Die Aufrichtigen (German Edition)
der Pathologe zum Staatsanwalt und schnitt sie vor seinen Augen in Scheiben. Dann wandte er sich an das Auditorium und verkündete, dem Staatsanwalt gerade die Veränderung des Lungengewebes gezeigt zu haben. Es beweise nämlich, dass der Mann an einer Kohlenmonoxyd-Vergiftung gestorben sei. Er schob ein kleines Stück eines jeden Lungenflügels in eine Petrischale, obwohl er sich sicher war, dass man im Labor auch nichts anderes feststellen würde, da man die Leiche immerhin in einer geschlossenen Garage mit laufendem Motor und weit geöffneten Autofenstern gefunden hatte.
»Unwahrscheinlich, dass er tot ins Auto gelegt wurde«, schloss der Mediziner seine Ausführungen, »weil ein Toter ja kein Abgas einatmen kann, nicht wahr?«
Als Sophie das Café betrat, saß Leo schon an einem der Tische. Er stand auf und machte sich bemerkbar. Sophie küsste ihn auf die Wange. Er erwiderte den Kuss nicht.
»So zaghaft?«, fragte sie.
»Was möchtest du bestellen?«, wich er aus.
Sie vertiefte sich in die Speisekarte.
»Wir haben uns bestimmt einen Monat nicht gesehen, nicht wahr? Was hast du gemacht?«, fragte er.
»Es sind genau vier Wochen, Leo. Vier Wochen und drei Tage.«, antwortete sie, ohne von der Karte aufzusehen.
Leo lächelte verlegen.
»Ich habe mich manchmal gefragt, ob es nicht besser gewesen wäre, dich sofort anzurufen.«
Dann legte sie ihre Hand auf seinen Arm.
»Leo«, fügte sie hinzu, »wenn das hier vorbei ist, dann lass uns nochmal über alles reden, ok?«
Sein Herz klopfte. Wie sehr hatte er sich gewünscht, dass sie so etwas sagen würde.
»War doch klar, dass wir uns wieder sehen«, sagte er und wunderte sich, wie selbstverständlich das klang.
Er bestellte Milchkaffe, Sophie ein Baguette mit Käse, das sofort gebracht wurde. Sie biss ein riesiges Stück ab und seufzte.
»Genau das richtige nach einer Obduktion!«
»Du warst bei einer Obduktion?«, fragte Leo. »Na dann guten Appetit.«
»Ich habe mir die Obduktion von deinem Professor angesehen. Alles ganz banal, erdrosselt, fertig. Aber da fehlt noch was. Für mich hat jeder Mord eine Besonderheit, etwas Eigenes, Unvergleichliches. Leider habe ich dafür keine Anhaltspunkte gefunden.«
»Und das Labor?«
»Ach, Leo«, antwortete Sophie mir vollem Mund, »für den Kommissar ist der Fall klar. Sicher wird es irgendwann einen Laborbericht geben, aber er hält ihn nicht für dringlich. Nächste Woche, vielleicht Dienstag, vielleicht Mittwoch.«
»Du glaubst also nicht daran, dass er erwürgt worden ist?«
»Das habe ich nicht gesagt«, entgegnete Sophie schnell. »Kannst du dich noch daran erinnern, was wir damals nach der Obduktion gemacht haben?«
Sie grinste und schlang den Rest des Baguettes hinunter.
Nachdem die Assistenten die Leiche mit Zellstoff ausgestopft und äußerlich wiederhergestellt hatten, war die Obduktion zu Ende. Sophie blieb auf ihrem Platz sitzen und hielt Leo am Arm fest.
»Warte mal!«, sagte sie und strahlte ihn an.
Sie verbrachten den restlichen Tag zusammen. Um das Erlebte schneller zu vergessen, tranken sie zu viel und irgendwann bestand Sophie darauf, dass Leo sie nach Hause begleitete. Die Stadt, in der sie wohnte, war sechzig Kilometer entfernt, doch sie war erst zufrieden, als sie spät nachts im Zug saßen. Dort geschah es dann, er konnte absolut nichts dagegen machen.
Sophie schob ihn in ein dunkles Abteil und zog die Vorhänge zu. Dann ließ sie sich neben ihn auf den Sitz fallen und legte ihre nackten Beine über seine Knie. Sie trug ein kurzes Jeanskleid, das vorn mit silbernen Knöpfe verschlossen war. Leo hatte sich schon während des ganzen Nachmittags vorgestellt, wie einfach es sein musste, es zu öffnen. Sie presste ein wenig unbeholfen die Lippen auf seinen Mund und schob die Zunge hinein. Wie von selbst gingen die unteren zwei Knöpfe des Kleides auf. Er streichelte erst ihr Knie, dann den Oberschenkel. Plötzlich stand Sophie auf und stellte sich vor ihn hin. Ihre schlanke Gestalt schimmerte grünlich in der Notbeleuchtung. Sie öffnete langsam von oben herab das Kleid. Leo warf einen Blick auf die Abteiltür. Doch für ängstliche Gedanken war keine Zeit. Sophie bot ihm freie Sicht auf ihre nackte Haut. Sie trug nichts als einen weißen Baumwollslip unter dem Kleid.
»Findest du meine Brüste zu klein?«
Leo schüttelte den Kopf.
»Gut.«
Mit einer geschmeidigen Bewegung zog sie den Slip aus und warf ihn auf den Sitz. Dann nahm sie seine Hand und legte sie zwischen ihre Beine,
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