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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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vielleicht damit in die Stadt gefahren. Um Benzin zu sparen.«
    »Vielleicht«, sagte Jackie. »Und vielleicht sollten wir im Haus nachsehen, ob er nicht in der Dusche ausgerutscht ist und sich den Hals gebrochen hat.«
    »Heißt das, dass wir ihn uns möglicherweise nackt ansehen müssen?«
    »Niemand hat behauptet, dass Polizeiarbeit schön ist«, sagte Jackie. »Komm schon.«
    Die Haustür war abgeschlossen, aber in Kleinstädten mit hohem Ferienhausanteil ist die Polizei geschickt darin, sich Zutritt zu verschaffen. Die beiden suchten die üblichen Verstecke nach einem Zweitschlüssel ab. Es war Jackie, die ihn an einem Haken hinter dem Fensterladen eines Küchenfensters entdeckte. Er passte auf die Hintertür des Hauses.
    »Reverend Coggins!«, rief Linda und steckte den Kopf in die Küche. »Hier ist die Polizei! Reverend Coggins, sind Sie da?«
    Keine Antwort. Sie gingen hinein. Das Erdgeschoss war sauber und aufgeräumt, aber es vermittelte Linda ein unbehagliches Gefühl. Bestimmt nur, weil sie in einem fremden Haus war, sagte sie sich. Im Haus eines Geistlichen - und noch dazu uneingeladen.
    Jackie ging nach oben. »Reverend Coggins? Polizei! Melden Sie sich bitte, wenn Sie da sind.«
    Linda stand am Fuß der Treppe und blickte nach oben. Das Haus fühlte sich irgendwie falsch an. Sie musste an Janelle denken, die unter der Gewalt ihres Anfalls zitterte. Auch das war falsch gewesen. Ein seltsamer Gedanke drängte sich ihr auf: Wäre Janelle in diesem Augenblick hier, bekäme sie wieder einen Anfall. Ja, und sie würde anfangen, wirres Zeug zu reden. Vielleicht von Halloween und dem Großen Kürbis.
    Dies war eine ganz gewöhnliche Treppe, aber Linda wollte nicht dort hinauf; sie wollte nur, dass ihre Partnerin meldete, dass dort oben niemand war, damit sie sich die Radiostation vornehmen konnten. Aber als Jackie sie rief, stieg Linda die Treppe hinauf.
     
    6
     
    Jackie stand mitten in Coggins' Schlafzimmer. An einer Wand hing ein schlichtes Holzkreuz, an der Wand gegenüber eine Plakette mit einem Songtitel: HIS EYE IS ON THE SPAR ROW - Gott kümmert sich um den Sperling. Die Bettdecke war zurückgeschlagen. Auf dem Laken darunter waren Blutspuren erkennbar.
    »Und das hier«, sagte Jackie. »Komm mal mit.«
    Linda folgte ihr widerstrebend. Auf dem polierten Holzboden zwischen Wand und Bett lag ein dicker Strick mit mehreren Knoten. Die Knoten waren blutig.
    »Sieht so aus, als hätte ihn jemand geschlagen«, sagte Jackie grimmig. »Vielleicht sogar bis zur Bewusstlosigkeit. Dann haben sie ihn aufs Bett ... « Sie sah ihre Partnerin an. »Nein?«
    »Du bist anscheinend in keiner sehr gläubigen Familie aufgewachsen«, sagte Linda.
    »Bin ich doch! Wir haben die Heilige Dreifaltigkeit angebetet: Weihnachtsmann, Osterhase und Zahnfee. Und du?«
    »Ich bin eine schlichte, altmodische Baptistin, aber ich habe von solchen Sachen gehört. Ich glaube, dass er sich gegeißelt hat.« »Würg! Das haben Leute getan, um für ihre Sünden zu büßen, nicht wahr?«
    »Ja. Und ich glaube nicht, dass das jemals ganz aus der Mode gekommen ist.«
    »Es würde das hier erklären. Gewissermaßen. Geh ins Bad und sieh dir an, was auf dem Spülkasten liegt.«
    Linda machte jedoch keine Anstalten, sich von der Stelle zu rühren. Der Knotenstrick war schlimm genug, und wie das Haus sich anfühlte - irgendwie zu leer -, war noch schlimmer.
    »Geh nur. Es beißt dich nicht, und ich wette zehn gegen eins, dass du schon Schlimmeres gesehen hast.«
    Linda ging ins Bad. Auf dem Spülkasten lagen zwei Magazine.
    Eines war christlich, das Upper Room Magazine. Das andere hieß Junge Orientmuschis. Linda bezweifelte, dass dieses Magazin in vielen christlichen Buchhandlungen verkauft wurde.
    »Also«, sagte Jackie. »Können wir uns ein Bild machen? Er sitzt auf dem Klo, reibt sich den Trüffel ... «
    »Reibt sich den Trüffel? « Linda kicherte trotz ihrer Nervosität.
    Oder vielleicht ihretwegen.
    »Den Ausdruck hab ich von meiner Mutter«, sagte Jackie. »Also, nachdem er damit fertig ist, unterzieht er sich einer mittelschweren Geißelung, um für seine Sünden zu büßen, geht zu Bett und hat schöne asiatische Träume. Heute Morgen steht er entspannt und sündenfrei auf, spricht sein Morgengebet, und dann fährt er mit dem Rad in die Stadt. Klingt das einleuchtend?«
    An sich schon. Es erklärte nur nicht, wieso das Haus ihr so falsch erschien. »Komm, wir sehen uns die Radiostation an«, sagte Linda. »Danach fahren wir zurück in

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