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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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Joris Revolver. Der Abt von Sankt Gabriel legte die Finger um den Griff. »Ich sag’s nicht noch mal, Wade.«
    »Dieses Schwein hat meinen Neffen getötet!«
    Hadrian starrte ihn verwirrt an. »Ich hatte nichts mit dem Jungen zu tun, der ins Krankenhaus gebracht wurde«, sagte er.
    Wade fixierte ihn hasserfüllt.
    »Ich glaube, unser Freund meint den Mann, den Sie während Ihrer Flucht letzte Nacht an meinem Tisch getötet haben«, erklärte Sauger ruhig.
    Hadrian erschrak. Damit musste der Mann gemeint sein, den er als ehemaliges Besatzungsmitglied der
Anna
wiedererkannt hatte. »Wheeler hat geschlafen, als wir durch den Gastraum gekommen sind«, sagte er mit heiserer Stimme.
    Sauger wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und bedeutete Hadrian, er solle aufstehen. Hadrian gehorchte und musste sich kurz abstützen, weil ihm schwindlig wurde. Dann folgte er Sauger zur Tür hinaus. Sie gelangten direkt in die Taverne, wo jemand eine Decke über die Gestalt am Ecktisch gebreitet hatte. Als Sauger die Decke zurückschlug, wurde Hadrian beinahe schlecht. Eine der Silbergabeln, die er noch vom Vorabend kannte, steckte in Wheelers Nacken. Jemand hatte sie ihm bis ins Gehirn getrieben.
    »Saubere Arbeit«, sagte Sauger anerkennend. »Aber leider das falsche Opfer. Wade ist Fletchers Mann, und das hier war Wades Neffe. Wir sichern seinen Leuten unseren Schutz zu, solange sie sich hier aufhalten. Der hier befand sich sozusagen noch in der Ausbildung. Fischer. Totengräber. Vertraut mit den Straßen von Carthage. Erwiesenermaßen zuverlässig und für Sonderaufgaben geeignet. Jede Menge Potenzial. Als Wade vorhin zu unserem kleinen Frühstück hier eingetroffen ist, musste ich ihn zurückhalten, sonst hätte er Ihnen drüben auf dem Tisch ebenfalls eine Gabel in den Schädel gerammt.«
    »Jemand wollte verhindern, dass ich mit ihm rede. Er war von der
Anna

    »Fletcher behauptet, Sie würden versuchen, sein Vorhaben in Carthage ins Wanken zu bringen.«
    »Sein Vorhaben ist Ihr Vorhaben.«
    Sauger zuckte die Achseln. »Unsere Allianz ist noch jung.Er hat im Laufe der Jahre viel in Carthage investiert. Wir haben kürzlich seine Bestrebungen gewissermaßen erweitert. Unsere geschäftlichen Ziele vereint. Die Erwartungen angepasst.«
    »Ich habe mich gefragt, weshalb die Fischer einen Schakal als Symbol benutzen sollten.« Er zeigte auf die ausgestopften Marder an den Wänden. »Es war Ihre Bande. Fletcher ist bloß Ihr Subunternehmer.«
    »Sie bereiten mir Kummer, Hadrian. Sie sind scharfsinnig, Sie sind gebildet. Ich kann mich mit Ihnen unterhalten wie mit keinem der anderen. Wir könnten gemeinsam beschließen, was aus Ihrem Gouverneur werden soll. Womöglich würden wir Sie zu seinem Nachfolger machen. Sie könnten an meiner Seite ungeheuren Einfluss ausüben.«
    »Ich mache mich nicht gut an jemandes Seite.«
    Sauger ignorierte ihn. »Ich glaube, Sie sollten sich das noch mal gut überlegen. Es wird für mich ganz schön teuer werden, Sie zu retten. Andernfalls wird Fletcher Sie töten müssen, um seine Leute bei der Stange zu halten. Wenn nicht hier, dann in Carthage. Und bestimmt nicht kurz und schmerzlos. Wade würde nichts lieber tun, als Sie eines Nachts zu überfallen und von seinen Freunden festhalten zu lassen, während er Ihnen eine Gabel in den Kopf hämmert. Höchstwahrscheinlich durch ein Auge, damit er die Gabel langsam drehen kann und Sie schreien hört. Grausame Hurensöhne, diese Fischer. Auch wenn ich alles geradebiege, werden die Sie vorläufig nicht an unserem Tisch akzeptieren.«
    Sauger seufzte und bedeutete Hadrian, er möge ihm wieder nach nebenan folgen. Den Toten ließ er aufgedeckt liegen. Bevor Hadrian sich setzte, beugte er sich über Jori. Ihre Augen waren angeschwollen, die Wangen aber trocken. Sie hatte keine Tränen mehr.
    Als Sauger sich wieder zu Wort meldete, wirkte er wie einRichter. Sebastian stand ernst hinter ihm und erinnerte an einen Gerichtsdiener. »Ich glaube«, sagte er langsam, »die einzig wahren Verbrecher sind womöglich all diejenigen, die ihre Fähigkeiten nicht voll und ganz ausschöpfen.« Er brachte Fletchers wütendes Knurren zum Verstummen, und zwar nicht durch eine direkte Anweisung, sondern durch einen kurzen Blick zu Sebastian, der dem Kapitän daraufhin eine Hand auf die Schulter legte. Sauger musterte erst Hadrian und dann Jori lange und gründlich, bevor er sich erhob und Fletcher und Wade aufforderte, ihn in die Taverne zu begleiten.
    Als sie

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