Die Asklepios Papiere (German Edition)
Der weitere Zutritt wurde jedoch durch ein Drehkreuz und einen langgezogenen Empfangstresen versperrt. Hannah sah sich beeindruckt um. Das Foyer reichte bis in die dritte Etage und bildete ein großzügiges Atrium. In der Mitte waren mehrere Arbeiter in blauen Overalls damit beschäftigt, eine Bühne mit Bestuhlung zu demontieren.
„Willkommen bei Pharmaceutical Solutions Universal . Wie kann ich ihnen helfen?“, fragte ein junger Mann im dunklen Anzug.
„ Police Judiciare Paris“, sagte Luc freundlich und hielt dem jungen Mann seinen Dienstausweis unter die Nase. „Ich bin Kommissar Supleé und das ist Madame Bachmayer.“
Luc hielt es scheinbar nicht für nötig zu erwähnen, dass Hannah eine Zivilistin war und nicht für die Polizei arbeitete.
„Wie möchten gerne mit einem Ihrer Mitarbeiter sprechen. Monsieur Peter Krueger. Ich weiß leider nicht, in welcher Abteilung er arbeitet.“
„ Jawohl Commissaires. Einen Augenblick bitte”, erwiderte der Empfangsmitarbeiter in der Annahme, dass auch Hannah bei der Kripo arbeitete. Ohne Lucs Begleitung wäre sie bestimmt schon hier gescheitert.
Der junge Mann sah im Computer nach und griff dann zum Telefon. Wenn Hannah den kurzen französischen Wortwechsel richtig verstand, war Peter seit Anfang der Woche nicht mehr zur Arbeit erschienen.
„Monsieur Krueger ist leider nicht im Haus. Sein Teamleiter hat mir gerade berichtet, dass er bereits seit Anfang der Woche nicht mehr im Büro war. Er fehlt wohl, ohne sich abgemeldet zu haben.“
„ Dann möchte wir gerne mit diesem Teamleiter sprechen“, sagte Luc höflich aber bestimmt und machte deutlich, dass er keinen Widerspruch duldete.
„ Oui.“
Ohne eine Gemütsregung griff der Mann erneut zu Telefon. Während er noch sprach, holte er aus einer Schublade unter sich zwei Besucherausweise.
„Madame Théka ist die zuständige Teamleiterin. Sie ist auf dem Weg zu Ihnen.“ Er legte den Telefonhörer auf und überreichte Hannah und Luc die kleinen laminierten Kärtchen. „Hier sind zwei Besucherausweise, die sie bitte während ihres gesamten Aufenthalts gut sichtbar tragen. Dort drüben können Sie einen café bekommen, während Sie warten.“ Er wies auf eine halbkreisförmige Bar im hinteren Bereich des Foyers, die mit Hockern und Stühlen zum Verweilen einlud. Ein leises Klicken zeigte an, dass das Drehkreuz den Weg freigab.
Luc nickte dem Mann zu und ließ Hannah den Vortritt. Sie verzichteten allerdings darauf, einen Kaffee zu trinken. Immerhin wollten sie den Eindruck erwecken, dienstlich hier zu sein. Sie warteten also stattdessen in einem eigens für Besucher eingerichteten Bereich mit mehreren Stühlen und Tischen.
Als sich Hannah in einen bequemen Sessel nieder ließ, fiel ihr Blick auf einen kleinen rechteckigen Brunnen, dessen monotones Plätschern auf die wartenden Besucher scheinbar beruhigend wirken sollte, bei ihr jedoch stattdessen einen latenten Harndrang hervorrief.
Durch die transparente Bauweise des Gebäudes konnte man problemlos alle Büros, selbst die in den oberen Stockwerken, einsehen. Die Scheiben einiger Büros wiesen zwar einen grauweißen blickdichten Schleier auf, ansonsten waren aber sämtliche Mitarbeiter den Blicken aller Kollegen und Besucher ausgesetzt; jedes Gähnen, jeder Kaffeeplausch und jedes Bewegung fand quasi öffentlich statt. Privatsphäre Fehlanzeige. Hannah war froh, hier nicht arbeiten zu müssen. Im gesamten Gebäude herrschte ein Gewusel, wie in einem Bienenstock. Hektisch liefen Mitarbeiter umher oder standen in Gruppen und redeten zu Hannahs Überraschung größtenteils auf Englisch, was für ein internationales Unternehmen wahrscheinlich nicht verwundern durfte. Ständig klingelten Telefone oder wurden Namen durch die Flure gerufen. Gelegentlich mischten sich auch Beschäftigte in Laborkitteln unter die ansonsten eher geschäftsmäßig gekleideten Mitarbeiter.
Nach wenigen Minuten erschien eine junge attraktive Frau in einem schicken dunkelblauen Hosenanzug und steuerte zielstrebig auf Hannah und Luc zu. Wie alle Mitarbeiter und Besucher trug auch sie einen Ausweis an einem grünen Band um den Hals.
„ Chiara Théka. Sie wollten mich sprechen?“, stellte sie sich vor und reichte ihnen die Hand.
„ Vielen Dank, dass Sie Zeit für uns haben.“ Luc stellte sich und Hannah erneut vor und versäumte es nicht, abermals seinen Dienstausweis zu präsentieren.
Chiara Théka nickte wortlos.
„Wir sind auf der Suche nach Peter Krueger. Ihr Kollege
Weitere Kostenlose Bücher