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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Bosworth
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schimpfte das Mädchen in Schwarz und drehte sich zu mir.
    »Gott gerettete , meinst du.« Meine Stimme klang zittrig.
    Das Mädchen lachte auf, ein kurzes Prusten. »Du heißt also Mia? Das mit dem Kaffee heute Morgen tut mir übrigens leid. Ich bin froh, dass du was Schwarzes anhast. Ich kann den Fleck nicht mal erkennen.«
    Ich konnte den Fleck sehr deutlich erkennen.
    »Ich bin übrigens Katrina.« Sie streckte mir die Hand hin. Ihre Fingernägel waren in demselben Rot bemalt wie ihre Lippen. In der Farbe eines Stoppschilds. Und in der Mitte ihres Handtellers war eine rötliche Narbe von der Form eines perfekten Kreises zu sehen. Sie sah aus wie eine Brandnarbe. Ein Brandzeichen.
    Ich zögerte, bevor ich ihre Hand ergriff. Warum, wusste ich nicht genau. Vielleicht wollte ich ihre Aufmerksamkeit nicht auf meine Handschuhe lenken, wollte nicht das feuchte Schmatzen hören, wenn sie meine Hand drückte. Oder mir erschien das Ganze einfach zu formell, nachdem wir uns in der Lounge befanden.
    Vielleicht mahnte mich aber auch ihre kreisrunde Narbe zur Vorsicht.
    Als unsere Hände in Kontakt kamen, schloss Katrina die Augen. Dann schnappte sie nach Luft, ließ meine Hand schnell wieder los und schüttelte ihre. Sie zog eine Grimasse, als hätte ich ihr wehgetan.
    »Du hast ihn auf jeden Fall«, sagte Katrina. »Ein Glück, dass ich dich heute Morgen angerempelt habe. Ich habe es da schon gespürt, aber alles ging so schnell, dass ich mir nicht ganz sicher sein konnte.«
    Ich hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Den Funken.« Sie griff in die winzige schwarze Lederhandtasche, die an einem langen Riemen über ihrer Schulter hing, und holte irgendetwas Kleines, Flaches, Rechteckiges heraus. Ein Stapel Karten, die von einem schwarzen Samtband zusammengehalten wurden. Sie mischte sie blitzschnell in der Luft wie ein Zauberer, dann hielt sie mir sie fächerförmig hin, mit der Bildseite nach unten.
    »Zieh eine.«
    »Ist das ein Trick?«
    »Das ist eine Einladung.«
    Ich bewegte mich langsam zur Tür. »Ich muss jetzt in den Unterricht.«
    »Es geht ganz schnell.«
    Die Karten waren größer als normale Spielkarten und sahen weich aus, beinahe antik. Ich entschied mich für eine und zog sie aus dem Stapel. Sie fühlte sich noch weicher an, als sie aussah, wie Stoff. Ich drehte sie um und hielt sie so, dass nur ich sie sehen konnte.
    Ich hatte noch nie Tarotkarten legen lassen, aber schon viele Wahrsager auf dem Venice Broadway dabei beobachtet. Auf der Karte, die ich zwischen zwei Fingern hielt, war ein steinerner Turm abgebildet, der über dem Rand eines Kliffs thronte. In den Turm schlug ein Blitz ein, und Menschen stürzten schreiend von ihm herab. Es hatte den Anschein, als würden mich die Fallenden vorwurfsvoll von der Karte anstarren.
    Ich brauchte die Bildunterschrift nicht zu lesen, um zu wissen, welchen Namen die Karte trug.
    Der Turm.
    Der Tower war der einzige Wolkenkratzer in der Innenstadt, der das Erdbeben überstanden hatte. Es handelte sich bei ihm um das neueste und höchste Gebäude, das als Antwort auf die riesigen Hochhäuser in Dubai errichtet worden war.
    Die Bauarbeiten an der Monstrosität waren nur wenige Monate vor dem Erdbeben abgeschlossen worden, und sie war einfach »Tower« getauft worden, als sei aufgrund ihrer Höhe keine weitere Beschreibung nötig.
    »Zeig sie mir«, forderte Katrina mich auf.
    Meine Kehle war trocken. Als ich die Karte umdrehte, sodass sie sie sehen konnte, machte sie große Augen.
    Sie riss mir die Karte aus der Hand, steckte sie zurück in den Stapel und murmelte vor sich hin, als sie diesen erneut mischte.
    Dann breitete sie die Karten abermals fächerförmig aus. »Zieh noch eine.«
    »Wozu?«
    Sie hielt mir die Karten hin. »Mach schon.«
    Ich erhaschte noch einen Blick auf die rötliche Narbe auf ihrer rechten Handfläche, die von den Karten jedoch größtenteils verdeckt war.
    »Okay, okay.« Ich zog eine weitere Karte aus dem Stapel und schüttelte verwirrt den Kopf. Ich hatte schon einige merkwürdige Tage in meinem Leben gehabt. Einige sehr merkwürdige Tage. Aber dieser Tag schaffte es auf jeden Fall in meine Top Ten.
    Ich drehte die Karte um, damit wir sie beide sehen konnten.
    »Der Turm«, sagte Katrina mit einem Seufzer.
    Ich versuchte, ihr die Karte zurückzugeben. »Netter Trick«, erwiderte ich. »Wie funktioniert der?«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass es kein Trick ist.« Sie starrte mich mit

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