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Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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oben sind ganz viele! Du musst aufhören! Die bringen uns um! Die bringen uns alle um!«
    Jorge war taumelnd auf die Beine gekommen und wischte sich bedrohlich langsam einen Blutfaden aus dem Mundwinkel. Als er den Ausdruck auf seinem Gesicht sah, wurde Thomas ganz schlecht vor Angst. Der Typ war zu allem fähig.
    »Warte!«, rief Thomas verzweifelt. »Bitte warte!«
    Jorge sah ihn an, während hinter ihm mehrere Cranks von oben herunterkamen. Manche sprangen und rollten sich ab wie Jorge, andere ließen sich an den Seilen herunter und landeten auf den Füßen. Alle rotteten sich schnell hinter ihrem Anführer zusammen. Es waren um die fünfzehn Männer und Frauen, ein paar waren Teenager. Alle verdreckt mit zerlumpten Kleidern, die meisten mager und schwächlich wirkend.    
    Minho wehrte sich nicht mehr, und Thomas ließ ihn los. So wie es aussah, blieben ihnen nur noch wenige Sekunden, bevor es zu einem Kampf kommen würde. Mit einer Hand drückte er Minho nach unten, die andere streckte er Jorge in einer versöhnlichen Geste entgegen.
    »Bitte gebt mir eine Minute«, sagte Thomas und versuchte verzweifelt, ruhig zu bleiben. »Es bringt euch nichts, wenn ihr uns … verstümmelt.«
    »Das bringt uns nichts?«, erwiderte der Crank und spuckte einen roten Schleimklumpen aus. »Und ob mir das was bringt! Das bringt mir jede Menge Spaß, das versprech ich dir, hermano .« Und er ballte beide Hände vor dem Körper zu Fäusten.
    Dann machte er eine kaum wahrnehmbare Bewegung mit dem Kopf. Im nächsten Augenblick zogen die Cranks hinter ihm die scheußlichsten Waffen, die man sich nur vorstellen konnte, aus den Tiefen ihrer zerlumpten Kleider. Messer. Rostige Macheten. Lange schwarze Nägel, die vielleicht einmal in einer Eisenbahnschwelle gesteckt hatten. Lange Glasscherben mit roten Flecken an den rasiermesserscharfen Rändern. Ein Mädchen, das nicht älter als dreizehn sein konnte, hatte eine zersplitterte Schaufel in der Hand, deren metallenes Schaufelblatt am Ende so gezackt und scharf war wie eine Säge.
    Thomas wusste auf einmal mit totaler Klarheit, dass er um nichts weniger als das Leben der Lichter flehte. Sie konnten gegen diese Leute nicht gewinnen. Unmöglich. Es waren zwar keine Griewer, aber es gab auch keinen Geheimcode, mit dem man sie abschalten konnte.
    »Hört mir zu«, sagte Thomas, richtete sich ganz langsam auf und hoffte, dass Minho nicht so dumm sein würde, irgendetwas zu probieren. »Ihr müsst etwas über uns wissen. Wir sind nicht einfach irgendwelche hergelaufenen Strünke, die plötzlich bei euch an der Tür auftauchen. Wir sind wertvoll. Lebendig, nicht tot.«
    Der Zorn auf Jorges Gesicht ließ ein wenig nach, und ein Anflug von Neugier zeigte sich darauf. Er fragte: »Was sind Strünke?«
    Fast – aber nur fast – hätte Thomas gelacht. Irgendwie passte es zu dieser völlig surrealen Situation. Er antwortete nicht, sondern sagte nur: »Du und ich. Zehn Minuten. Allein. Um mehr bitte ich nicht. Bring so viele Waffen mit, wie du brauchst.«
    Darüber lachte Jorge tatsächlich, was allerdings eher wie ein wieherndes Schnauben klang. »Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss, Kleiner, aber ich glaube, ich brauche keine.«
    Er machte eine Pause, und es war, als würden die nächsten Sekunden, in denen ihr Leben am seidenen Faden hing, eine geschlagene Stunde dauern.
    »Zehn Minuten«, sagte der Crank schließlich. »Ihr andern bleibt hier und passt mir auf diese Rotzlöffel auf. Ein Wort von mir, und die Todesspiele können beginnen.« Er streckte einen Arm aus und zeigte auf einen dunklen Flur, der an der Seite gegenüber der kaputten Eingangstür lag.
    »Zehn Minuten«, wiederholte er.
    Thomas nickte. Als Jorge sich nicht rührte, ging er vor, auf ihren Treffpunkt und die bis jetzt wichtigste Unterhaltung seines Lebens zu.
    Und vielleicht auch die letzte.

Thomas hörte Jorge dicht hinter sich, als er den dunklen Gang betrat. Es roch nach Schimmel und Moder. Von der Decke tropfte Wasser, was ein unheimliches Echo ergab, das ihn erschreckenderweise an Blut denken ließ.
    »Geh einfach weiter«, sagte Jorge hinter ihm. »Am Ende gibt es ein Zimmer mit Stühlen. Wenn du mich irgendwie angreifst, seid ihr alle tot.«
    Thomas hätte sich am liebsten umgedreht und den Typen angeschrien, ging aber weiter. »Ich bin ja nicht blöd. Diese ganze Macho-Nummer kannst du dir sparen.«
    Der Crank kicherte bloß.
    Nach einigen Minuten kam Thomas endlich an eine Holztür mit einem runden

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