Die Arena
kreischte, als wollte sie nie mehr aufhören.
9
Barbie dachte, dass die Witwe des Chiefs früher eine außergewöhnlich schöne Frau gewesen sein musste. Sogar jetzt, mit dunklen Ringen um die Augen und in gleichgültig ausgewählter Kleidung (ausgebleichte Jeans und etwas, was ziemlich sicher ein Schlafanzugoberteil war), war Brenda Perkins umwerfend attraktiv. Bestimmt büßten clevere Leute selten ihr gutes Aussehen ein - das heißt, wenn sie zuvor gut ausgesehen hatten -, und in ihren Augen sah er das klare Licht der Intelligenz leuchten. Und noch etwas anderes. Sie mochte trauern, aber sie war weiter neugierig geblieben. Und das Objekt ihrer Neugier war im Augenblick er.
Über seine Schulter hinweg beobachtete sie Julias Wagen, der rückwärts die Einfahrt hinunterrollte, und hob die Hände zu einer stummen Frage: Wohin führst du?
Julia beugte sich aus ihrem Fenster und rief: »Ich muss mich darum kümmern, dass die Zeitung erscheint. Außerdem muss ich beim Sweetbriar Rose vorbeifahren und Anson Wheeler die betrübliche Mitteilung machen, dass heute Abend er für die Sandwichs zuständig ist! Keine Sorge, Bren, Barbie ist ungefährlich!« Und bevor Brenda antworten oder Einwände erheben konnte, fuhr Julia die Morin Street entlang davon: eine Frau mit einem Auftrag. Barbie wünschte sich, er säße neben ihr und hätte kein anderes Operationsziel, als vierzig Schinken-Käse-Sandwichs und vierzig Thunfischsandwichs zuzubereiten.
Nachdem Julia weggefahren war, setzte Brenda ihre Inspektion fort. Sie waren durch eine Fliegengittertür voneinander getrennt. Barbie kam sich wie ein Arbeitsuchender vor, der ein schwieriges Einstellungsgespräch vor sich hat.
»Sind Sie das?«, fragte Brenda. »Wie bitte, Ma'am?«
»Sind Sie ungefährlich?«
Barbie überlegte. Vor zwei Tagen hätte er ja, natürlich gesagt, aber an diesem Nachmittag fühlte er sich mehr wie der Soldat von Falludscha als der Koch von Chester's Mill. Er begnügte sich mit der Feststellung, zumindest sei er stubenrein, worüber sie lächeln musste.
»Nun, dann werde ich selbst urteilen müssen«, sagte sie. »Obwohl mein Urteilsvermögen im Augenblick nicht das beste ist. Ich habe einen persönlichen Verlust erlitten.«
»Ich weiß, Ma'am. Es tut mir sehr leid.«
»Danke. Er wird morgen beigesetzt. Und das von diesem schäbigen Beerdigungsinstitut Bowie, das sich irgendwie weiter über Wasser hält, obwohl fast die ganze Stadt zu Crossman's in Castle Rock geht. Die Leute nennen Stewart Bowies Unternehmen Bowies Beerdigungs-Bunker. Stewart ist ein Idiot, und sein Bruder Fernald ist noch schlimmer, aber jetzt sind sie alles, was wir haben. Alles, was ich habe.« Sie seufzte wie eine Frau, die eine gewaltige Aufgabe vor sich hatte. Wie sollte es auch anders sein?, dachte Barbie. Der Tod eines Angehörigen mag alles Mögliche bringen, aber Arbeit gehört auf jeden Fall dazu.
Sie überraschte ihn, indem sie zu ihm auf die offene Veranda trat. »Gehen Sie mit mir nach hinten, Mr. Barbara. Vielleicht bitte ich Sie später herein, aber erst wenn ich mir über Sie Gewissheit verschafft habe. Normalerweise würde mir eine Empfehlung von Julia ausreichen, aber wir haben es mit außergewöhnlichen Umständen zu tun.« Sie führte ihn am Haus vorbei über einen pedantisch kurz gemähten Rasen, von dem das Herbstlaub abgerecht war. Rechts stand ein Bretterzaun, der das Grundstück der Perkins' zu den Nachbarn hin abgrenzte, links lagen liebevoll gepflegte Blumenbeete.
»Für die Blumen war mein Mann zuständig. Sie werden das vermutlich für ein seltsames Hobby für einen Polizeibeamten halten.«
»Eigentlich nicht.«
»Ich auch nicht, noch nie. Womit wir in der Minderheit sind.
Kleinstädte beherbergen Kleingeister. Das haben Grace Metalious und Sherwood Anderson ganz richtig erkannt. - Außerdem«, fuhr sie fort, als sie um die rückwärtige Ecke des Hauses bogen und den geräumigen Garten erreichten, »ist es hier draußen länger hell. Ich habe ein Notstromaggregat, aber es hat heure Morgen aufgehört zu arbeiten. Aus Gasmangel, nehme ich an. Es gibt einen Reservetank, aber ich weiß nicht, wie man ihn anschließt.
Ich habe Howie gegenüber oft an dem Aggregat herumgenörgelt. Er wollte mir zeigen, wie es betrieben und gewartet wird. Doch ich habe mich geweigert, es zu lernen. Vor allem aus Boshaftigkeit.« Aus einem Augenwinkel quoll eine Träne, die ihr über die Wange lief. Sie wischte sie geistesabwesend weg. »Jetzt würde ich
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