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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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offiziellen Antrag wegen der Kameras gestellt?«, fragte John.
    Sie nickte. »Das macht er gerade. Und wir haben Techniker bereitstehen, die die Dinger sofort auseinander nehmen, sobald wir sie in die Finger bekommen.«
    »Also warten wir«, sagte Quentin seufzend. »Ich hasse es, zu warten.« Er starrte auf die Pinnwand. »Kendra, irgendwas in den Datenbanken zu dieser Jahreszahl 1894?«
    Ohne auf den summenden Laptop vor sich zu sehen, schüttelte sie den Kopf. »Bis jetzt nicht. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass das über hundert Jahre her ist. Die meisten Aufzeichnungen aus der Zeit liegen noch nicht in digitaler Form vor.«
    »Was das betrifft«, warf Jennifer ein, »wir sind nicht mal sicher, dass die Jahreszahl 1894 dazugehört. Auch wenn sie auf der Nachricht stand , muss sie nichts zu bedeuten haben. Vielleicht will unser geheimnisvoller Informant nur, dass wir mit der Suche danach Zeit verschwenden.«
    Quentin sah sie lange an, dann sagte er ganz nüchtern: »Sie haben sie geschrieben, Jenn.«
    Sie starrte ihn an. »Was? Nein, habe ich nicht.«
    »Sehen Sie in Ihr Notizbuch.« Seine Stimme klang immer noch gelassen, ja sogar sanft. »Sie werden feststellen, dass eine Seite herausgerissen wurde. Das Blatt, das Sie in Ihrem Auto gefunden haben, passt dazu.«
    Zuerst schien sie nicht nachsehen zu wollen, doch schließlich schlug sie den kleinen schwarzen Notizblock auf dem Tisch auf und blätterte langsam durch die Seiten, die in ihrer ordentlichen Kurzhandschrift beschrieben waren. Sie sahen alle, wie sie stockte. Und sie sahen, wie sie mit dem Finger sanft über die gezackten Reste einer ausgerissenen Seite strich.
     
    Als Maggie Ellen Randall kurz nach Mittag wieder verließ, fühlte sie sich ausgelaugt. Sie fuhr nur bis zum nächsten Parkplatz und hielt dort an. Sie parkte den Wagen absichtlich an einer übersichtlichen Stelle, sodass sie sehen würde, wenn sich ihr jemand nähern sollte. Den Motor ließ sie vorsichtshalber an, während sie sich zweimal vergewisserte, dass sämtliche Türen verriegelt waren.
    Mehrere Minuten lang musterte sie ihre Umgebung, tastete sie auch mit ihren zusätzlichen Sinnen ab. Nichts. Der Platz war praktisch verlassen an diesem tristen Wochentag. Dennoch konnte Maggie sich nicht recht entspannen und sah immer wieder hoch, als sie ihren Skizzenblock aufschlug und die immer noch unvollendete Skizze des Vergewaltigers/Mörders betrachtete.
    Ellen hatte dem, was Maggie bereits wusste, nichts mehr hinzufügen können. Ihre Schmerzen und die Angst waren immer noch so intensiv, dass es Maggie sogar jetzt noch schwer fiel, etwas anderes zu spüren, doch sie versuchte, sich zu konzentrieren.
    Relativ lange Haare. Grob ovales Gesicht – vielleicht. Schwer zu sagen, weil er offenbar immer irgendeine Plastikmaske trug. Augen? Wer wusste, welche Form oder Farbe? Wer wusste, ob die Nase gerade war, sein Mund schmal- oder volllippig? Ob die Ohren hoch oder tief ansetzten?
    Keine der Frauen hatte ihn gesehen. Nicht einmal ein flüchtiger Blick. Sie hatten nur gespürt, was er ihnen angetan hatte. Hatten seinen Körper an ihrem gefühlt, seine Hände, die sie berührten.
    Seine Hände.
    Sich dessen kaum bewusst, was sie tat, schlug Maggie eine neue Seite auf und begann langsam und zögernd zu zeichnen. Ihre Augen war halb geschlossen, erinnerte Stimmen erklangen leise in ihrem Kopf, erinnertes Leiden schmerzte sie.
    … habe gespürt, wie seine Hände meine Handgelenke hielten …
    … er hat mein Kinn angehoben, als ob er meine Kehle sehen wollte, und dann hat er sie berührt …
    … er hat meine Beine auseinander gehalten …
    … stark, so stark. Sein Griff war so kräftig, seine Fingernägel haben mir in die Haut geschnitten, sogar durch die Handschuhe, von denen ich wusste, dass er sie trug, sie haben sich mir bis in die Knochen gebohrt …
    … er hat meine Wange mit dieser widerlichen Sanftheit umfasst, und dann spürte ich seine Zähne …
    … er hat meine Brüste gedrückt, und ich konnte ihn atmen, keuchen hören …
    … seine Nägel haben sich in mich hineingebohrt …
    … er hat mich geschlagen, und ich habe gespürt – – der Ring, den er trug, riss ihr die Haut auf, öffnete einen Spalt entlang ihres Kinns. Sie spürte, wie ihr die warme Feuchtigkeit ihres eigenen Bluts über die Kehle tropfte, spürte ihn über sich hängen wie eine monströse Kreatur aus ihren Albträumen. Ein Teil von ihr war froh, dass er ihr mit dem Nachthemd die Augen verbunden hatte, denn sie

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