Die Asklepios Papiere (German Edition)
besiegelt hatte: Pharmaceutical Solutions Universal. Sie erinnerte sich noch ganz genau, wie der beige Briefumschlag mit der Zusage für das Praktikum im Briefkasten gelegen hatte und wie sie mit Peter beinahe die gesamte folgende Nacht hindurch über ihre gemeinsame Zukunft diskutierte, nur um abschließend festzustellen, dass es keine gemeinsame Zukunft mehr gab. PSU! Sie griff nach ihrem Smartphone und fand im Internet schnell die entsprechende Adresse. „Industriegebiet La Plaine Saint-Denis im Norden von Paris“, murmelte Hannah. Eine Fahrt dorthin würde mit der Metro mindestens eine Stunde dauern. Wenn nicht sogar noch länger. Bis sie ankäme, wäre wegen der Mittagszeit bestimmt niemand greifbar, mit dem sie würde sprechen können.
Sie beschloss daher, zunächst selbst eine Kleinigkeit zu essen und sich danach auf den Weg zu machen.
Hannah warf die Limonadendose in den Mülleimer neben der Bank und stand auf, um eine Brasserie oder ein Bistro zu suchen.
„Excuses“, sprach sie plötzlich jemand von der Seite an. „Madame Bachmayer?“, fragte eine bekannte Stimme, die sie zunächst nicht zuordnen konnte. Sie drehte sich zur Seite und erkannte den jungen dunkelhäutigen Polizisten, den sie heute Morgen in der Polizeipräfektur kennengelernt hatte.
„ Stimmt. Und sie sind der nette Polizist, der mir heute Morgen einen Kaffee ausgegeben hat“, sagte Hannah und strich sich demonstrativ über den braunen Flecken auf ihrem Kleid.
„ Oui. Luc Supleé. Tut mir wirklich leid mit dem Kaffee. Ich war irgendwie nicht ganz bei mir.“
„ Ach, schon in Ordnung.“
Kommissar Supleé nahm seine Sonnenbrille ab. „Haben Sie etwas über ihren Freund herausgefunden?“
„Nicht wirklich.“ Nachdem Hanna in der Präfektur auf mehr oder weniger taube Ohren gestoßen war, wollte sie eigentlich nur ungern mit der Polizei über Peter reden. Andererseits arbeitete dieser Mann bei der Kriminalpolizei und war kein unerfahrener Bereitschaftspolizist.
Supleé lächelte mitfühlend und ließ seine strahlend weißen Zähne hervorblitzen, von denen ein Schneidezahn eine unübersehbare Goldkrone aufwies. „Wenn ich ehrlich sein darf Madame, sehen Sie jetzt schon wieder so aus, als wären sie auf der Suche nach etwas.“
„Na ja, was heißt Suche.“ Hannah schüttelte etwas halbherzig den Kopf. „Ich wollte eine Kleinigkeit essen und weiß nicht so recht wo…“
„ Was für ein Zufall“, erwiderte der Kommissar und klatschte in die Hände. „Ich habe gerade Mittagspause und bin auf dem Weg in mein Stammlokal, wenn Sie mögen…?“ Er machte eine kleine Pause.
„ Außerdem habe ich noch etwas gut zu machen und bestehe darauf, Sie einzuladen“, ergänzte er und wies auf den Flecken an ihrem Kleid.
„ Meinetwegen“, willigte Hannah ein. Luc Supleé grinste zufrieden.
„ Ich bin übrigens Luc. Aber das weißt du ja schon. Lass uns doch Du sagen. Ich kenne hier gleich um die Ecke eine wunderschöne kleine Brasserie. Da gibt es ganz fabelhafte Quiche Lorraine oder Croque Madame. Der beste Mittagsimbiss, den man hier unter all den Touristenspelunken finden kann. Ein Geheimtipp. Aber psst!“, er hielt sich den Finger an die Lippen.
„ Was auch immer das ist“, fragte sich Hannah. Von Quiche Lorraine hatte sie ja schon gehört, aber Croque Madame.
Während sie sie zur Brasserie gingen, begann Luc plötzlich und unerwartet über den Eiffelturm zu parlieren. Hannah vernahm interessiert, dass im Jahr 2005 Rod Stewart hier um die Hand des britischen Unterwäschemodels Penny Lancaster angehalten hatte oder dass im Winter 2004 auf der ersten Etage eine Schlittschuhbahn aufgebaut worden war.
Unter normalen Umständen wäre Hannah wahrscheinlich eine mehr als nur interessierte Zuhörerin gewesen. Luc war ein netter Typ und wirklich süß. Sie hörte ihm gerne zu. Er schien ungefähr im gleichen Alter wie sie selbst zu sein und wirkte sportlich durchtrainiert. Er hatte ein gepflegtes Äußeres mit einem hübsches Gesicht. In seinen dunklen Jeans und dem engen weißen Hemd zog er bestimmt die Blicke vieler Frauen auf sich. Außerdem schien es Luc nicht im mindesten zu stören, dass sie schwanger war. Doch die Geschichte mit Peter ließ ihr einfach keine Ruhe und war der Grund dafür, warum Lucs Schmeicheleien ins Leere liefen.
Nach wenigen Minuten erreichten sie die Rue Edgar Faure , eine verschlafene kleine Straße, die vom Eiffelturm zu weit entfernt lag, als dass sich noch Touristen hierher
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