Die Arena
Staatsmeisterschaft war ihr Abschiedsspiel gewesen. In dem Sommer hatte ihr Vater, betrunken am Steuer, seine Frau, alle drei Töchter und sich selbst umgebracht. Sie waren auf dem Rückweg vom Brownie's, in dem sie Eiscremefrappes essen wollten, nach Tarker's Mills gewesen. Der halb geschenkte Cadillac war ihr Sarg geworden.
Der Unfall mit mehreren Toten hatte im ganzen Westen von Maine Schlagzeilen gemacht - eine Ausgabe von Julia Shumways Democrat war mit Trauerrand erschienen -, aber Big Jim war nicht untröstlich gewesen. Hanna hätte es vermutlich in kein Collegeteam geschafft; dort waren die Mädchen größer, und sie hätte sich vielleicht mit dem Joker-Status begnügen müssen. Das hätte sie sich niemals bieten lassen. Ihr Hass musste durch ständige Action auf dem Spielfeld genährt werden. Das verstand Big Jim ohne Einschränkung. Damit sympathisierte er ohne Einschränkung. Das war der Hauptgrund, weshalb er nie auch nur daran gedacht hatte, The Mill zu verlassen. In der großen Welt hätte er vielleicht mehr Geld scheffeln können, aber Wohlstand war das Dünnbier der Existenz. Macht war Champagner.
Über The Mill zu herrschen war an gewöhnlichen Tagen gut, aber in Krisenzeiten war es besser als gut. In solchen Zeiten konnte man auf den Schwingen reiner Intuition fliegen, in der Gewissheit, dass man nichts vermasseln konnte, absolut keine Chance. Man konnte die Verteidigung durchschauen, noch bevor sie sich formiert hatte, und punktete mit jedem Wurf. Man fühlte es, und das konnte zu keinem besseren Zeitpunkt passieren als in einem Meisterschaftsfinale.
Dies war sein Meisterschaftsfinale, und alles entwickelte sich zu seinem Vorteil. Er spürte - nein, er wusste -, dass bei diesem magischen Lauf nichts schief gehen konnte; selbst Dinge, die schlecht zu stehen schienen, würden sich als Chancen statt als Stolpersteine erweisen - wie Hannas Verzweiflungswurf von der Mittellinie aus, der das ganze Derry Civic Center von den Stühlen gerissen hatte: die Fans aus The Mill jubelnd, die Castle Rockers ungläubig tobend.
Es fühlen. Deshalb war er nicht müde, obwohl er erschöpft hätte sein müssen. Deshalb machte er sich trotz Juniors stummer, blasser Wachsamkeit keine Sorgen um ihn. Deshalb machte er sich keine Sorgen wegen Dale Barbara und Barbaras lästigem Freundeskreis, vor allem der Zeitungszicke. Deshalb lächelte Big Jim nur, als Peter Randolph und Andy Sanders ihn entgeistert anstarrten. Er konnte es sich leisten, zu lächeln. Er fühlte es.
»Den Supermarkt schließen?«, fragte Andy. »Wird das nicht viele Leute verärgern, Big Jim?«
»Den Supermarkt und das Gas and Grocery«, verbesserte Big Jim ihn immer noch lächelnd. »Um das Brownie's müssen wir uns nicht kümmern, das ist bereits geschlossen. Auch das ist gut so - es ist ein schmuddeliger kleiner Laden.« Der schmuddelige kleine Hefte verkauft, fügte er nicht hinzu.
»Jim, die Food City hat noch reichlich Ware«, sagte Randolph. »Darüber habe ich erst heute Nachmittag mit Jack Cale gesprochen. Fleisch wird knapp, aber von allem anderen ist genug da.« »Das weiß ich«, sagte Big Jim. »Ich weiß, wozu man Inventur macht, und Cale weiß es auch. Das sollte er; schließlich ist er Jude.«
»Nun ... ich meine nur, dass bisher alles in geordneten Bahnen verlaufen ist, weil die meisten Leute reichlich Vorräte haben.« Seine Miene hellte sich auf. »Also, ich könnte mir vorstellen, der Food City kürzere Öffnungszeiten zu verordnen. Ich glaube, Jack ließe sich dazu überreden. Wahrscheinlich denkt er bereits daran.«
Big Jim schüttelte noch immer lächelnd den Kopf. Das hier war ein weiteres Beispiel dafür, wie Dinge sich vorteilhaft entwickelten, wenn man es fühlte. Duke Perkins hätte gesagt, es sei ein Fehler, der Stadt zusätzlichen Stress aufzubürden, vor allem nach dem beunruhigenden Himmelsereignis von heute Abend. Aber Duke war tot, und das war mehr als nur praktisch; es war himmlisch.
»Geschlossen«, wiederholte er. »Beide Geschäfte. Verrammelt.
Und wenn sie wieder aufmachen, sind wir diejenigen, die Lebensmittel ausgeben. So reicht das Zeug länger, und die Verteilung ist fairer. Auf der Bürgerversammlung am Donnerstag gebe ich einen Rationierungsplan bekannt.« Er machte eine Pause. »Wenn die Kuppel bis dahin nicht verschwunden ist, versteht sich.«
»Ich weiß nicht, ob wir das Recht haben, Geschäfte zu schließen, Big Jim«, sagte Andy zögernd.
»In einer Krise dieser Art haben wir nicht nur das
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