Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
wurde.
Interessant! Die Waffe, die der Mörder verwendete, war also nicht nur äußerst hochwertig und scharf, sondern hatte darüber hinaus auch eine Schlangenklinge.
Das verriet die Form der Bodeneinkerbung ihm ohne jeglichen Zweifel. Mit diesem Wissen erhob sich Dynoran wieder und begab sich zum einzigen Fenster des Zimmers. Da man dieses von Pirags offensichtlichem Standpunkt aus genau einsehen konnte, verwarf er es als Zugangsmöglichkeit allerdings. Auch den Balkon, auf welchen er sich anschließend begab, musste er von seiner Liste der möglichen Zugänge streichen. Denn jener ragte unmittelbar über die Klippe hinaus, an deren Rand Burg Falkenau erbaut worden war. Der Aufstieg wäre für einen geübten Kletterer zwar durchaus möglich gewesen, aber nicht wenn er danach noch einen lautlosen Mord begehen wollte. Dafür war der Weg zu anstrengend. Auch links und rechts sowie oberhalb des Balkons befanden sich keine weiteren Möglichkeiten in günstiger Nähe.
"Habt Ihr schon etwas herausfinden können, mein Prinz?", wollte der alte Mann, der hinter dem Prinzen auf den Balkon getreten war, nun wissen.
"Ich bin mir nicht ganz sicher", antwortete Dynoran nachdenklich. "Momentan gehe ich noch nach der Ausschlussmethode vor, um mich der Lösung dieses Rätsels zu nähern. Deshalb kann ich derzeit nur vage Vermutungen anstellen, die ich lieber für mich behalten möchte, bis ich mir über manche Dinge Gewissheit verschafft habe."
Die Enttäuschung über diese Worte konnte der Prinz deutlich auf dem Gesicht des Empfangsherrn ablesen.
Der alte Mann könnte mir bei meiner weiteren Suche durchaus noch von Nutzen sein
, überlegte Dynoran schnell, weshalb er seinen vorhergehenden Worten hinzufügte: "Ich verspreche Euch, dass Ihr neben Fürstin Altyra der Erste sein werdet, den ich über meine Fortschritte unterrichten werde. Dafür müsst Ihr mir allerdings versprechen, mir bei Fragen weiterhin zur Verfügung zu stehen und mich ebenfalls auf dem Laufenden zu halten. Einverstanden?"
"Mit dem größten Vergnügen, Prinz Dynoran", entgegnete Elordin mit einem Strahlen auf dem faltigen Gesicht.
"Sehr gut", kommentierte Dynoran dies. "Für den Moment dürft Ihr Euch jedoch zurückziehen und Euren eigentlichen Pflichten widmen. Ich werde noch eine Weile hier bleiben und meine Vermutungen weiter durchdenken."
"Ganz wie Ihr wünscht, mein Prinz", antwortete der alte Mann und zog sich nach einer Verbeugung vom Balkon und aus den Schlafgemächern zurück.
Fassen wir noch einmal zusammen, was wir bis jetzt herausgefunden haben
, setzte Dynoran daraufhin seine Überlegungen fort.
Der einzig bekannte Zugang, der in Frage kommen würde, ist ein alter Geheimgang, der an einem unbekannten Ort im Nordgebirge entspringt und schätzungsweise mehr als eine Stunde an Wegstrecke bis in dieses Schlafgemach und wieder zurück beanspruchen würde. Weiterhin muss der Mörder den Raum durch die Tür betreten haben, da es sonst keine zweckmäßigen Zugänge gibt. Moment!
Dem Prinzen fiel in dem Augenblick ein, dass er die Räumlichkeiten des Fürsten noch überhaupt nicht auf Geheimtüren untersucht hatte. Daher verließ er den Balkon und ging langsam und konzentriert die Wände ab, wobei er deren Oberfläche mit den Händen auf Unregelmäßigkeiten sowie versteckte Schalter absuchte.
Die einzige Möglichkeit, diesen Raum zu betreten, stellt also wirklich die Tür dar
, schlussfolgerte er einige Zeit später, nachdem er jede einzelne Wand zweimal abgeschritten war und seine Hände von dem rauen Stein bereits leicht aufgeschürft waren.
Kombiniert man das mit der Position des Fürsten im Raum, so muss Pirag den Mörder entweder erwartet oder absolut nicht gehört haben. Da ich mir nicht vorstellen kann, dass ein so erfahrener Krieger zu solch später Stunde und im Nachthemd irgendjemand anderen als eine Geliebte empfangen würde, bleibt folglich nur eine einzige Möglichkeit: Der Mörder muss ein Assassine gewesen sein.
Nur einen Herzschlag später wollte Dynoran diesen Gedanken fast schon wieder verwerfen.
Nein, das kann überhaupt nicht sein. Fürst Pirag von Westgard war ein rechtschaffender Mann und ein persönlicher Freund meines Vaters. Weshalb sollte die Gilde einen Auftrag zu seiner Ermordung erteilen? Vielleicht sollte ich Elordin bei der nächsten Gelegenheit fragen, ob der Fürst eine Geliebte hatte. Auf der anderen Seite wäre sie sicherlich schon befragt worden, wenn so etwas bekannt gewesen wäre.
Er wog die beiden
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