Die Arena
drei in Bewegung, dann blieb er noch einmal stehen. »Sie haben mich nicht angepiepst.«
Gina errötete. »Sie hat mich extra gebeten, es nicht zu tun.« Das wunderte Rusty, aber nur eine Sekunde lang. Andrea mochte tablettenabhängig sein, aber sie war nicht dumm. Sie wusste, dass Rusty drüben im Krankenhaus die meiste Zeit mit Twitch zusammen war. Und Dougie Twitchell war zufällig ihr kleiner Bruder, der noch mit neununddreißig vor den schlimmen Tatsachen des Lebens beschützt werden musste.
Rusty blieb vor der Tür mit der aufgeklebten schwarzen 3 stehen und versuchte sich zu sammeln. Das hier würde schwierig werden. Andrea gehörte nicht zu den aufsässigen Trinkern, die behaupteten, Alkohol hätte überhaupt nichts mit ihren Problemen zu tun, auch nicht zu den Meth-Süchtigen, die seit etwa einem Jahr immer häufiger hier auftauchten. Andreas Verantwortung für ihr Problem war schwieriger zu lokalisieren, und das erschwerte die Therapie. Natürlich hatte sie nach ihrem Sturz schreckliche Schmerzen gehabt. Oxy war das Beste für sie gewesen, um die Schmerzen zu unterdrücken, damit sie schlafen und die Behandlung beginnen konnte. Es war nicht ihre Schuld, dass ihr das ausgerechnet durch ein Medikament ermöglicht worden war, das Ärzte manchmal als Hillbilly-Heroin bezeichneten.
Er öffnete die Tür und betrat den Raum, während er seine Weigerung einübte. Freundlich, aber bestimmt, ermahnte er sich. Freundlich, aber bestimmt.
Sie saß auf dem Stuhl in der Ecke unter dem Cholesterin-Poster: die Knie zusammen, den Kopf über die Handtasche auf ihrem Schoß gebeugt. Eine große Frau, die jetzt klein wirkte. Irgendwie reduziert. Als sie den Kopf hob, um ihn anzusehen, und er sah, wie abgehärmt ihr Gesicht war - die sich beiderseits des Mundes herabziehenden Falten tief, die Haut unter ihren Augen fast schwarz -, überlegte er sich die Sache anders und beschloss, ihr doch ein Rezept auf einem von Dr. Haskells rosa Vordrucken auszustellen. Vielleicht würde er nach Beendigung der Kuppelkrise versuchen, sie zu einer Entziehungskur zu schicken; vielleicht notfalls mit der Drohung, ihren Bruder einzuweihen. Aber jetzt würde er ihr geben, was sie brauchte. Denn er hatte selten solch nackte Bedürftigkeit gesehen.
»Eric … Rusty ... ich habe ein Problem.«
»Ich weiß. Das sieht man. Ich schreibe Ihnen ein ... «
»Nein!« Sie starrte ihn sichtlich erschrocken an. »Nicht einmal, wenn ich darum bettle! Ich bin drogensüchtig und muss davon loskommen! Ich bin nur ein abscheulicher alter Junkie!« Ihr Gesicht geriet außer Form. Sie bemühte sich, zum vorigen Ausdruck zurückzukehren, aber das gelang ihr nicht. Also bedeckte sie ihr Gesicht stattdessen mit den Händen. Lautes, heftiges Schluchzen, das schwer zu ertragen war, drang zwischen ihren Fingern hervor.
Rusty ging zu ihr, ließ sich auf ein Knie nieder und legte einen Arm um sie. »Andrea, es ist gut, dass Sie aufhören wollen ... ausgezeichnet ... aber jetzt ist vielleicht nicht der beste Augenblick, um ... «
Sie fixierte ihn mit Tränen in ihren geröteten Augen. »Sie haben Recht, es ist der schlechteste Augenblick, aber es muss jetzt sein! Und Sie dürfen Doug und Rose nichts davon erzählen. Können Sie mir helfen? Ist das überhaupt zu schaffen? Ich hab das nie gekonnt, nicht allein. Diese verhassten rosa Pillen. Ich lege sie ins Medizinschränkchen und sage: >Heute keine mehr<, und eine Stunde später hole ich sie wieder heraus! Ich habe noch nie in solch einem Schlamassel gesteckt, noch nie im Leben.«
Sie senkte die Stimme, als vertraute sie ihm ein großes Geheimnis an.
»Ich glaube nicht, dass das noch von meinem Rücken kommt, ich denke, dass mein Gehirn meinem Rücken befiehlt, Schmerzen zu haben, damit ich weiter diese verdammten Tabletten nehmen kann.«
»Wieso jetzt, Andrea?«
Sie schüttelte nur den Kopf. »Können Sie mir helfen oder nicht?«
»Ja, aber Sie sollten dabei nicht an Totalentzug denken. Zum einen müssten Sie damit rechnen ... « Einen Augenblick lang sah er Janelle vor sich, die zitternd in ihrem Bett lag und etwas von einem Großen Kürbis murmelte. »Sie bekämen vermutlich Krämpfe.«
Sie hörte ihn entweder nicht oder hörte absichtlich darüber hinweg. »Wie lange?«
»Um über das rein Körperliche hinwegzukommen? Zwei Wochen. Vielleicht drei.« Und dazu müsstest du auf der Überholspur bleiben, dachte er, allerdings ohne es auszusprechen.
Sie packte seinen Arm. Ihre Hand war sehr kalt. »Zu
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