Die Asklepios Papiere (German Edition)
2.4 scheinen erfolgversprechend.“
Hannah spürte einen unbändigen Zorn in sich aufsteigen. Nicht zuletzt auch deswegen, weil die Verantwortlichen die Opfer verhöhnten, indem sie die Menschenversuche in Afrika als Projekt Asklepios bezeichneten. Auch wenn sie kein Graecum abgelegt hatte, wusste sie, dass Asklepios die griechische Bezeichnung für Äskulap, den griechischen Gott der Heilkunst war. PSU ließ sich als großer Retter der Menschheit feiern, obwohl der Impfstoff scheinbar bar jeder Moral entwickelt worden war.
„ Peter hat Recht“, sagte Hannah angewidert, „diese Informationen müssen unbedingt an die Presse. Wenn auch nur ein Funke Wahrheit in diesen Unterlagen liegt, müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Außerdem muss den armen Menschen in Afrika unverzüglich geholfen werden.“
Sie hatte ihren Satz kaum beendet, als plötzlich ein gedämpfter Knall die Stille zerriss. Lennard krümmte sich schmerzverzerrt und sackte zu Boden. Blut quoll durch sein Hemd. Die rechte Schulterpartie verfärbte sich binnen Sekunden dunkelrot. Hannah schrie lauthals auf. Sie sah sich um, könnte aber nichts erkennen. Lennard taumelte und fiel vornüber auf die Bordsteinkante. Ein weiterer Knall ließ einen Grabstein direkt neben Hannah zersplittern. Das waren Schüsse! Jemand schoss auf sie!
Panisch warf sie sich neben ihn und versuchte auf dem Boden kauernd zu erspähen, aus welcher Richtung die Schüsse kamen. Erfolglos! Lennard stöhnte vor Schmerz.
„ Wir müssen hier weg. Schnell!“, keuchte er und rappelte sich langsam auf. Gebückt und gestützt auf Hannah verschwanden sie schnell zwischen den Gräbern, als irgendwo hinter ihnen eine weitere Kugel einschlug. Hannah glaubte Schritte auf dem Schotter zwischen den Gräbern zu vernehmen. Sie schlugen Haken und liefen niemals mehr als einen Meter geradeaus um zu verhindern, dass der unbekannte Schütze ein freies Schussfeld bekam.
„ Darüber“, schnaubte Lennard und deutete auf eine der großen Querachsen, die den Friedhof von Norden nach Süden verbanden und die von Friedhofsbesuchern nur so wimmelte.
„ Da sind Menschen und da geht es zum Ausgang. Schnell!“ Sein um Hannah gelegter Arm begann sanft aber bestimmt zu schieben. Sie hatten den Weg noch nicht ganz erreicht, als ein weiterer Schuss fiel. Sie befanden sich gerade in unmittelbarer Nähe zu der Schulklasse, die ihnen bereits vorhin über den Weg gelaufen war, als Hannah bemerkte, dass der junge Lehrer von der Kugel getroffen wurde. Laut schreiend zuckte er zusammen und fiel rücklings auf den Boden. Während er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hin und her wälzte, quoll dunkelrotes Blut aus einer klaffenden Wunde in seinem Bauch. Die Schüler um ihn herum begannen lauthals zu schreien und wild durcheinander zu laufen. Andere Friedhofsbesucher ließen sich von der Panik anstecken und rannten, ohne zu wissen, was überhaupt passiert war, kreuz und quer durcheinander.
Lennard dirigierte Hannah genau in die verzweifelte umherlaufende Menschenmenge hinein, um sich mit dem Strom der Fliehenden in Richtung Ausgang treiben zu lassen. Wer auch immer sie verfolgte, hatte nun keine Möglichkeit mehr, ohne weitere Kollateralschäden auf sie zu schießen.
Gerade als sie das Eingangstor erreichten, blickte Hannah über die Schulter zurück und sah zu ihrer großen Überraschung Luc Supleé, der mit seiner Pistole auf sie zielte. Luc – die Polizei? Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Wie konnte das sein? Sie hätte ihre Wut und Enttäuschung am liebsten laut heraus gebrüllt.
Bevor ihr Verfolger die Gelegenheit bekam, ein weiteres Mal abdrücken zu können, erreichten sie das schmiedeeiserne Eingangstor und verschwanden hinter der Friedhofsmauer.
„Metro!“, rief Lennard, ohne das Fluchttempo zu verlangsamen. Blut tropfte von seiner Schulter auf Hannahs Arm.
„ Scheiße, was ist denn hier nur los?“, rief sie verzweifelt. „Das war Luc, der Kriminalkommissar! Er hat auf uns geschossen.“
„ Keine Ahnung, aber wir müssen hier weg. Um zu entkommen, müssen wir vor ihm in der Metro sein. Egal was passiert, halt bloß die Unterlagen fest!“
Hannah nickte. Zusammen mit etlichen anderen Friedhofsbesuchern flüchteten sie in die Metrostation. Ein Windstoß deutete glücklicherweise darauf hin, dass bereits eine Bahn im Anmarsch war und in wenigen Sekunden in den Bahnsteig einfahren würde.
L uc hielt seinen Dienstausweis in die Luft und lief wild
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