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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Einziger.«
    Erst jetzt bemerkte er, dass sie seine Hand fest umklammert hielt. Sie lockerte ihren Griff, ließ ihn aber nicht los. »Es gibt da ein gutes Zitat: Der größte Trick, den der Teufel je gebracht hat …«
    Niels beendete den Satz: »… war, die Menschen glauben zu lassen, es gäbe ihn überhaupt nicht.«
    »Der größte Fehler, den wir begehen können, ist, zu glauben, dass wir das Ganze ausgerechnet haben. Ich kenne viele Menschen, aber die größten Zweifler, diejenigen, die sich alles andere als sicher sind, wie die Welt und das Universum wirklich zusammenhängen, sind gleichzeitig oft die begabtesten Menschen, die größten Genies.«
    Er sah sie wieder an.
    »Es gibt keinen Gott, alles fing mit dem Big Bang an. Wir können die Temperatur der Welt wie mit einem Thermostat regeln …« Sie schüttelte den Kopf und lächelte ihn an. »Unbeirrbarkeit ist etwas für Dumme. Es braucht eine gewisse Begabung, um zu erkennen, wie wenig wir wissen.«
    »Deshalb wissen wir auch nicht, was mit mir passiert.«
    »Nein. Aber wir können ein System erkennen. So ist es auch mit der Schwerkraft. Wir haben keine Ahnung, warum sie so funktioniert, wie sie funktioniert. Aber wir wissen, dass der Ball wieder zur Erde zurückkehrt, wenn wir ihn in die Luft werfen. Egal, was du machst, Niels. Egal was, du wirst in sechs Tagen doch wieder hier im Rigshospital landen. Am Freitag.«
    Niels sagte nichts. Er startete den Motor. Irgendwie war es befreiend, die Stille zu durchbrechen.
    »Wohin fahren wir?« Hannah ließ seine Hand los.
    Endlich sah er sie an. »In die Ferien. Ich brauche das jetzt.«
    ***
    Richtung Westen Es begann zu schneien, als sie in Richtung Norden aus Kopenhagen hinausfuhren. Aus den Mietskasernen wurden Mehrfamilienhäuser, dann Eigenheime und schließlich Villen, bis irgendwann die Natur übernahm.
    »Nein. Wir fahren nach Westen.«
    Niels nahm die Abfahrt in Richtung Odense. Sie mussten so weit weg wie nur möglich. Im Radio wurde hitzig über das Klimafiasko debattiert. Obama war abgereist. Die Erde würde untergehen, darüber waren sich einige der Diskussionsteilnehmer einig. »Und vielleicht haben wir es gar nicht anders verdient. Wir Menschen, wir Zerstörer.« Die Worte aus den Lautsprechern blieben in der Luft hängen wie die Schneeflocken draußen vor den Scheiben.
    »Sieh doch«, sagte Hannah leise. Wie verzaubert betrachtete sie die unzähligen Schneeflocken, die an ihnen vorbeiwirbelten. »Ob es wohl so ist, wenn man durch den Weltraum schwebt?«
    Die Scheinwerfer ließen die schneebedeckten Felder rechts und links der Straße aufleuchten. »Lass uns ein bisschen Musik hören.« Niels durchsuchte den Stapel der CDs. Milli Vanilli und Nina Hagen in einer gebrochenen Hülle.
    »Guck auf die Straße!«
    »Hast du nichts von den Beatles? Oder Dylan? Irgendetwas, das vor 1975 geschrieben worden ist?«
    »Ich habe nur Musik, die ich nicht gehört habe, als Johannes noch lebte.«
    Er sah sie an. »Wegen des Projekts?«
    »Genau. Und du sollst auf die Straße …«
    Das Auto kam ins Schleudern. Einen Augenblick nur, in dem Niels die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hatte, bis er es wieder ausrichten konnte.
    »Sag ich doch, du sollst auf die Straße achten.«
    Niels lächelte. Hannah zündete zwei Zigaretten gleichzeitig an und reichte Niels eine. Dann ließ sie das Fenster runter.
    »Danke.« Er machte die Musik an. Ein monotoner Poprhythmus, der aber zur Stimmung passte. »Eigentlich auch egal.«
    »Was?«
    »Ob das Auto ins Schleudern kommt. Oder ich die Kontrolle verliere. Du sagst ja, dass ich ohnehin am Freitag im Rigshospital ende. Was ich auch tue.«
    »Nicht ich sage das. Das System tut das. Die Mathematik. Die sagen aber nichts über mich. Und es ist alles andere als sicher, dass auch ich bereit bin …« Sie zögerte.
    Niels sah sie an. »Das bin ich eben auch nicht.«
    ***
    Sie fuhren durch kleine Dörfer, die sich zum Verwechseln ähnlich sahen. Vor den Fenstern die immer gleiche Szenerie: Straßenlaternen, Bahnhof, ein Lebensmittelladen, eine Pizzeria und ein Kiosk, als wären all diese Käffer von ein und demselben Architekten entworfen worden. Der musste verdammt viel zu tun gehabt haben.
    An einer roten Ampel hielten sie an. Es war kein Mensch zu sehen. Nicht einmal in den Fenstern der Häuser brannte Licht. Weder in der Zoohandlung noch beim Arzt, in der Apotheke oder dem örtlichen Pub.
    »Es ist grün.«
    Niels blieb stehen.
    »Niels?«
    Er fuhr an den Straßenrand.
    »Was

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