Die Asklepios Papiere (German Edition)
verirrten.
„ Da sind wir auch schon.“
Vor ihnen lag ein unscheinbares Lädchen mit drei kleinen Bistrotischen im Schatten einer großen Platane. Keiner der Tische war besetzt. Auch wies kein Schild an der Hausfassade darauf hin, dass es sich hierbei um ein Gaststätte handelte. Lediglich ein Name prangte in grüner Neonschrift über der Tür Jean Marie . Wer das Lokal nicht kannte oder nicht wusste, dass es sich um eine Brasserie handelte, würde wahrscheinlich vorbeilaufen.
Während Luc einen Stuhl zurück zog und Hannah seinen Arm als Stütze anbot, damit sie sich – ungelenk wie sie in ihrer aktuellen körperlichen Verfassung war – gefahrlos auf die recht niedrige Sitzfläche rutschen lassen konnte, fiel ihr Blick auf Lucs Pistolenholster, das er hinter dem Rücken an seinem Gürtel befestigt hatte.
Sie hatten noch nicht ganz Platz genommen, als ein grimmig dreinblickender Kellner erschien und Luc mit Handschlag begrüßte.
„ Ca va?“
Die beiden wechselten einige Worte, die aber derart schnell gesprochen wurden, dass Hannah nichts verstand.
„Eine Karte gibt es hier nicht“, erklärte Luc nachdem er sein Gespräch mit dem Kellner, der bereits mit gezücktem Block vor ihr stand, beendet hatte.
„ Bestell einfach irgendwas. Der Kellner bringt dir hier sowie die Tagesempfehlung.“
Hannah bestellte daher direkt die Tagesempfehlung und dazu noch eine kleine Flasche Perrier. Wie durch ein Wunder servierte der Kellner kurze Zeit später „Quiche Loraine e Croque Madame, s´il vouss plait.“
Das Croque Madame stellte sich dabei als simpler Toast mit überbackenem Käse, Schinken und Spiegelei heraus, den Hannah nur zu gerne Luc überließ, da der Käse roch, als hätte er schon drei Tage in der Sonne gelegen.
„ Wann fliegst du zurück nach Deutschland?“, fragte Luc während er den ersten Bissen verspeiste.
„ Ich weiß noch nicht. Nach der Enttäuschung in der Präfektur heute Morgen muss ich erst einmal einen klaren Kopf bekommen und...“, sie stockte.
„ Was und?“, fragte Luc.
„ Die ganze Situation mit Peter ist irgendwie…ich weiß auch nicht.“ Hannah aß eine Gabel voll Quiche und war überrascht, wie vorzüglich sie schmeckte.
Luc sah sie mit großen Augen an. „Na los, spuck´s aus. Was ist los?“
„Also Peter hat mir vorgestern Nacht eine E-Mail geschrieben. Darin hat er mir gestanden, dass er mich noch immer liebt, unsere Trennung ein großer Fehler war und ich schnellstmöglich zu ihm nach Paris kommen soll! Außerdem hätte er seinen Job bei Pharmaceutical Solutions Universal gekündigt.“
Luc legte sein Besteck beiseite und hörte Hannah interessiert zu. Obwohl noch mehr als die Hälfte seines Toasts auf dem Teller lag, steckte er sich wie selbstverständlich eine Zigarette an.
„Und jetzt stell dir meine Verwunderung vor, als ich hier ankomme: Sein Mitbewohner sagt mir, dass er in einer glücklichen Beziehung lebt und nichts davon weiß, dass Peter sein Praktikum gekündigt haben soll. Weil er sich schließlich auch nach 36 Stunden nicht bei mir meldet, gehe ich also zur Polizei und erfahre, dass man dort keinerlei Informationen hat. Also sag mal ehrlich, da kann doch etwas nicht stimmen!“
Luc inhalierte einen tiefen Zug und schien nicht recht zu wissen, was er sagen sollte.
„Und sonst stand nichts in der E-Mail? Keine Erklärung, Hinweis oder sonst irgendwas?“
„ Nicht direkt.“
Luc horchte auf.
„Na ja, er hat mir eine verschlüsselte Nachricht mitgeschickt, die auf den Eiffelturm verweist. Außerdem hing an der E-Mail eine kodierte Datei.“
„ Eiffelturm, Datei? Ich verstehe nicht ganz?“, sagte er kopfschüttelnd.
„ Ich auch nicht. Aber auf jeden Fall ist die Datei mit einem super Passwort geschützt, das sich auf einer Speicherkarte befindet. Diese Speicherkarte konnte ich aber nur finden, weil Peter mir den Hinweis auf den Eiffelturm gegeben hat.“
Luc kniff angespannt die Augen zusammen. Scheinbar hatte Hannah sein kriminalpolizeiliches Interesse geweckt.
„Speicherkarte?“
„ Ja. Die hatte Peter unter einer Treppenstufen auf dem Eiffelturm versteckt. Wohl aus Angst, dass jemand anderes außer mir den Inhalt seiner E-Mail verstehen könnte. Er wollte mir ganz offensichtlich etwas sehr Wichtiges mitteilen. Immerhin hat er die Informationen verschlüsselt und zusätzlich noch das Passwort für einen Fremden quasi unauffindbar versteckt.“
„ Was für Informationen?“, fragte Luc und sah sie mit großen Augen
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