Die Asche der Erde
gezeigt zu haben«, warf Nelly ein.
Shenker ging um sie herum, nahm Sebastian mürrisch den Baseballschläger aus der Hand und stieß damit Jori und Hadrian zu zwei Stühlen. Sie setzten sich. Dann packte er Nelly und schob sie zu dem Stuhl neben Hadrian. Kopfschüttelnd wandte er sich an Sebastian. »Gut, dass wir dich nicht wegen deines Verstandes eingesetzt haben. Kinzler wird stinksauer auf dich sein. Die Frau weiß zu viel und kann uns nichts mehr nutzen.« Er ging zum Tisch, musterte Hadrian und strich über das dicke Ende des Baseballschlägers. Dann seufzte er und warf die Keule hinter sich.
»Ihr vergiftet die Leute langsam«, sagte Nelly.
»Du hast ja stets dafür gesorgt, dass wir unsere Geschichtsbücher gelesen haben«, rief Shenker ihr ins Gedächtnis. »Drogen hat es schon immer gegeben. Opiumesser. Haschischraucher. Kokainschnupfer.«
»Die standen am Rand der Gesellschaft. Wir können uns keinen Rand erlauben.«
»Du siehst das ganz falsch. In der neuen Welt wird es eineneue Währung geben. Noch bevor wir fertig sind, werden wir Zimmerleute, Maurer und Schiffbauer haben, die bereit sind, für einen Löffel Pulver den ganzen Tag für uns zu arbeiten. Carthage wird teuer bezahlen, was es uns angetan hat.«
»Die Zimmerleute und Maurer werden die Wände hochgehen.«
Shenker schaute zu Sebastian. »Wir werden immer über Packpferde verfügen, die unsere Lasten tragen. So ist nun mal der Lauf der Welt.«
Der Erstgeborene zeigte auf Hadrian. »Sauger wird ihn in Sankt Gabriel haben wollen.«
Shenker seufzte matt. »Hier geht es um Politik. Und über Politik diskutiere ich nicht mit Lasttieren. Du begreifst doch gar nicht, wie man einen guten Märtyrer produziert.« Er wies auf Nelly. »Ihre Leiche muss zurück nach Carthage. Du kannst dort die Belohnung für sie einstreichen und bei Saugers Huren ausgeben.«
»Ich verstehe, weshalb Sie meinen Tod wollen, aber warum musste Jonah sterben?«, fragte Hadrian.
»Weil er ein beschissener Hellseher war.« Shenker ging zu einem Schreibtisch an der Wand und kehrte mit einem Buch zurück, einem zerfledderten Branchen- und Produktverzeichnis. Dann setzte er sich. »Als er herausfand, dass dieses Buch verschwunden war, wusste er gleich, was wir vorhatten. Er hat die Puzzlestücke sofort zusammengesetzt. Nelly erzählte ihm von Sankt Gabriels Geschichte und dass Männer in Grau dort aufgetaucht seien. Er war derjenige, der dahinter Gefängniskleidung vermutet hat. Er hat sich zusammengereimt, was wir hier machten, und kannte die Auswirkungen, die es haben würde. Er war uns immer einen Schritt voraus.«
»Also haben Sie ihn getötet, genau wie die Bergungstrupps.«
»Bei denen war es was anderes. Die waren Experimente. Ich habe zugesehen, als einer von ihnen eine Prise aus unserer ersten Charge geschluckt hat. Er hat sofort die Augen verdreht und war tot, bevor er auf dem Boden aufschlug. Empirisches Vorgehen.« Er zuckte die Achseln. »Die Pharmakonzerne hatten früher ganze Lagerhäuser voller Affen zu diesem Zweck. Wir haben den ersten Trupp binnen einer Woche aufgebraucht.«
Nelly verzog wütend das Gesicht. »Das war doch glatter Mord«, fauchte sie.
»Der Wille des Volkes lässt sich nicht unterdrücken.«
Hadrian konnte tatsächlich den Luftzug des Baseballschlägers hören, als Sebastian damit zuschlug, gefolgt von dem lauten Brechen des Schädelknochens. Shenkers Hinterkopf verwandelte sich durch den Treffer so schnell in einen Krater, dass er vermutlich nicht mal mehr etwas davon spürte.
»Unterdrück das, du Schwein«, zischte Sebastian. »Mein Bruder hat diesem ersten Trupp angehört.«
Shenker rührte sich nicht. Er schaute einfach nur zu Boden, als wäre er tief in Gedanken versunken. Aus seiner Nase tropfte Blut.
Nelly schien den Atem angehalten zu haben. Jori trat an ihre Seite, wie um sie zu verteidigen.
»So behandeln die uns«, sagte Sebastian seufzend. »Als ihre Packpferde und Laboraffen.« Er stieß Shenker an. »Du hast schon immer zu viel geredet.« Er klang noch immer bedrohlich, als wolle er Shenker zu einer Antwort herausfordern. Eines der Augen des Toten füllte sich mit Blut.
»Meine Mutter baut eine Hütte im Wald«, sagte der Erstgeborene beiläufig zu Hadrian. »Sie sagt, dort können wir ein besseres Leben führen.«
Hadrian nickte und flüsterte dann: »Seien Sie dankbar für eine solche Mutter.«
Sebastian sah auf den Schläger in seiner Hand und dann verlegen zu Nelly. »Es tut mir leid«, sagte er und warf
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