Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Asklepios Papiere (German Edition)

Die Asklepios Papiere (German Edition)

Titel: Die Asklepios Papiere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swen Grossmann
Vom Netzwerk:
sich in unterschiedliche Stadien aufteilen. Zunächst dockt das Virus dabei an Körperzellen des Wirts an. Sodann dringt es in diese Zellen ein, um danach mit einer Umprogrammierung der Wirtszellen zu beginnen. Schließlich wird die neue und nunmehr akut gesundheitsschädliche Zelle mit veränderter DNA zusammengesetzt. Sobald diese neuen mutierten und immunschwächenden HIV-Zellen freigesetzt sind, beginnen sie ihrerseits unverzüglich mit dem Angriff auf frische Wirtszellen.
    Die Infektion schreitet mit exponentieller Geschwindigkeit voran. Bereits nach wenigen Monaten ist der gesamte Körper regelrecht verseucht und das Virus nicht mehr kontrollierbar. Der einfachste und effektivste Weg zur Unterbindung einer Infektion schien den Medizinern, Biologen, Genetikern und Pharmazeuten von PSU daher zu sein, das Virus dort zu bekämpfen, wo es am empfindlichsten ist, nämlich direkt an der Wirtszelle“, erklärte die Pressechefin mit ansteigendem Pathos in der Stimme.
    „Unser Impfstoff greift direkt die Wirtszelle im Stadium der Umprogrammierung an und vernichtet diese, um den HI-Viren quasi die Nahrung zu entziehen. Unser Impfstoff, RemediumVIR , ist dabei selbst ein Virus. Dieses Virus hat sogenannte Rezeptoren zum Aufspüren von HIV-infizierten Zellen und kann diese buchstäblich deaktivieren. Da RemediumVIR nur an infizierte Zellen andocken kann, ist eine unkontrollierte Vermehrung nach Abtötung aller HIV-Zellen nicht mehr möglich.“
    Ein erstauntes Raunen ging durch die Zuhörerschaft. Selbst Claude, der eigentlich ein blutiger Amateur auf diesem wissenschaftlichen Parkett war, erkannte den bahnbrechenden Erfolg, der hier verkündet wurde.   
    Ohne sich von der Reaktion des Auditoriums ablenken zu lassen, setzte Madame Boucher ihren Vortrag beinahe euphorisch fort.
    „ Ich muss jedoch darauf hinweisen, dass RemediumVIR nur innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach einer Ansteckung erfolgreich eingesetzt werden kann. Eine Eradikation ist leider nur solange möglich, wie die Anzahl von infizierten Zellen nicht zu groß ist. RemediumVir hat eine merklich langsamere Verbreitungsgeschwindigkeit als HIV. Rein mathematisch ausgedrückt könnte man also sagen: Sobald die Anzahl der infizierten Zellen zu hoch wird, ist ein Einsatz des Impfstoffs nicht mehr wirksam.“
    Claude kam mit seinen Notizen kaum nach. Die Pressemappe enthielt dankenswerter Weise die wichtigsten Informationen des Vortrags, sodass seine Mitschrift ohnehin nur eine ergänzende Funktion für seinen späteren Bericht haben würden.
    Die Pressechefin gab noch einige abschließenden Erläuterungen zur geplanten Markteinführung und zum Stand des Genehmigungsverfahrens, bevor sie ihren Vortrag beendete.
    „ Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich nun auf ihre Fragen.“ Ein tosender Applaus brandete auf. Wie Maschinengewehr-Salven prasselten wild durcheinander gebrüllte Fragen auf die Pressechefin ein.
    Während Claude noch überlegte, ob überhaupt und falls ja, welche Frage er stellen sollte, schnellten beinahe alle Hände seiner Kollegen gleichzeitig in die Luft. „Ups“, dachte er und blickte verlegen auf seinen Notizblock.
     
    Nur mit Mühe gelang es Francine Boucher die Ordnung wieder herzustellen. Sie übernahm selbst die Leitung der Fragerunde und versprach, keine Antwort schuldig zu bleiben. Nachdem sich der Tumult wieder gelegt hatte, eröffneten sie den Reigen indem sie auf einen Mann in der ersten Reihe wies.
    „Vielen Dank. Marc Lepou von Canal Plus . Madame Boucher, Sie sprachen vorhin die quantitative Problematik der infizierten Zellen an. Könnten Sie das bitte näher erläutern. Kann dieses Problem nicht dadurch gelöst werden, dass die Dosis des Impfstoffs erhöht wird?“
    Für einen Augenblick entglitten der Pressechefin die Gesichtszüge. Claude hatte den Eindruck, dass ihr diese Frage ganz und gar nicht behagte. Hatte der Wunderimpfstoff etwa einen Haken?
    „Nein, leider nicht“, antwortete Madame Boucher routiniert.“ Im Falle vom RemediumVir gilt leider nicht die Faustformel Viel hilft viel . Der Impfstoff basiert auf einer synthetisch modifizierten Marburg-Virus-Variante, einem höchst gefährlichem Virus.  Bei einer zu hohen Menge an Impfstoff  könnte die letale Wirkung des Ursprungsvirus nicht mehr verhindert werden.“
    Die Antwort war noch nicht ganz ausgesprochen, da schnellten erneut alle Hände in die Höhe. Um nicht aufzufallen, hob auch Claude die Hand, ohne jedoch eine wirklich

Weitere Kostenlose Bücher