Die Asklepios Papiere (German Edition)
Polizeibeteiligung gab, dann kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen. Die Krankenhäuser schalten die Polizei nur ein, wenn es Hinweise auf eine Straftat gibt. Aber solche Meldungen liegen zurzeit nicht vor, tut mir wirklich leid.“
„ Was soll ich denn jetzt tun?“, fragte Hannah frustriert. Sie bekam langsam ein mulmiges Gefühl. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Es war völlig untypisch für Peter, einfach so abzutauchen. Es musste etwas passiert sein. Doch wie sie nun hier einsam und verlassen stand, fragte sie sich, ob sie das überhaupt noch interessierte. Peter war der Vater ihres ungeborenen Kindes. Gewiss. Doch die emotionale Bindung war tatsächlich bereits seit langer Zeit erloschen. Sie schuldete den vielen Jahren ihrer Beziehung diesen Besuch in Paris. Mehr aber auch nicht. Selbst wenn Peter sie um eine zweite Chance bitten wollte, wurde ihr allmählich klar, dass sie sich mittlerweile auf ein Leben ohne ihn eingestellt hatte. Warum sollte sie sich also jetzt den Kopf darüber zerbrechen, wo er war. Peter hatte sie unter einem falschen Vorwand hierher gelotst. Das alleine wäre schon ein Grund gewesen, stehenden Fußes kehrt zu machen. Sie sollte die verbleibende Zeit in Paris lieber für die Überarbeitung ihres Romans nutzen. Sie musste allein um das Wohl ihres Kindes wegen an ihre Zukunft und nicht an ihre Vergangenheit denken.
„ Also ich nehme jetzt eine Vermisstenmeldung auf“, unterbracht die junge Beamtin ihre Gedanken. „Dann überprüfen wir routinemäßig alle Krankenhäuser. Wenn Sie mir eine Telefonnummer hinterlassen, werden wir Sie informieren, falls wir Monsieur Krueger finden.“
Hannah diktierte der jungen Frau ihre Handynummer und bedankte sich.
„Tut mir leid Madame. Mehr können wir im Moment wirklich nicht für Sie tun.“
Hannah verabschiedete sich und verließ verdrossen die Präfektur.
18.
W ie ein Rudel hungriger Wölfe lauerte eine Horde von Journalisten sämtlicher in Paris ansässiger Medien im riesigen Foyer von Pharmaceutical Solutions Universal auf den Beginn der angekündigten Pressekonferenz. Vor einem eigens zu diesem Zweck aufgebauten Podest mit Rednerpult standen unzählige Stuhlreihen, die mehr als dreihundert Personen Platz boten. Dennoch mussten sich bereits zehn Minuten vor Beginn die ersten Reporter Stehplätze suchen, da die Bestuhlung bei weitem nicht ausreichte, den enormen Andrang zu bewältigen.
Francine Boucher und ihr Team aus der Abteilung Public Relations hatten ganze Arbeit geleistet. Die Presseveröffentlichung vom Vortag mit dem Hinweis auf die heutige Pressekonferenz war sprichwörtlich eingeschlagen wie eine Bombe. Noch ohne Hintergründe oder Einzelheiten nennen zu können, waren heute Morgen bereits erste Schlagzeilen über den revolutionären Impfstoff in fast allen Tageszeitungen zu finden gewesen. So war es auch nicht erstaunlich, dass beinahe alle großen Medienanstalten und Nachrichtendienste aus ganz Europa Vertreter geschickt hatten, um aus erster Hand etwas über den neuen Impfstoff gegen Aids zu erfahren.
Aus eben diesem Grund saß auch Claude Boné auf einem der harten Stühle und beobachtete, wie beinahe der halbe Vorstand von PSU auf die Bühne marschierte. Claude wäre beinahe aus allen Wolken gefallen, als sein Redaktionsleiter ausgerechnet ihn hierher geschickt hatte, um über die angekündigte Sensation zu berichten. Er absolvierte lediglich ein Volontariat bei TV5, eigentlich in der Nachrichtenredaktion, doch seit zwei Monaten arbeitete er beinahe ausschließlich für das Politmagazin Toute la vérité . Er hätte erwartet, dass zu einem derart wichtigen Termin ein erfahrener Reporter geschickt worden wäre, aber das war seine Chance, sich zu beweisen. Er wippelte nervös mit dem Bein und konnte den Beginn der Pressekonferenz kaum erwarten.
Da Kameras für den heutigen Termin nicht zugelassen waren, konnte er ohnehin nur Informationen für einen Fernsehbericht in der nächsten Sendung sammeln. Wer oder was dann vor die Kamera kam, darüber musste sich später der Chefredakteur selbst Gedanken machen.
Aber wenn er jetzt keinen Bock schoss, hätte er vielleicht die Chance, direkt an der Produktion dieses Beitrags mitarbeiten zu dürfen; vielleicht sogar vor der Kamera? Er sah sich bereits als eine Art junger Walter Cronkite vor laufender Kamera und genoss das Gefühl zutiefst.
Während er sich seinen Gedanken hingab und darauf wartete, dass es endlich losging, musste er wieder an Peter Krueger, den
Weitere Kostenlose Bücher