Die Aufrichtigen (German Edition)
Augustinus Verhaftung im Manichäismus zu, auf solchen Unsinn zu verfallen. Pelagius vertrat die Ansicht, dass es keine Erbsünde gäbe, dass der Mensch bei seiner Geburt weder von dieser belastet sei, noch der Akt der Zeugung und die Geburt den Menschen verunreinigen würden. Pelagius lehnte nicht nur die Säuglingstaufe ab, wozu ohne Erbschuld keinerlei Veranlassung bestand, sondern auch den Gedanken, dass die Seelen der ungetauft gestorbenen Kinder auf Ewigkeit im Saum der Hölle gefangen seien, ohne Aussicht jemals die Herrlichkeit Gottes zu schauen.
Man mag den Grund für die Erbschulderfindung in Augustinus schlechtem Griechisch suchen, weil er die Stelle im fünften Kapitel des Briefs des Apostels Paulus an die Römer falsch übersetzt hat. Man darf aber nicht übersehen, dass es Augustinus ein Dorn im Auge war, Pelagius von den reichsten Familien Roms unterstützt zu sehen, um deren Zuwendungen Augustinus lange Zeit vergeblich buhlte. Diese Familien waren zudem Kaiser Honorius suspekt, der sich durch ihren Einfluss gefährdet fühlte.
Die Lehre des Pelagius wurde in den Jahren 411, 415 und 418 als Häresie verurteilt. Die Pelagianer ereilte dasselbe Schicksal, wie die Donatisten und all die anderen so genannten Häretiker.
Julianus von Aeclanum, ein führender Pelagianer, verspottete Augustinus dennoch furchtlos und nannte ihn patronus asinorum, Schutzherr der Esel. Die Natur könne nichts Schlechtes sein, da sie von Gott selbst erschaffen wurde. Die Erbschuld sei manichäischer Unsinn, mit keinem Wort von Jesus erwähnt und die Sexualität sei der sechste Sinn des Leibes, ein kostbares Gottesgeschenk. Einen Gott, so schreibt Julianus, der Neugeborene verfolgt, der kleine Kinder ins Feuer der Hölle wirft, einen Gott, der solche Verbrechen begeht, könne man sich kaum bei den Barbaren vorstellen.
Julianus von Aeclanum wurde 419 exkommuniziert. Als die Synode von Ephesos den Pelagianismus 431 endgültig ächtete, entzogen ihm auch die Letzten die Unterstützung.
E.A.S.
Karsamstag, 18 Uhr 17; Celsus Wahres Wort
»Ich habe meinen Bruder nicht ermordet«, sagte Pater Donatus.
Er wehrte sich nicht, als Sophie ihm Handschellen anlegte.
»Das können Sie alles dem Kommissar erzählen«, fauchte sie. »Ich muss Sie belehren, dass alles, was Sie sagen, gegen Sie verwendet werden kann. Dass Sie das Recht haben zu Schweigen, wissen Sie sicherlich!«
»Ich bin hier, Sophie«, rief Leo erleichtert.
»Oh mein Gott, geht es dir gut?«
»Alles klar. So ein Glück, dass du uns gefunden hast!«
Sophie lächelte. Dann wandte sie sich wieder dem Pater zu.
»Nach allem, was geschehen ist, ist Leugnen zwecklos. Wir werden nun ganz langsam diesen Ort verlassen. Vergessen Sie nicht, meine Waffe ist noch immer auf Sie gerichtet.«
»Ich weiß, dass Sie mir nicht glauben können, alles spricht gegen mich: der Junge, der gestohlene Umschlag, die Rückkehr zum Tatort! Deswegen bin ich doch geflohen! Aber ich habe ihn nicht getötet. Ich habe meinen Bruder geliebt. Maiorinus muss es gewesen sein!«
»Glauben Sie diesem Teufel kein Wort«, mischte Dr. Albertz sich ein. »Er war es und kein anderer, in seinem verblendeten Irrsinn.«
Er sah in die Runde, um die Wirkung seiner Worte abzuschätzen. Da keiner etwas sagte, fuhr er fort:
»Zuerst dachte ich, er habe es einen seiner Leute erledigen lassen. Nach unserem Telefonat Donnerstag Nacht aber war ich mir sicher, dass er selbst es gewesen ist. Ich bin hergekommen, um ihn zur Rede zu stellen. Damit darf er nicht durchkommen! Das Schwein hat mich in dieses Loch gelockt, hat mich niedergeschlagen und gefesselt. Gegen seine Bärenkräfte konnte ich nichts ausrichten.
»Weil du Bastard dein Schandmaul nicht halten kannst«, unterbrach ihn Pater Donatus. »Ich habe dich gewarnt. Du weißt, was geschieht, wenn du nicht schweigst!«
»Was geschieht dann? Werde ich genauso umgebracht? Ich war dir schon immer ein Dorn im Auge. Der kleine Bastard passte nicht in deine saubere Familie.«
»Sie sollten sich schämen!«, ertönte plötzlich Julias Stimme aus der Dunkelheit. »Ich habe meinen Vater verloren. Meine ganze Familie wurde ausgelöscht. Nur Sie beide sind noch übrig. Also hören Sie auf zu streiten.«
Dr. Albertz und der Pater sahen sie betroffen an.
»Ich fordere Sie auf, Konstantin Spohr«, fuhr Julia fort, »oder wer auch immer Sie sind, wenn Sie meinen Vater ermordet haben, dann sagen Sie mir jetzt warum!«
Pater Donatus senkte seinen Kopf.
»Verzeih‘ mir, Julia, um
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