Die Assistentin
war. Val hatte schon genug um die Ohren, also behielt Lane gewisse Dinge lieber für sich. Zum Beispiel die Sache mit Ned Talbert und Rick Bayless. Sie überlegte kurz, ob sie vielleicht ihre Beziehungen spielen lassen und sich Bayless auf diese Weise vom Hals schaffen sollte.
Während des ganzen Treffens piepte Vals Handy. Inzwischen musste sich ein ganzer Berg Nachrichten angesammelt haben. Lane war dankbar, dass inzwischen alle Fäden bei Val zusammenliefen. Er hatte den Überblick; ohne ihn würde bei The Private Concierge gar nichts laufen. Lane war im letzten Jahr so sehr mit den Expansionsplänen beschäftigt gewesen, dass ihr keine Zeit für das Tagesgeschäft geblieben war.
Sie führte immer noch die Beratungsgespräche mit neuen Klienten, die sich für ein Premiumpaket interessierten, und um viele der Top-Kunden kümmerte sie sich nach wie vor persönlich. Doch den größten Teil der Kundenbetreuung, die das Herzstück der Agentur ausmachte, hatte sie Val anvertraut. Die Entscheidung war ihr nicht leichtgefallen. Manchmal fürchtete sie immer noch, dass dadurch etwas verloren gegangen war. Val ging ganz in seiner Arbeit auf, aber auf eine andere Weise, als sie es tat. Für ihn ging es weniger um das Wohlergehen der Klienten als um sein eigenes Vorwärtskommen. Zudem sträubte Val sich gegen die Vorstellung, dass ein Concierge ein Diener im wahrsten Sinne des Wortes war und dass es sich um einen ehrenvollen Beruf handelte. Für Lane waren Bescheidenheit, Höflichkeit und Zuvorkommenheit die Schlüssel eines guten Concierge-Services. Sie sah sich in der altehrwürdigen Tradition der Les Clefs d’Or. Diese erste Berufsvereinigung der Concierges wurde in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts in Paris gegründet. Für Val dagegen war eine Concierge eine Art moderne Lifestyle-Assistentin. Aber er zeigte sich kompromissbereit und schaffte es außerordentlich gut, beide Aspekte miteinander zu kombinieren.
Mit dem Verwaltungsteam, das er aufgebaut hatte, war Lane sehr zufrieden. Ebenso mit der Arbeit seiner Kundendienstabteilung, die die Concierges einstellte und ausbildete. Doch am meisten zählte, dass die Klienten sich nicht beschwerten.
“Gibt es heute schon irgendwelche Nachrichten von Priscilla Brandt?”, fragte Lane. “Wie ist die Geschichte weitergegangen?”
“Anscheinend meint Priscilla, sie kommt allein mit der Situation zurecht. Ich habe gestern mit ihrem PR-Mann gesprochen und ihm empfohlen, dass sie einen Imageberater engagieren soll. Aber ich habe nichts erreicht.”
“Sie braucht einen Psychologen, Val, keinen Imageberater. Sie sollte eine Therapie machen.”
Doch Val redete bereits weiter. “Trudy Love will ihren Vertrag kündigen.”
“Den Vertrag mit uns?” Lane wünschte, sie wäre nicht auch noch an diese Katastrophe erinnert worden. Judge Love war das erste Opfer von Gotcha.com gewesen. Vor ein paar Monaten hatte Giganten-Killer Jack sie in einem schonungslosen Videoclip bloßgestellt. Nahaufnahmen hatten sie zusammen mit ihrem Lover gezeigt. Der Mann war über und über tätowiert gewesen, sodass er sogar nackt aussah, als trüge er Kleidung. Die Richterin dagegen hatte keine Tattoos. Nirgends.
Val war damals so in Wut geraten, dass er Seth Black, den Betreiber der Website, aufgesucht hatte, um ihn zur Rede zu stellen. Wahrscheinlich hatte er geglaubt, ihn einschüchtern zu können. Val war auf eigene Verantwortung zu Black gefahren, ohne vorher mit Lane darüber zu sprechen. Anschließend hatte sie ihm klargemacht, dass er besser nie wieder nach einem Köder schnappte, den diese Aasgeier ihm hinhielten. Doch leider war es bereits zu spät gewesen. Seitdem waren sie eines der bevorzugten Ziele von Gotcha.com.
“Ihre Show wurde abgesetzt”, erklärte Val. “Sie ist völlig am Ende und bekommt nicht einmal mehr einen Job als Anwaltsgehilfin. Sie sagt, sie bräuchte unsere Dienste nicht mehr. Ich kann mir schon vorstellen, warum.”
Er klang verbittert, und Lane verstand ihn. Sie waren alle der Gnade eines erbarmungslosen und allgegenwärtigen Feindes ausgeliefert. “Natürlich lösen wir den Vertrag auf. Wünsch ihr alles Gute. Nein lass, ich kümmere mich selbst darum. Vielleicht können wir ihr bei der Jobsuche helfen.”
Während Val auf seine Stichwortliste schaute, spürte Lane, wie ihr Magen sich zusammenzog. Zuerst begriff sie nicht, dass es Angst war. Als sie ihm zusah, wie er einen Punkt nach dem anderen durchging, fragte sie sich, wie er es schaffte,
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