Die Asklepios Papiere (German Edition)
hier aus gab es einen Zugang zum großen unterirdischen Einkaufszentrum, dem Caroussel du Louvre .
Zunächst fuhren sie aber an der etwas weiter entfernt liegenden Station Louvre Rivoli vorbei, die bereits optisch auf das bekannteste Museum der Welt hindeutete. Hell erleuchtet standen zwei Marmorstatuen vor einer Wand in antiker Steinoptik. Die Stadtverwaltung hatte offensichtlich dem Ambiente zu Liebe auf den sonst üblichen sterilen weißen Fliesenspiegel verzichtet.
„ Wir steigen erst bei der nächste Station aus“, sagte Lennard und hielt Hannah zurück, die einer ersten Schar Museumsbesucher folgen wollte. „Von hier aus ist der Fußweg zum unterirdischen Zentrum zu weit.“
Hannah nickte und lehnte sich noch einmal zurück. Die Blutung an Lennards Schulter ließ glücklicherweise allmählich nach.
„Wir müssen dir schnellstens ein neues Hemd besorgen. Der blutverschmierte Fetzen ist zu auffällig; außerdem sollte sich ein Arzt die Wunde ansehen.“
Als die Bahn das nächste Mal stoppte, stiegen auch Hannah und Lennard aus und fanden sich direkt im Gewusel des Le Carrousel du Louvre wieder.
In Anlehnung an die berühmten Pyramiden auf dem Vorplatz des Louvre war auch hier unten eine gewaltige umgekehrte Glaspyramide errichtet worden. Um diese herum fanden sich neben allerlei Geschäften und Restaurants auch etliche antike Mauerstücke, Statuen und Exponate, die das Kunsterlebnis des Museums antizipierten.
Quasi im Vorbeigehen kaufte Hannah in einem Souvenirshop schnell ein neues T-Shirt für Lennard, das er im Schutz einer Wandnische hastig überstreifte.
„Wie unauffällig“, kommentierte er den Aufdruck von Leonardo da Vincis Mona-Lisa auf dem Rücken.
„ Immer noch besser als der Blutfleck. Außerdem siehst du jetzt beinahe aus wie ein Tourist.“
Sarkastisch lachend wies Lennard den Weg in den großen Haupteingangsbereich des Louvre , dessen Zentrum eine riesige geschwungene Treppe unterhalb einer großen Glaspyramide bildete. Da die meisten Besucher vor dem eigentlichen Museumsbesuch scheinbar zunächst die berühmten Glaspyramiden auf dem Vorplatz bewundern wollten, war die Treppe mit Besucherströmen in beiden Richtungen voll.
An drei geöffneten Kassen bildeten sich lange Schlangen. Hinter einer großen Hinweistafel mit dem Museumsplan gingen die beiden in Deckung und sondierten die Lage.
Hannah suchte mit ruckartigen Kopfbewegungen alle Eingänge und Zuwegungen zur Halle ab, doch glücklicherweise konnte sie Luc nirgendwo entdecken. Entweder sie hatten ihn in der Metro abgehängt oder er versteckte sich, um einen günstigen Moment abzuwarten, sie ohne viel Aufsehens erneut angreifen zu können. Denn auch wenn Hannah Lennards Filmbesessenheit mittlerweile pathologisch fand, so hatte es in diesem Fall doch etwas wirklich Nützliches bewirkt. Hier im Gewimmel der Museumsbesucher würde er es wohl kaum wagen, nochmals auf die zu schießen. Hier gab es einfach zu viele Zeugen und, was noch wichtiger war, Kameras. Egal wohin man blickte, in beinahe jeder Ecke hing eine Überwachungskamera an der Decke. Jeder Winkel des Louvre barg für ihren Verfolger daher die potentielle Gefahr, seine Tat auf Video wiederzufinden.
„ Und jetzt?“, fragte Hannah etwas genervt. „So gerne ich mir die Mona-Lisa oder das Letzte Abendmahl auch ansehen würde, aber im Augenblick ist mir echt nicht nach Kunst zumute.“
Lennard nickte zustimmend.
„Mir auch nicht. Aber bevor wir von hier verschwinden können, müssen wir hundertprozentig sichergehen, dass wir nicht mehr verfolgt werden.“
In Hannahs Augen spiegelten sich Furcht und Verzweiflung. Obwohl Lennard selbst unsicher war, versuchte er Hannah zu beruhigen und nahm sanft ihren Kopf zwischen seine Hände.
„Wir schaffen das! Ich habe mir während der Fahrt so meine Gedanken gemacht: Wir laufen hier jetzt eine ganze Weile kreuz und quer durch die Ausstellungshallen und schütteln damit garantiert jeden Verfolger ab. Danach machen wir uns nochmal auf zur Metro, fahren ein zweites Mal quer durch Paris und anschließend zu Kiki Rigots Wohnung. Da können wir uns in aller Ruhe und in Sicherheit überlegen, wie es weitergeht. Bei ihr wird uns bestimmt niemand finden.“
Hannah sah ihn mit verquollenen Augen an.
„Wir könnten doch einfach in ein Hotel gehen und dort untertauchen?“, fragte sie.
„ Schon, aber bei den meisten Hotels muss man eine Kreditkarte hinterlegen. Es wäre also ein Leichtes, uns aufzuspüren. Dieser Kommissar kann das
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