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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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auf dem Deckel.
    »Es ist der Tänzer«, flüsterte Napoleon.
    »Arschlöcher«, sagte Cleo ruhig. »Mörderische Faschistenschweine.« Dann fügte sie mit tiefer Stimme und in theatralischem Ton hinzu: »Begraben wir ihn im Stil der Römer.«
    Die sechs Männer wuchteten den Sarg nach vorn, was, wie Francis fand, seltsam war, denn mehr als ein Fliegengewicht hatte der Tänzer sicher nicht auf die Waage gebracht. Er beobachtete, wie sie ihn zu ein paar formelhaften Worten des Priesters in das Grab senkten. Er sah auch, dass keiner der Männer sich die Mühe machte, zum Gebet den Kopf zu neigen.
    Der Priester trat zurück, die Ärzte drehten sich um und machten sich auf den Rückweg, während die Bestattungsunternehmer Dr. Gulptilil ein Formular zur Unterschrift reichten, bevor sie zum Leichenwagen zurückkehrten und langsam wegfuhren. Der Bagger folgte ihnen mit einem tuckernden Geräusch. Zwei der Wartungsleute machten sich daran, die Erde auf den Sarg zurückzuschaufeln. Francis hörte das dumpfe Aufschlagen der Klumpen auf dem Stahl, doch auch das verstummte nach einer Weile.
    »Gehen wir«, sagte Big Black. »Francis?«
    Francis merkte, dass er vorausgehen sollte, was er gemessenen Schritts auch tat, obwohl er sich von Cleo zur Eile angetrieben fühlte. Ihr Atem kam in kurzen, ratternden Stößen.
    Ihre nachlässige Parade hatte erst ein Stück des Weges zum Amherst hinter sich, als sich Cleo plötzlich mit einem gegurgelten Fluch an Francis vorbeidrängelte. Ihr massiger Körper waberte und wogte, als sie plötzlich wie ein Torpedo den Weg entlangschoss und zielstrebig zur Rückseite des Williams lief. Schlackernd kam sie auf einer Grasfläche zum Stehen, von wo aus sie zu den Fenstern hochschauen konnte.
    Die frühe Abendsonne fiel im schrägen Winkel gegen die Gebäudewand, so dass Francis die Gesichter hinter den Scheiben nicht sehen konnte. Stattdessen schien jeder Fensterrahmen wie ein Auge, das aus einem undurchdringlichen Gesicht ins Leere starrte. Der Bau glich vielen seiner Bewohner, die hinter der ausdruckslosen, unbeteiligten Fassade den Aufruhr verbargen, der in ihrem Innern wütete.
    Cleo nahm alle Kraft zusammen, stemmte die Hände in die Hüften und brüllte: »Ich kann dich sehen!«
    Das war unmöglich. Das reflektierte Licht blendete sie nicht weniger als Francis. Sie noch lauter.
    »Ich weiß, wer du bist! Du hast ihn umgebracht! Ich hab dich gesehen, und ich weiß alles über dich!«
    Big Black drängte an Francis vorbei. »Cleo!«, rief er. »Still! Was redest du da?«
    Sie ignorierte ihn, hob mahnend einen Finger und zeigte auf den zweiten Stock des Williams-Gebäudes.
    »Mörder!«, schrie sie. »Meuchelmörder!«
    »Cleo, verdammt noch mal!« Big Black rannte zu ihr. »Halten Sie, verflixt noch mal, die Klappe!«
    »Bestien! Teufel! Beschissene Faschistenschweine!«
    Big Black packte die unförmige Frau am Arm und drehte sie zu sich um. Er wollte ihr gerade etwas ins Gesicht schreien, doch Francis sah, wie der riesige Pfleger es sich plötzlich anders überlegte, wieder Haltung annahm und ihr stattdessen zuflüsterte: »Cleo, bitte, was tun Sie da?«
    Sie schnaubte Big Black an: »Sie haben ihn getötet«, sagte sie ganz sachlich.
    »Wer hat wen getötet?«, fragte Big Black und sah noch einmal zum Williams hoch. »Was meinen Sie?«
    Cleo kicherte ein bisschen und grinste irre.
    »Mark Anton«, sagte sie. »Vierter Akt, dritte Szene.«
    Immer noch lachend ließ sie sich von Big Black wegführen. Francis starrte zum Williams hinauf. Er hatte keine Ahnung, wer den Ausbruch mit angehört haben konnte und wie derjenige ihn interpretiert haben mochte.
    Francis sah nicht, dass die ganze Zeit Lucy Jones auf dem Weg zum Verwaltungsgebäude nicht weit von ihnen entfernt unter einem Baum gestanden hatte. Auch sie hatte Cleos Schimpfkanonade gehört. Doch sie dachte nicht weiter darüber nach, da sie viel zu sehr mit der Erledigung beschäftigt war, die sie zum ersten Mal seit Tagen zu einem kurzen Ausflug hinter die Tore der Anstalt in die nahe gelegene Stadt führen sollte. Sie sah zu, wie die Patienten im Gänsemarsch zum Amherst-Bau hinüberliefen, drehte sich dann um und ging zielstrebig Richtung Eingangstor, um sich die paar Dinge zu besorgen, die sie brauchte und zweifellos schnell finden würde.

27
    L ucy saß ruhig auf ihrer Bettkante im Schwesternwohnheim und ließ langsam die tiefe Nacht an ihr vorbei ins Zimmer kriechen. Sie hatte auf der Tagesdecke die Sachen ausgebreitet, die sie am

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