Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DIE ASSASSINE

DIE ASSASSINE

Titel: DIE ASSASSINE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
Vom Netzwerk:
hörte; dann drehte ich mich um und überprüfte, wo ich mich befand.
    Mein Magen verkrampfte sich.
    »Verdammt«, fluchte ich.
    Ich war in einen Lagerschrank ohne Ausgang zurückgewichen.
    »Mist, Mist, Mist«, murmelte ich leise, ehe ich mich wieder der Tür zuwandte. Ich drückte das Ohr an das Holz, lauschte aufmerksam auf Geräusche draußen auf dem Gang, hörte jedoch nichts. Die Männer, die mit Fackeln die Ölleuchter anzündeten, waren zwar vorbeigegangen, trotzdem konnte sich fast jeder dort draußen befinden. Der ganze Palast war wachgerüttelt worden.
    Ich seufzte tief, warf einen zornigen Blick auf die Tür und glitt in den Fluss.
    In dem Augenblick, in dem ich untertauchte, spürte ich das seltsame Flüstern der Blätter, das ich in dem äußeren Raum gehört hatte. Nur war es diesmal viel lauter; Hunderte Stimmen strömten wie ein Sturmwind aus der Stille, streckten sich nach mir. Ich sog scharf die Luft ein und stieß mich gleichzeitig heftig und schnell aus dem Fluss hoch.
    Schlingernd kehrte ich in die wahre Welt zurück. Immer noch keuchend, kauerte ich mich auf die Fersen. Ich spürte, wie mir Schweiß auf der Brust kribbelte. Ich schlang die Arme um die Knie und presste sie an mich, bis mein Herz zu rasen aufhörte.
    Ich hatte keine Ahnung, was die Laubstimmen waren und woher sie stammten. Doch um was es sich dabei auch handelte – sie wollten mich. Ich hatte gespürt, wie sie ihre Fühler nach mir ausgestreckt hatten. Und ich hatte die Kraft hinter ihnen gespürt, eine Kraft, die mich zu zerquetschen vermochte.
    Schaudernd stemmte ich mich vor der Tür in eine kniende Haltung hoch und lauschte.
    Nichts.
    Ich stupste den Fluss an, als befände ich mich an seinen Rändern und hätte nur einen Zeh ins Wasser getaucht.
    Ein Flüstern von Laub, das mich rief.
    Ich erzitterte und drückte die Stirn gegen das Holz der Tür. Ehe ich nicht wusste, was die Laubstimmen waren, wagte ich es nicht, den Fluss zu verwenden.
    Was das Töten der Regentin erheblich schwieriger gestaltete.
    Mit verbissener Miene zog ich mich hoch, öffnete die Tür und trat hinaus auf den Flur.
    Kein Alarmgeschrei. Kein erschrockenes Kreischen. Der Gang war menschenleer.
    Aber vollständig erhellt. Die einzigen verbliebenen Verstecke waren die Türen.
    Ich stieß einen weiteren Fluch auf Avrell, auf Baill und auf das Leben im Allgemeinen aus und setzte den Weg den Flur hinunter mit forschen, aber leisen Schritten fort. Schleichen hatte keinen Sinn mehr.
    An der nächsten Tür hielt ich inne, hörte gedämpfte Stimmen und bewegte mich rasch weiter. Der Gang verlief noch immer gekrümmt; die meisten Türen befanden sich auf der linken Seite. Allerdings würden diese Türen mich Avrells Plan zufolgenicht zu den Gemächern der Regentin führen, denn die befanden sich rechts, auf der anderen Seite des Palasts.
    Ich gelangte zu einer weiteren Tür, diesmal auf der rechten Seite, und hielt erneut inne. Nichts. Ich öffnete die Tür einen Spalt und spähte in ein weiteres Vorzimmer wie das erste. Nur war hier vor Kurzem jemand gewesen. Alle Kerzen waren angezündet.
    Leise schloss ich die Tür und ging wieder den Flur hinunter.
    Zwanzig Schritte weiter hörte ich, wie jemand hinter mir den Gang betrat, begleitet von den unverkennbaren Geräuschen einer Metallrüstung.
    Gardisten.
    Sofort rannte ich mit rasendem Herzen und schreckgeweiteten Augen los. Der Gang krümmte sich noch immer; die rechte Wand blieb leer, während links zwei, drei Türen vorüberhuschten. Die Geräusche der Wachen wurden lauter, wenngleich ich keinen Ausruf vernommen hatte. Dennoch kamen sie näher. Ich konnte ihre Stimmen hören.
    Ich war fast schon so weit, durch eine der Türen zur Linken zu huschen und das Risiko einzugehen, in einen weiteren Wandschrank zu gelangen oder etwas noch Schlimmeres zu erleben, als schließlich doch noch eine Tür auf der rechten Seite erschien. Der Gang endete kurz danach mit einer letzten Tür, die sich wieder links befand. Ich stürmte auf die rechte Tür zu, umfasste den Griff und öffnete die Tür in einer flüssigen Bewegung. Ich hatte keine Zeit zu lauschen, ob sich jemand auf der anderen Seite befand. Die Wachen waren zu nah.
    Ich huschte hindurch, zog die Tür so leise wie möglich hinter mir zu, drehte mich um und hielt inne. Mein Herz verkrampfte sich, und ich stieß unwillkürlich ein Keuchen aus.
    Ich hatte durch einen Nebeneingang eine lange, breite Halle betreten. Zu meiner Rechten erhoben sich vier riesige Säulen vom

Weitere Kostenlose Bücher