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Die Aufrichtigen (German Edition)

Die Aufrichtigen (German Edition)

Titel: Die Aufrichtigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Bergh
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recht. Ich habe Maiorinus wirklich ins Haus geschickt, damit er nach Beweisen für das falsche Gutachten sucht. Wenn ich doch nur geahnt hätte, dass die Sache so außer Kontrolle gerät. Ich habe im Wagen auf ihn gewartet. Allmählich wurde ich unruhig, weil es so lange dauerte. Also ging ich ins Haus, um nachzusehen. Da fand ich meinen Bruder tot am Boden. Der Junge war weg. Natürlich hat er ihn ermordet. Wer soll es denn sonst getan haben?«
    »Maiorinus aber schildert die Sache anders!«, sagte Sophie drohend.
    »So denken Sie doch nach! Ich wollte am Mittwoch zu Dr. Albertz, um ihm zu erzählen, was geschehen war. Als ich gerade meinen Wagen parke, sah ich Sie aus dem Haus laufen und mit diesem Umschlag winken und ich hörte Sie ›Frau Spohr, ich habe den Umschlag Ihres Vaters‹ rufen. Da habe ich die Nerven verloren.«
    »Sie hätten mich umbringen können!«, unterbrach ihn Leo.
    »Warum hätte ich Ihnen den Umschlag wegnehmen sollen«, fragte Donatus, »wenn ich die Beweismittel schon gefunden hätte?«
    »Deshalb waren Sie auch am Mittwoch Nacht im Haus des Professors«, sagte Leo.
    Nun wusste er, dass es kein Mantel, sondern eine Benediktinerkutte gewesen war, die ihn auf der Treppe gestreift hatte.
    »In dem Umschlag«, sagte der Pater langsam, »befanden sich nicht die erhofften Beweismittel. In der Nacht zuvor fehlte mir die Ruhe, in dem geheimen Fach im Regal nach ihnen zu suchen. Schließlich lag mein toter Bruder im Raum. Also bin ich am Mittwoch Nacht wieder hin.«
    Der Pater verzog den Mund zu einem Lächeln.
    »Soll ich Ihnen den Umschlag zeigen, um zu beweisen, dass ich die Wahrheit sage?«
    Sophie nickte. Hatte sie das Auflodern seiner Augen nicht bemerkt? Leo packte sie am Arm. Sie drehte sich zu ihm. Diesen winzigen Augenblick nutzte der Pater. Er schnellte vom Stuhl hoch, packte dabei die Armlehne und schleuderte den Schreibtischstuhl auf Sophie. Es gelang ihr nicht mehr auszuweichen. Der schwere Stuhl traf ihren Kopf mit voller Wucht. Sie stürzte zu Boden. Noch im Fallen riss sie die Waffe hoch. Ein Schuss krachte in die Decke. Der Pater sprang über den umgestürzten Schreibtisch und rannte zur Tür. Ohne sich zu besinnen, setzte Leo ihm nach, packte den Tragriemen seiner Notebooktasche, schwang sie schreiend über dem Kopf und ließ sie mit aller Kraft auf den Nacken des Paters sausen. Doch die Tasche prallte ohne jede Wirkung ab, fiel zu Boden wie ein Kissen, das ein Kind im Spiel gegen den Vater wirft. Der Pater drehte sich um. Sein Blick ließ Leos Blut gefrieren. Was hatte er nur getan?
    »Hüte dich!«, zischte der Pater.
    Leo wich zurück. Donatus warf einen der Sessel um, der zwischen ihm und Leo zu liegen kam. Dann riss er die Tür auf und rannte hinaus.
    »Verdammt noch mal!«, stöhnte Sophie. »Er darf uns nicht entkommen!«
    Leo seufzte vor Erleichterung.
    »Hinterher!«, befahl sie.
     
bellum iustum – bellum Deo auctore
Der »gerechte Krieg« war in der römischen Staatslehre und Philosophie seit Cicero geläufig. Nach der Abkehr vom ausnahmslosen Gewaltverbot und der Erhebung des Kriegsdienstes zur Christenpflicht, ist Augustinus der erste Christ, der den gerechten Krieg theologisch begründet. Doch damit nicht genug. Er erfindet den Gotteskrieg, den Krieg in Gottes Namen, den von Gott gewollten, den von Gott geführten Krieg. Die Lehre der Bergpredigt ist damit endgültig ad absurdum geführt.
Augustinus hat Cicero verschlungen, erfuhr in seiner Zeit als Hörer bei den Manichäern von dem angeblichen Kampf zwischen Gut und Böse, erlebte den Niedergang des römischen Reiches, die Eroberung Roms durch Alarich im Jahre 410, den Vandalensturm über Nordafrika 429. Mit wie viel Freude schreibt Augustinus vom Krieg, vom Töten, wenn es nur durch einen höheren Zweck gerechtfertigt erscheint.
Nach seiner Lehre darf man nicht nur töten, um sich zu verteidigen, man darf auch Krieg führen, um andere zu befreien, um andere zu bekehren, um selbst zu herrschen, anstatt beherrscht zu werden. Man darf sogar angreifen, um Ruhm und Reichtum zu erlangen, oder wenn es einem anderen guten Zweck dient, der Sicherung der Grenzen oder nur vorbeugend, um einen möglichen Aufruhr, eine eventuelle Bedrohung im Keim zu ersticken. Auch zur Erweiterung des eigenen Lebensraumes kann ein Krieg gerechtfertigt sein. Der Krieg zur Verbreitung des Glaubens aber, zur Bekämpfung der Unwahrheit, das sei der beste, der köstlichste Krieg, der Gotteskrieg, behauptet der fromme Kirchenlehrer.
Augustinus

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