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Die Augen des Drachen - Roman

Die Augen des Drachen - Roman

Titel: Die Augen des Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sie hereingebrochen, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als dies hinzunehmen. Der Schankwirt stand da und sah zu und unternahm nichts, um ihnen Einhalt zu gebieten.
    Schließlich ließen sie ihn gehen.
    Nun hatte er Angst um seine Frau … seine Tochter … besonders aber um seinen Sohn Ben, der das Hauptziel für solche Rüpel darstellte. Wenn Ben an meiner Stelle dort gewesen wäre, dachte er, hätten sie von ihren Fäusten Gebrauch gemacht. Sie hätten ihn mit den Fäusten bewusstlos geschlagen … oder noch schlimmer.
    Deshalb, weil er seinen Sohn liebte und Angst um ihn hatte, hatte er ihn geschlagen und ihm gedroht, er würde ihn aus dem Haus jagen, sollte Ben den Namen des Prinzen noch einmal erwähnen.
    Die Menschen sind manchmal komisch.

63
    Was Ben Staad an dieser seltsamen neuen Lage noch nicht verstand, das fand er auf sehr konkrete Weise am nächsten Tag heraus.
    Er hatte sechs Kühe zum Markt getrieben und sie für einen guten Preis verkauft (an einen Händler, der ihn nicht kannte, sonst wäre der Preis vielleicht nicht so gut gewesen). Er ging auf das Stadttor zu, als eine Gruppe müßiger Männer sich an seine Fersen heftete und ihm »Mörder« und »Komplize« und weitaus üblere Schimpfworte nachrief.
    Ben hielt sich recht wacker. Schließlich verprügelten sie ihn ziemlich schlimm - sie waren zu siebt -, aber sie bezahlten dies mit blutigen Nasen, blauen Augen und ausgeschlagenen Zähnen. Ben rappelte sich auf und ging nach Hause, wo er nach Einbruch der Dunkelheit eintraf. Er hatte überall Schmerzen, war aber dennoch im Großen und Ganzen mit sich zufrieden.
    Sein Vater sah ihn einmal an und wusste sofort, was geschehen war. »Sag deiner Mutter, dass du gestürzt bist«, sagte er.
    »Ja, Vater«, sagte Ben und wusste gleichzeitig, dass seine Mutter diese Ausrede nicht glauben würde.
    »Und von nun an werde ich die Kühe zum Markt bringen oder das Getreide oder was sonst zum Markt zu bringen ist … wenigstens so lange, bis die Banken uns das Haus unter dem Hintern wegnehmen.«

    »Nein, Vater«, sagte Ben ebenso ruhig wie er zuvor Ja gesagt hatte. Für einen jungen Mann, der übel verprügelt worden war, befand er sich in einer eigenartigen Verfassung - beinahe fröhlich.
    »Was soll das bedeuten, mir mit einem Nein zu antworten?«, fragte sein Vater wie vom Donner gerührt.
    »Wenn ich mich verstecke und weglaufe, dann kommen sie hinter mir her. Wenn ich meinen Mann stehe, dann werden sie bald die Lust verlieren und sich ein leichteres Opfer suchen.«
    »Wenn jemand ein Messer aus dem Stiefel zieht«, sagte Andrew und verlieh damit seiner größten Angst Ausdruck, »dann wirst du nicht mehr erleben, wie sie die Lust verlieren, Benny.«
    Ben legte seinem Vater den Arm um die Schulter und zog ihn an sich.
    »Ein Mann kann die Götter nicht überlisten«, sagte Ben und zitierte damit eines der ältesten Sprichwörter in Delain. »Das weißt du, Vater. Und ich werde für P… für den, dessen Namen ich nicht mehr aussprechen darf, kämpfen.«
    Sein Vater sah ihn traurig an. »Du wirst niemals glauben, dass er es getan hat, nicht?«
    »Nein«, sagte Ben nachdrücklich. »Niemals.«
    »Ich glaube, aus dir ist ein Mann geworden, ohne dass ich es gemerkt habe«, sagte sein Vater. »Aber es ist traurig, zum Mann zu werden, indem man auf dem Markt von Taugenichtsen verprügelt wird. Und es sind traurige Zeiten, die über Delain gekommen sind.«
    »Ja«, sagte Ben. »Traurige Zeiten.«
    »Die Götter mögen dir helfen«, sagte Andrew. »Und sie mögen unserer unglücklichen Familie helfen.«

64
    Thomas war gegen Ende eines langen, bitteren Winters gekrönt worden. Am fünfzehnten Tag seiner Regentschaft brach der letzte schwere Sturm dieser Jahreszeit über Delain los. Der Schnee fiel rasch und dicht, und lange nach Einbruch der Dunkelheit heulte immer noch der Wind und häufte Schneewehen auf, hoch wie Sanddünen.
    Um neun Uhr in dieser bitterkalten Nacht, als niemand bei klarem Verstand mehr auf der Straße sein sollte, pochte eine Faust an die Tür des Hauses der Staads. Sie war nicht sanft und schüchtern, diese Faust, sondern sie hämmerte rasch und heftig auf das starke Eichenholz ein. Macht auf, und zwar schnell, sagte sie, ich habe nicht die ganze Nacht Zeit.
    Andrew und Ben saßen am Feuer und lasen. Susan Staad, Andrews Frau und Bens Mutter, saß zwischen ihnen und arbeitete an einer Stickerei, die fertiggestellt lauten würde: GOTT SEGNE UNSEREN KÖNIG. Emmaline war schon lange zu Bett

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