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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Weshalb?«
    »Sie wissen nicht, dass sie unsere Dritte Stadtverordnete ist?« Und als er den Kopf schüttelte: »Machen Sie kein so zerknirschtes Gesicht. Das wissen viele nicht, obwohl sie diesen Posten seit einigen Jahren bekleidet. Im Allgemeinen ist sie kaum mehr als eine Jasagerin für die beiden Männer - also für Rennie, weil Andy Sanders selbst ein Jasager ist -, und sie hat ... Probleme ... Aber sie hat einen harten Kern. Oder hatte einen.«
    »Was für Probleme?«
    Er konnte sich gut vorstellen, dass Brenda auch das für sich behielt, aber das tat sie nicht. »Medikamentenabhängigkeit. Schmerztabletten. Wie schlimm es ist, weiß ich nicht.«
    »Und ich vermute, dass sie ihre Medikamente aus Sanders' Apotheke bezieht.«
    »Ja. Ich weiß, dass das keine ideale Lösung ist, und Sie werden sehr vorsichtig sein müssen, aber ... Jim Rennie könnte sich rein aus Zweckmäßigkeit gezwungen sehen, eine Zeit lang Rücksicht auf Ihre Äußerungen zu nehmen. Aber Ihre Führung akzeptieren?« Sie schüttelte den Kopf. »Mit einer Verhängung des Kriegsrechts, ob sie vom Präsidenten unterzeichnet ist oder nicht, wischt er sich nur den Hintern ab. Ich ... «
    Sie verstummte. Ihre Augen blickten an ihm vorbei und weiteten sich sichtlich.
    »Mrs. Perkins? Brenda? Was gibt's?« »Oh«, sagte sie. »0 Gott!«
    Barbie drehte sich um und war selbst bis zur Sprachlosigkeit verblüfft. Die Sonne ging rot unter, wie sie es oft nach warmen Schönwettertagen tat, an denen nicht späte Schauer Wolkenreste zurückgelassen hatten. Aber einen Sonnenuntergang wie diesen hatte er noch nie gesehen. Er stellte sich vor, dass die einzigen Menschen, die solche Sonnenuntergänge kannten, sich in der Nähe starker Vulkanausbrüche befunden hatten.
    Nein, dachte er. Nicht einmal sie. Das hier ist eine völlig neuartige Erscheinung.
    Die untergehende Sonne war keine Kugel. Sie glich einer riesigen roten Frackschleife mit einem brennenden Rund in der Mitte. Der Himmel im Westen war wie von einem dünnen Blutfilm getrübt, der sich zu Orangerot verfärbte, als er höher stieg. In diesem verschwommenen Glanz war der Horizont fast unsichtbar.
    »Großer Gott, das sieht aus, als blickte man durch eine verschmierte Windschutzscheibe, wenn man in Richtung Sonne fährt«, sagte sie.
    Und das traf natürlich zu, nur war hier die Kuppel die Windschutzscheibe. Staub und Blütenstaub hatten angefangen, sich auf ihr abzulagern. Auch Schadstoffe. Und das würde noch schlimmer werden.
    Wir werden sie putzen müssen, dachte er und stellte sich Ketten von Freiwilligen mit Lappen und Wassereimern vor. Absurd. Wie wollten sie sie in zehn Metern Höhe putzen? Oder in fünfzig? Oder in dreihundert?
    »Damit muss Schluss sein«, flüsterte Brenda. »Rufen Sie sie an und sagen Sie ihnen, dass sie die größte Lenkwaffe abschießen sollen, die sie haben, und zum Teufel mit den Konsequenzen. Denn damit muss Schluss sein.«
    Barbie sagte nichts. Und war sich keineswegs sicher, ob er hätte sprechen können, wenn er etwas zu sagen gehabt hätte. Dieses gewaltige staubige Glühen hatte ihm die Sprache verschlagen. Es war, als blickte man durch ein Bullauge ins Höllenfeuer.

 
    Njuck-Njuck-Njuck
     
    1
     
    Jim Rennie und Andy Sanders beobachteten den unheimlichen Sonnenuntergang vom Vorplatz des Beerdigungsinstituts Bowie aus.
    Sie sollten um sieben Uhr zu einer »Besprechung Notfallmaßnahmen« im Rathaus sein, und Big Jim wollte rechtzeitig dort sein, um sich vorbereiten zu können, aber vorerst standen sie da, wo sie waren, sahen zu, wie der Tag seinen eigenartigen, schmierigen Tod starb.
    »Es ist wie das Ende der Welt.« Andy sprach mit ehrfürchtig leiser Stimme.
    »Ach, Schwachsinn!«, sagte Big Jim, und wenn seine Stimme sogar für seine Verhältnisse - barsch klang, dann nur, weil ihm ein ähnlicher Gedanke durch den Kopf gegangen war. Erstmals seit dem Herabsinken der Kuppel war ihm die Idee gekommen, die Situation könnte ihre Fähigkeiten - seine Fähigkeiten - zur Krisenbewältigung übersteigen, aber er hatte sie energisch zurückgewiesen. »Siehst du unseren Herrn Jesus Christus vom Himmel herabsteigen?«
    »Nein«, gab Andy zu. Er sah jedoch, dass Mitbürger, die er sein Leben lang gekannt hatte, in kleinen Gruppen auf der Main Street zusammenstanden: ohne zu reden, nur mit schützend über die Augen gehaltenen Händen den Blick auf diesen eigenartigen Sonnenuntergang gerichtet.
    »Siehst du mich?«, fragte Big Jim drängend.
    Andy wandte sich ihm zu.

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