Die Asklepios Papiere (German Edition)
aber unbedingt irgendwo etwas zum Trinken kaufen. Ich fühle mich schon ganz vertrocknet“, sagte Hannah und schwankte leicht. Lennard stützte sie und führte sie Richtung Metro.
„ Kein Problem. In beinahe jeder Metrostation steht ein Getränkeautomat.“
Keine fünf Minuten später saßen die beiden in der Linie 1 Richtung La Défense und hielten jeder eine Flasche Wasser in der Hand.
L uc fauchte Schlangenleder Joe mit zornig bebender Stimme an.
„ Ihre Männer haben den beiden Verdächtigen Beihilfe zur Flucht geleistet. Das ist Ihnen doch hoffentlich klar? Das wird ein Nachspiel für Sie und ihre Mitarbeiter haben, darauf können sie sich verlassen. Am besten suchen Sie sich schon einmal einen neuen Job. Wie verdammt blöd kann man denn sein?“
Nur gut, dachte Luc, dass er vorhin der Leitstelle eine Einsatzmeldung übermittelt hatte. Auch wenn er nur ganz lapidar mitgeteilt hatte, dass er zwei flüchtige Taschendiebe in den Louvre verfolgte, würde ihm das nun den Hals - oder genauer gesagt den Job - retten. Ohne eine offizielle Meldung hätte er dieses Schlamassel vor seinem Chef wohl kaum rechtfertigen können. Bei der Personenbeschreibung war es bewusst vage geblieben.
Der junge Sicherheitschef, der mit der Evakuierung des Museums anscheinend vollkommen überfordert war und dessen Mobiltelefon und Walkie-Talkie während des Gesprächs mit Luc permanent summten, hatte offensichtlich keine Nerven, sich jetzt auch noch mit der Kriminalpolizei herumzuärgern.
„Hören Sie, es tut mir schrecklich leid. Aber im Evakuierungsfall geht die Sicherheit der Museumsbesucher für meine Mitarbeiter jedem anderen Anliegen vor. Meine Mitarbeiter haben sich korrekt verhalten. Im Übrigen haben bei der Frau die Wehen eingesetzt. Da hätten sie wohl auch einen Krankenwagen angefordert, oder?“
Luc schnaubte verächtlich. In einem wirklichen Polizeieinsatz hätte auch er natürlich nicht anders gehandelt. Er dreht sich auf dem Absatz um und wollte gerade verschwinden, als er kurz innehielt.
„In welches Krankenhaus sind die beiden gebracht worden?“
„ Kremlin Bicetre , das ist das Nächstgelegene.“
D ie abermalige Fahrt mit der Metro durch Paris zog sich endlos dahin. Hannah verlor jedes Zeit und Ortsgefühl. Sie überließ es ganz allein Lennard, die Zugwechsel zu planen und ließ sich einfach treiben. Zu allem Überfluss schien dem Baby der Stress nicht wohl zu bekommen. Immer wieder trat der Kleine mit voller Wucht von innen gegen die Bauchdecke, sodass Hannah sich vor Schmerz krümmte. Bedächtig massierte sie ihren Bauch und summte leise vor sich hin, in der Hoffnung, der Kleine würde sich beruhigen lassen. Eigentlich wusste Hannah nicht, ob es ein Junge war. Sie hatte bei den Vorsorgeuntersuchungen immer wieder darauf bestanden, dass Geschlecht nicht mitgeteilt zu bekommen. Sie wollte sich überraschen lassen. Doch ihr Mutterinstinkt verriet ihr, dass es nur ein Junge sein konnte.
„ Wovon handelt dein Buch?“, fragte Lennard irgendwann unvermittelt, als sie eine längere Strecke am Stück zurücklegten und das monotone Klackern der Gleisen allmählich einschläfernd wirkte. Er sah neugierig zu Hannah hinüber. Auf ihren verwirrten Gesichtsausdruck hin ergänzte er: „Na ja, du hast mir am Mittwochabend erzählt, dass du unbedingt ein Buch fertig stellen musst, weil dein Verlag Druck macht und du unbedingt das Geld benötigst.“
„ Moselmord – Das Erbe“, erläuterte Hannah, die eigentlich ungern über noch nicht abgeschlossene Buchprojekte sprach. Doch unter diesen Umständen hatte sie keine Bedenken, Lennard ein wenig zu erzählen. „Ist quasi die Fortsetzung meines letzten Buchs. Es geht um eine alteingesessene Winzerdynastie an der Mosel. Das Familienoberhaupt des Unternehmens stirbt auf mysteriöse Art und Weise in seinem Weinkeller. Als Tatverdächtige kommen beinahe die gesamte Familie und ein Dutzend Frauen aus dem Ort in Frage, mit denen der alte Haudegen uneheliche Kinder gezeugt hat.“
„ Hört sich ganz spannend an.“
„ Ja…“, Hannah seufzte. „Sollte es auch sein. Aber irgendwie fehlt mir noch das gewisse Extra. Mein Lektor ist nach der Lektüre des Exposés mit dem Drumherum ganz zufrieden. Nur die Story ist ihm zu fade. Wenn ich das nicht hinbekomme, ist mein Vertrag hinfällig und ich muss meinen Vorschuss zurückzahlen.“
„ Klingt ja übel“, stimmte Lennard zu. Nach kurzem Schweigen sah er Hannah augenzwinkernd an. „Vielleicht solltest du die
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