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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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finden. Wir wollten am nächsten Camp vorbei und dann durch den Wald gehen.« Sie zeigte vage nach Norden. »Ich glaube, das wäre kürzer gewesen.«
    Junior lächelte, obwohl ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief. Sie deutete nicht in Richtung Chester's Mill; sie zeigte in Richtung TR-90. Dort gab es meilenweit nichts als Jungwald, dichtes Unterholz und morastige Sümpfe. Und natürlich die Kuppel. Dort draußen wären Alice und Aidan bestimmt verhungert:
    Hänsel und Gretel ohne das Happy End.
    Und wir wären beinahe umgekehrt. Himmel!
    Frankie kam zurück. Er hatte ein Milky Way. Der Schokoriegel war alt und zerdrückt, aber noch originalverpackt. Wie die Kinder ihn anstarrten, erinnerte Junior an die Kids, die man manchmal in den Nachrichten sah. Dieser Ausdruck auf amerikanischen Gesichtern war irreal, grausig.
    »Mehr konnte ich nicht finden«, sagte Frankie, während er das Papier aufriss. »In der Stadt besorgen wir euch dann was Besseres.«
    Er brach das Milky Way in der Mitte auseinander und gab jedem Kind seinen Anteil. Binnen fünf Sekunden war der Schokoriegel verschwunden. Als der Junge mit seinem Stück fertig war, steckte er die Finger bis zu den Knöcheln in den Mund. In seinen Backen bildeten sich rhythmisch Grübchen, als er daran saugte.
    Wie ein Hund, der Fett von einem Knochen leckt, dachte Junior. Er wandte sich an Frankie. »Pass auf, wir warten nicht, bis wir in die Stadt zurückkommen. Wir halten bei dem Blockhaus, in dem der alte Kerl und die Mieze waren. Und was sie an Essen dahaben, kriegen die beiden hier.«
    Frankie nickte und hob den Jungen auf den Arm. Junior nahm die Kleine hoch. Er konnte ihren Schweiß, ihre Angst riechen. Er fuhr ihr über die Haare, als könnte er diesen öligen Gestank wegwischen.
    »Jetzt kann dir nichts mehr passieren, Schatz«, sagte er. »Dir und deinem Bruder. Jetzt ist alles in Ordnung. Ihr seid in Sicherheit.«
    »Versprochen?«
    »Ja.«
    Sie schlang ihm die Arme um den Hals. Das war eines der schönsten Gefühle, das er jemals empfunden hatte.
     
    4
     
    Der Westen von Chester's Mill, der am spärlichsten besiedelte Teil des Stadtgebiets, war um Viertel vor neun an diesem Morgen fast vollständig geräumt. Auf der Little Bitch Road stand als einziger Streifenwagen noch Wagen 2 mit Jackie Wettington am Steuer und Linda Everett auf dem Beifahrersitz. Chief Perkins, ein Kleinstadt-Cop der alten Schule, hätte niemals zwei Frauen zusammen losgeschickt, aber Chief Perkins gab es natürlich nicht mehr, und die Frauen selbst genossen dieses neue Gefühl. Männer, vor allem Cops mit ihrem platten Dauergescherze, konnten anstrengend sein.
    »Sollen wir zurückfahren?«, fragte Jackie. »Das Sweetbriar hat geschlossen, aber vielleicht können wir eine Tasse Kaffee schnorren.«
    Linda gab keine Antwort. Sie war in Gedanken an der Stelle, wo die Kuppel die Littlee Bitch Road abschnitt. Dort hinauszufahren, war beunruhigend gewesen - und das nicht nur, weil die Wachposten einem noch immer den Rücken zukehrten und sich nicht einmal bewegt hatten, als sie ihnen über den Dachlautsprecher einen guten Morgen gewünscht hatte. Es war beunruhigend gewesen, weil jetzt ein großes rotes X - das wie ein futuristisches Hologramm in der Luft zu hängen schien - auf die Kuppel gespritzt war. Dieses X war der vorausberechnete Einschlagpunkt. Ihr kam es unmöglich vor, dass eine Lenkwaffe, die in zwei- oder dreihundert Meilen Entfernung abgeschossen wurde, einen so winzigen Punkt treffen konnte, aber Rusty hatte ihr versichert, dass sie es könnte.
    »Linda?«
    Sie kehrte ins Hier und Jetzt zurück. »Klar, wir können jederzeit fahren.«
    Das Funkgerät knackte. »Wagen zwo, Wagen zwo, hört ihr mich? Kommen.«
    Linda nahm das Mikrofon aus der Halterung. »Station, hier Zwo. Wir hören dich, Stacey, aber der Empfang ist nicht sehr gut. Kommen.«
    »Das sagen alle«, antwortete Stacey Moggin. »An der Kuppel ist er ganz schlecht, in Stadtnähe wird er besser. Aber ihr seid noch auf der Little Bitch Road, stimmt's? Kommen.«
    »Ja«, sagte Linda. »Haben gerade bei den Killians und den Bouchers nachgesehen. Keiner mehr da. Wenn die Lenkwaffe hier reinkracht, dürfte Roger Killian jede Menge Brathähnchen haben. Kommen.«
    »Dann veranstalten wir ein Picknick. Peter will dich sprechen. Chief Randolph, meine ich. Kommen.«
    Jackie hielt mit dem Streifenwagen am Straßenrand. Nach einer Pause, in der nur das Knistern atmosphärischer Störungen zu hören war, meldete

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