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Die Asklepios Papiere (German Edition)

Die Asklepios Papiere (German Edition)

Titel: Die Asklepios Papiere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swen Grossmann
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Kellner mit Hakennase und lichtem schwarzen Haar begrüßt. Er wies Hannah einen Platz direkt vor einem gemalten Balkon mit einem ebensolchen Blick auf den Eiffelturm zu und deutete auf das Buffet am anderen Ende des Raumes.
    „ Café?“, fragte er servil.
    „ Café au lait s'il vous plaît“, antwortete Hannah. Nachdem der Kellner genickt hatte und verschwunden war, ging sie hungrig und erwartungsvoll zum Frühstücksbuffet.
    Doch was hier geboten wurden, konnte dem allgemeinen kulinarischen Ruf der französischen Gastronomie nicht einmal ansatzweise gerecht werden.
    Enttäuscht ließ sie ihren Blick über das recht überschaubare Angebot schweifen: Aufgebackene Brötchen, in Folie eingeschweißte Minicroissants und Madeleines, dazu portioniertes Fruchtgelee und Fruchtsaftkonzentrat. Nicht ein einziges Produkt schien frisch oder selbstgemacht zu sein. Für eine Stadt, die den Ruf eines kulinarischen Mekkas innehatte, wirkte das beschämend. Hannah konnte sich ein langes Gesicht nicht verkneifen und griff lustlos nach einem Teller.
    Als sie wieder an ihrem kleinen Bistrotisch saß, musste sie zu allem Überfluss auch noch feststellen, dass sie für den lauwarmen Café au lait   extra zahlen musste.
    Hätte Hannah dieses Hotel im Internet nicht zu einem wahren Schnäppchenpreis gebucht, wäre sie vor Ärger jetzt richtig sauer geworden. Doch sie wollte sich durch das Frühstück nicht deprimieren lassen. Sie hatte auch so schon genug anderes, was ihr im Kopf herumschwirrte.
    Um sich abzulenken und die eingerosteten Sprachkenntnisse ein wenig aufzupolieren, schnappte sie sich die tagesaktuelle Ausgabe der Le Monde , die wie in vielen Hotels üblich, in einen Holzstock geklemmt war und an der Wand hinter ihr hing.
    Hannah überflog die Schlagzeilen auf der Titelseite und konnte zu ihrem Erstaunen bis auf wenige Worte das Meiste sogar verstehen.
    Die Topmeldung, die beinahe die Hälfte der ersten Seite vereinnahmte, war die Nachricht, dass ein französisches Pharmaunternehmen mit einem revolutionärem Impfstoff einen Meilenstein in der AIDS-Forschung überwunden habe.
    Da Hannah keine besondere Affinität zu diesem Thema besaß, konzentrierte sie ihre übersetzerische Energie auf den unteren Teil der Titelseite: Bürgerkrieg in Nahost geht mit unerbitterter Härte weiter, Spanische Banken in Krise, Die Griechen und die Staatspleite.
    Sie trank einen Schluck Kaffee und bestrich lustlos ein Aufbackbrötchen mit einer halbwegs genießbaren Erdbeermarmelade bevor sie weiterblätterte. Französisch lesen war doch um einiges einfacher, als selbst eine Konversation führen zu müssen. Die meisten Franzosen sprachen nämlich derart schnell und undeutlich, dass Hannah meistens kaum ein Wort verstand.
    Die letzten beiden Seiten der überregionalen Zeitung bildeten den Lokalteil für Paris. Die Orts-Nachrichten bestanden dabei größtenteils aus Wohnungsinseraten und Sportmeldungen über ortsansässige Vereine.
    Da es sich hierbei um aus ihrer Sicht nichts wirklich Interessantes handelte, schlug sie die Zeitung zu und wollte sie gerade wieder an den Haken an der Wand zurückhängen, als ihr Blick auf eine Meldung der Polizei mit dem Foto eines verunglückten Autos fiel. Offensichtlich war in der Nacht ein junger Fahrer tödlich verunglückt, als er mit seinem Auto gegen einen Baum fuhr. Da Peter keinen Führerschein besaß, konnte sie nunmehr zumindest ausschließen, dass er in diesen tödlichen Unfall verwickelt war.
    „Raser gibt es wohl überall“, dachte Hannah.
    Als der Kellner nach einer Weile wieder bei ihr auftauchte, um zu fragen, ob sie noch einen Wunsch habe, lehnte sie dankend ab und beendete ihr Frühstück.
     
    Da es im Keller keinen Aufzug gab, musste sich Hannah zunächst die Treppe bis zum Erdgeschoss hinauf quälen, um von hier aus mit dem Lift in ihre Etage fahren zu können. An Rollstuhlfahrer und Schwangere hatte scheinbar niemand gedacht, als man den Frühstückraum im Keller eingerichtet hatte.
    Als sie im Erdgeschoss ankam, musste sie kurz verschnaufen. Sie griff zu ihrem Handy und versuchte abermals, Peter zu erreichen. Wie nicht anders zu erwarten, meldete sich die Mailbox. Er war und blieb also verschwunden. Sollte sie sich allmählich ernsthafte Sorgen machen oder einfach nur ärgerlich auf ihn sein? Nein, Peter hatte sich viel Mühe mit seiner verschlüsselten E-Mail gegeben, dass es nun einen plausiblen Grund für sein Verschwinden geben musste. Hannah beschloss, zur Polizei zu gehen.

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