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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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auf. Als sie die Wunden sah, murmelte sie eine leise Verwünschung. »Wie hat sein Auftrag genau gelautet?«
    Jori Waller starrte auf das Gesicht des Toten. »Das ist vertraulich.«
    »Hier hat Reese gewohnt«, erklärte Hadrian.
    Emily blickte beunruhigt auf und nahm dann die Hand mit den Pulverspuren. »Er muss ins Krankenhaus gebracht werden. Und der Gouverneur muss es als Erster erfahren. Danach wird es eine offizielle Verlautbarung geben.« Sie rieb etwas von dem Pulver auf ihre eigene Fingerspitze, hielt sie sich kurz an die Zunge und verzog das Gesicht, als wäre es bitter.»Er wurde von Schmugglern erstochen«, versicherte Sergeant Waller eilig. »Die sich inzwischen gut versteckt haben dürften.«
    »Ich glaube, Sie verstehen nicht ganz, Sergeant«, widersprach Hadrian. »Das sind keine Stichverletzungen. Officer Jansen wurde erschossen.«
    Waller wurde sehr still. »Lächerlich. Niemand besitzt hier Schusswaffen.«
    Emily nahm eine lange schmale Zange aus ihrer ledernen Arzttasche und erforschte damit die obere Wunde, aus der immer noch etwas Blut sickerte. Einen Moment später zog sie ein kleines blutiges Projektil daraus hervor und hielt es ihnen hin. Waller stürzte ans offene Fenster und erbrach sich nach draußen.
     
    Niemand besitzt hier Schusswaffen
. Die Worte hallten in seiner Erinnerung wider, während er die dünnen silbrigen Finger beobachtete, die sich als Vorboten der Dämmerung über das Wasser erstreckten. Wallers Stimme hatte seltsam verängstigt geklungen, doch als sie sich am Fenster wieder umgedreht und Hadrian und Emily angesehen hatte, hatte Erbitterung in ihrem Blick gelegen. Nicht nur Schusswaffen und Patronen waren aus ihrer ehemaligen Welt in der Gegenwart angelangt, sondern nun auch noch Mord.
    Hadrian musste daran denken, was er vor ein paar Tagen zu Jonah gesagt hatte. Es lag ihm wie Galle auf der Zunge. Nichts, was er in all den Jahren der Kolonie getan habe, habe etwas genützt. Die Abstände zwischen den Weltuntergängen wurden einfach nur immer geringer.
    Er war sich nicht sicher, weshalb er wieder zu der Lichtung gegangen war, auf der man ihn angegriffen hatte. Er hatte bloß gewusst, dass er die Wohnung verlassen musste, bevor noch mehr Polizisten eintrafen. Für einige lange schmerzlicheMomente überlegte er sich, wie er Buchanan so provozieren konnte, dass der ihn unverzüglich in die Verbannung schickte und Hadrian dadurch die Kolonie und all ihr Leid hinter sich zurücklassen würde. Doch er durfte Nelly nicht im Stich lassen. Es hatte ihn zumindest ein wenig getröstet, dass die beiden Ausgestoßenen zum Zeitpunkt des Mordes ebenfalls in ihrer Zelle gesessen hatten. Doch dann hatte Emily sich beim Verlassen der Wohnung noch einmal an die Polizistin gewandt.
    »Man hat bereits Suchtrupps ausgeschickt, Jori. Das Krankenhaus wurde angewiesen, sofort Bescheid zu geben, falls sie um medizinische Hilfe bitten. Sie werden nicht weit kommen.«
    »Wie bitte?«, hatte Waller erwidert.
    »Die Ausgestoßenen, die man verhaftet hatte. Ihre Zelle wurde leer vorgefunden. Lieutenant Kenton hat befohlen, dass an alle diensthabenden Beamten Waffen ausgegeben und alle Wege zu den Camps gesperrt werden.«
    Hadrian hatte sie verwirrt angestarrt. Er war in der Nachbarzelle gewesen und hatte nichts davon mitbekommen, dass die Tür aufgebrochen worden wäre. Waren die beiden geflohen, während er geschlafen hatte? »Sie haben Jansen nicht ermordet, Emily«, hatte er versichert.
    Daraufhin hatte sie lange geschwiegen. »Ich habe sie gestern besucht«, hatte sie dann entgegnet. Hadrian erinnerte sich, dass Nelly und Emily früher mal eng befreundet gewesen waren. »Sie hat sich verändert. Sie ist radikaler geworden, zutiefst erzürnt. Ihr Mann war zwar krank, aber die Unterernährung hat seinen Tod noch beschleunigt. Die Ausgestoßenen stehen mit dem Rücken zur Wand und wissen keinen Ausweg mehr«, hatte die Ärztin gewarnt. »Es tut mir leid, Hadrian. Aber lass dich nicht verleiten, sie für dieselben Personen zu halten, die sie vor zwanzig Jahren gewesen sind.Nelly ist inzwischen zu allem fähig. Den Camps läuft die Zeit weg, und sie weiß es.«
    Nelly hatte sich tatsächlich verändert. Doch womöglich durfte man nur denen nicht trauen, die sich nicht geändert hatten, dachte Hadrian nun, als die Strahlen der Morgendämmerung das Wasser berührten.
Wie sieht die Wahrheit aus, die du finden möchtest?
, hatte Jonah ihn mehr als einmal gefragt, wenn er Hadrian mal wieder in tiefer

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