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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Überlebenden, Colonel. Ich wiederhole:
    Wir haben einen Überlebenden.«
     
    8
     
    Als am Morgen des 28. Oktobers die Sonne aufging, war »überlebt« das einzig Positive, was das letzte Mitglied der Familie Dinsmore von sich vermelden konnte. Ollie lag platt auf dem Boden, einen Fuß gegen die Kuppel gedrückt, und bekam von den großen Ventilatoren gerade so viel Luft durch die Barriere gepresst, dass er weiterleben konnte.
    Er hatte sich verdammt beeilen müssen, um ein genügend großes Stück der Kuppel von innen zu säubern, bevor seine Sauerstoffflasche endgültig leer war. Dies war die Flasche, die er zurückgelassen hatte, als er sich in den Kartoffelberg gewühlt hatte. Er wusste noch, wie er sich gefragt hatte, ob sie explodieren würde. Das hatte sie nicht getan - und das war ein glücklicher Zufall für Oliver H. Dinsmore gewesen. Hätte sie es getan, läge er jetzt tot unter einem Grabhügel aus rotgelben und länglich weißen Kartoffeln.
    Er hatte auf der Innenseite der Kuppel kniend die dicken schwarzen Ablagerungen abgekratzt und war sich dabei bewusst gewesen, dass sie teilweise aus menschlichen Überresten bestanden. Das konnte man unmöglich vergessen, wenn sich einem immer wieder Knochensplitter in die Finger bohrten. Ohne Private Ames, der ihn ständig ermunterte, hätte er bestimmt bald aufgegeben. Aber Ames war nicht bereit aufzugeben, sondern trieb ihn an, er müsse weiterschuften, verdammt nochmal, diesen Scheiß abwischen, Cow-Kid, das musst du, damit die Ventilatoren wirken können.
    Ollie glaubte, dass er vor allem durchgehalten hatte, weil Ames seinen Namen nicht kannte. Er hatte sich damit abgefunden, dass die Kids in der Schule ihn Mistkicker und Zitzenpuller nannten, aber der Teufel sollte ihn holen, wenn er starb, während er hörte, wie irgendein Kerl aus South Carolina ihn Cow-Kid nannte.
    Die Ventilatoren hatten röhrend zu arbeiten begonnen, und er hatte den ersten kühlen Lufthauch auf seiner überhitzten Haut gespürt. Er riss sich die Sauerstoffmaske vom Gesicht und drückte Mund und Nase direkt an die schmutzige Innenseite der Kuppel. Keuchend und Ruß aushustend machte er sich daran, weitere Flächen von dem schwarzen Belag zu befreien. Auf der anderen Seite konnte er Ames sehen: auf allen vieren und mit schief gehaltenem Kopf wie ein Mann, der in ein Mauseloch zu spähen versucht.
    »So ist es gut!«, rief er. »Wir haben noch zwei Ventilatoren, die wir aufbauen wollen. Gib nicht auf, Cow-Kid! Bloß nicht aufgeben!«
    »Ollie«, keuchte er. »Was?«
    »Ich heiße ... Ollie. Hör auf, mich ... Cow-Kid zu nennen.« »Okay, ich nenn dich bis in alle Ewigkeit Ollie, wenn du weiterkratzt, damit diese neuen Ventilatoren was ausrichten können.«
    Ollies Lunge schaffte es irgendwie, so viel von der durch die Barriere gepressten Luft aufzunehmen, dass er weiterlebte und bei Bewusstsein blieb. Durch seinen Schlitz beobachtete er, wie die Welt heller wurde. Das Licht gab ihm neuen Lebensmut, auch wenn ihm das Herz in die Hose rutschte, als er sah, wie der rosige erste Schimmer des anbrechenden Tages durch den Schmutzfilm getrübt wurde. Das Licht tat gut, denn hier drinnen war alles dunkel und verbrannt und hart und still.
    Um fünf Uhr morgens sollte Ames abgelöst werden, aber Ollie schrie laut, er solle bleiben, und Ames weigerte sich, seinen Posten an der Kuppel zu verlassen. Zum Glück bestand der zuständige Vorgesetzte nicht darauf In kurzen Episoden zwischen langen Pausen, in denen er seinen Mund an die Barriere drückte, um mehr Luft einzusaugen, berichtete Ollie, wie er überlebt hatte.
    »Mir war klar, dass ich warten muss, bis das Feuer aus ist«, sagte er, »also hab ich versucht, Sauerstoff zu sparen. Grampy Tom hat mir mal erzählt, dass ihm eine Flasche die ganze Nacht reicht, wenn er schläft, daher hab ich ganz still dagelegen. Ich hab sie auch nicht gleich gebraucht, denn unter den Kartoffeln war noch Luft, die ich erst mal geatmet habe.«
    Er drückte seine Lippen an die Barriere, schmeckte den Ruß, war sich bewusst, dass dies die Überreste eines Menschen sein konnten, der vor vierundzwanzig Stunden noch gelebt hatte, und machte sich nichts daraus. Er saugte gierig Luft ein und säuberte ein weiteres Stück der Kuppel, bevor er weitersprach.
    »Unter den Kartoffeln war's zuerst kalt, aber dann ist's warm und zuletzt heiß geworden. Ich dachte, ich muss lebend verbrennen. Über mir ist die ganze Scheune abgebrannt. Alles hat gebrannt. Aber die Flammen waren

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