit Madison, Mac, Charlie und mir über die Berufung an den Obersten Gerichtshof zugegen gewesen noch bei den Diskussionen über die Posten für die Gewerkschaftstypen. Ein Aushängschild, wie schon gesagt. Ein gutes Gesicht für die Öffentlichkeit, aber niemand, auf den man im Ernstfall zählen konnte.
    »Also, was tun Sie denn so für uns?«, fragte er, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    »Bisher nicht viel«, erwiderte ich.
    Die Antwort schien ihm nicht zu gefallen. »Sie und Madison und Mac – Sie waren doch gestern Abend zum Dinner aus? Sie hatten ein Meeting, oder?«
    »Wir haben über ein paar Dinge gesprochen«, wiegelte ich ab.
    »Und Charlie ebenfalls«, fügte er hinzu. »Warum erzählt mir niemand was davon?«

    »Da gibt’s nichts groß zu erzählen«, versicherte ich ihm. Eine Antwort, über die Chris Moody und Lee Tucker vermutlich nicht allzu erfreut gewesen wären. Ich hielt Hector außen vor. Ich wusste genau, was sie mir vorwerfen würden und mir auch schon öfter vorgeworfen hatten: Er ist nicht mehr Ihr Mandant. Er zählt ebenso zum Kreis der Verdächtigen wie alle anderen. Doch ich sah das nicht so. Theoretisch hatten sie natürlich recht. Trotzdem hatte ich mit diesem Kerl die tiefsten, dunkelsten Geheimnisse geteilt, wir waren zusammen am Abgrund gestanden, gemeinsam in den Krieg gezogen – welche Metapher man auch immer bevorzugte –, und egal, was ich über ihn persönlich dachte, diese Verbindung konnte ich nicht einfach so abschütteln.
    Hector war unzufrieden mit meiner Auskunft, versuchte es jedoch zu verbergen. Er wollte miteinbezogen werden. Im Grunde war es immer wieder das gleiche Spiel: Hector wollte Respekt.
    »Packen wir es an!«, rief Gouverneur Snow jemandem zu. Er trug jetzt einen marineblauen Anzug und eine rote Krawatte. Ich hatte nichts von seinem Kostümwechsel mitbekommen. Bis auf Peshke blieb seine Entourage im Nebenraum zurück, während der Gouverneur, nachdem er noch einmal kurz sein Haar in Ordnung gebracht hatte, auf die Bühne marschierte.
    Ich steckte meinen Kopf durch die Tür und beobachtete, wie der Gouverneur seine Schön-Sie-zu-sehen-wie-geht’s-Ihnen-Routine abzog, bevor er das Mikrofon ergriff. Ich kannte diesen Mann kaum. Und war mir nicht sicher, ob ich ihn in der Zeit, die mir noch blieb, überhaupt näher kennenlernen würde. Meiner Einschätzung nach blieben mir im günstigsten Fall zehn Tage und im ungünstigsten vielleicht fünf.
Wie sollte ich in diesem Zeitraum herausfinden, wer hinter den Morden an Greg Connolly, Ernesto Ramirez und Adalbert Wozniak steckte?
    »Wie Sie wissen, ist mein Name Gouverneur Snow, und normalerweise freut sich niemand, wenn um diese Jahreszeit Schnee kommt«,

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